Zauber aus einem unbekannten Land

Aye Su Kyaw mit traditioneller Musik aus Burma/Myanmar

von Frank Becker

Aye Su Kyaw, Ko Kyaw Mo - Foto © Frank Becker

Traditionelle Musik aus Burma/Myanmar
 
Der Klangkosmos Weltmusik präsentierte das Aye Su Kyaw Trio
 
Mynamar oder Burma wurde im Westen vor allem durch die politische Unterdrückung der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi bekannt und hat sich erst vor kurzem nach einer fast 50-jährigen Militärdiktatur geöffnet und begrenzte demokratische Bestrebungen zugelassen. Aus diesem uralten Kulturland, das zwischen China und Indien, Laos, Thailand und Bangladesh liegt, sich heute eng an die VR China anschließt und bis 1962 britische Kolonie war, musikalische Gäste empfangen zu können ist schon etwas Besonderes.
Der Klangkosmos Weltmusik präsentierte das hervorragende Ensemble um die Virtuosin Aye Su Kyaw an der Bogenharfe Saung Gauk, mit U Maung Dwei an der Flöte und den Fasstrommeln und Ko Kyaw Myo als Rhythmusgeber an Chhing (Cymbal) und dem Schlagholz Pat Waing.
 
Aye Su Kyaw, auch Sängerin des Trios, eine zierliche Schönheit wie aus einem burmesischen Märchen, zeigte höchste Kunst an der einem Schiff ähnelnden Harfe, dessen am Bug angebrachter Mast sich weit zurückbiegt um die zwischen Mast und Heck gespannten 16 Saiten zu halten. Während die rechte Hand die Saiten zupft, verändern die Finger der linken die Spannung der Saiten, um ein reiches Spektrum an Tonhöhen zu erzielen. Die acht mit Fell bespannten Teakholztrommeln nehmen unter den Händen von U Maung Dwei derweil die Melodie in akkurater Abstimmung auf. Elemente der Chinesischen wie der indischen Musik klingen gelegentlich an – und doch, diese Musik hat ihre ganz eigene Rhythmik und Melodik.
Was einfach aussieht, nämlich der von Ko Kyaw Myo geschlagene, bisweilen vorauseilende, dann wieder leicht verzögerte Rhythmus bestimmt das eigentlich Tempo der traditionellen, nicht in Notenschrift überlieferten Lieder. Man muss Sprache und Kultur nicht kennen, um leicht die Stimmung getragener oder fröhlicher Stücke erkennen und aufnehmen zu können. Bei aller Fremdheit ist es Musik, in die man sich hineinfallen lassen kann.
In einem sehr spannenden, rasanten Solo auf den acht der Tabla nicht unähnlichen Trommeln zeigte  U Maung Dwei, was melodisch auf diesen Instrumenten verblüffend möglich ist. Auch an der Flöte (acht Löcher) leistete er von der melancholischen Klage bis zum raffinierten Triller – hier spielten chinesische Einflüsse eine starke Rolle – Erstaunliches.
 
Nach mehr als einem Dutzend unterschiedlichster Melodien aus der Tradition Myanmars, darunter auch ein Vokal-Duett und nach einer Zugabe mit erneutem Flötensolo war man begierig auf mehr Wissen über dies hier weitgehend unbekannte Land und seine Kultur. Das leider nicht zahlreiche Publikum dankte den Virtuosen mit jubelndem Beifall.


v.l.: U Maung Dwei, Aye Su Kyaw, Ko Kyaw Mo - Foto © Frank Becker