Aktuelles aus der Kultur - heute: Ausstellungen

Die Kolumne

von Andreas Rehnolt/Bec.

Foto © Frank Becker

Aktuelles aus der Kultur

Für die Musenblätter zusammengestellt
von Andreas Rehnolt
 
Thema heute: Ausstellungen


Arbeiten von Karl Röhrig im Von der Heydt-Museum Wuppertal

Die Wiederentdeckung des Werks des fast vergessenen Bildhauers ist zugleich eine historische Spurensuche

Wuppertal.
Im Wuppertaler Von der Heydt-Museum ist seit gestern eine Ausstellung zum Werk des in Deutschland eher unbekannten Bildhauers Karl Röhrig (1886-1972) zu sehen. Nach Ansicht des
 
Karl Röhrig, Stehender Mann 1928
Foto © Frank Becker
Museumsleiters Dr. Gerhard Finckh muß Röhrig als einer der bedeutendsten Bildhauer der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts betrachtet werden. Seine Holzskulpturen
"Sonntagsspaziergang" und "Autofahrt", die 1932 entstanden, sind nicht nur humorvolle Satire auf das gesättigte Bürgertum, sondern wie "Der Mann von der Winterhilfe" an Sarkasmus kaum zu überbieten, so Gerhard Finckh.
Röhrig widmete sich darüber hinaus zu großen Teilen seines Werks den kleinen, ja  armen Leuten. Es gelang ihm, der "verspießerten" Gesellschaft und der verlogenen Moral seiner Zeit einen Spiegel vorzuhalten. Mit dieser Pointierung hat sich der Bildhauer mit seinen völlig neuen Arbeitsweisen wie der Materialcollage anderen Künstlern wie etwa Georg Grosz oder Otto Dix als durchaus ebenbürtig erwiesen. Mit seinen kleinformatigen plastischen "Karikaturen" trat Röhrig gleichberechtigt neben die bekannten zeit- und sozialkritischen Malergrößen seiner Zeit.
Zu seinen berühmtesten Werken zählt der oben erwähnte "Mann von der Winterhilfe", der 1933 entstand. In diesem Werk gelang es ihm, "den Nazispießer so zu entlarven", daß keine Fragen mehr übrig bleiben. Er zeigt darin den reichen, beleibten Mann mit Zigarre - ein oft symbolisch eingesetztes Attribut, der glaubt, sich mit einem kleinen Obolus für das Winterhilfswerk nicht nur eine Anstecknadel, sondern auch einen Heiligenschein und einen Freibrief für seine Börsenspekulationen erkauft zu haben, ein Spekulations- später Kriegsgewinnler.
Röhrig selbst vermied das Wort Kunst im Zusammenhang mit seinen Werken und sprach vielmehr von Arbeit. "Meine Arbeit ist nicht von der Politik her inspiriert, sondern von Wahrheit und Menschlichkeit. Ich weiß sicher, daß meine Arbeit der zeitgenössische Ausdruck ist und ihren Wert künstlerisch und kunstgeschichtlich haben wird. Meine Arbeit ist geleitet vom Gefühl der Wahrheit und Ordnung, da war es natürlich, daß sich auch Gesellschaftskritisches dazugesellt hat." Aus dem 1. Weltkrieg, in dem sein Bruder gefallen war kam er als erklärter Pazifist, ja Sozialist zurück, was seine Tagebuchaufzeichnungen belegen und seine folgende Arbeit deutlich macht. Während des 3. Reichs lebte er in der "inneren Emigration", mußte sich jedoch um des nackten Überlebens willen für Brotaufträge mit dem System arrangieren. So arm und mittellos wie während des 2. Weltkrieges, in den er noch als 58-jähriger einrücken mußte, blieb der in München ausgebombte Künstler bis zu seinem Tod im Jahr 1972. Nur Teile seines verstreuten und zum Teil verlorenen bzw. verschollenen Werks sind heute zugänglich. Einige der wichtigsten Arbeiten sind nun bis zum 17. Juni in Wuppertal zu sehen.
 
Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet.

Weiter gehende Informationen zur Ausstellung  hier in den Musenblättern

Am 25. April gibt es ein musikalisch-literarisches Begleitprogramm im Rahmen der Reihe "Kunst³". Informationen   hier.


Ruhrmuseum Essen zeigt "200 Jahre Krupp"
 
Essen - "200 Jahre Krupp - Ein Mythos wird besichtigt" lautet der Titel einer Ausstellung im Ruhrmuseum, die seit Samstag bis zum 4. November zu sehen ist. Rund 1.500 Exponate präsentieren die Geschichte der Familie und der Firma Krupp. Sie zeigen die Produkte der Firma von den berühmten "drei Ringen" über den nahtlosen Radreifen bis hin zu den Waffen, die der "Kanonenkönig" produziert hat. Zudem erzählen die Objekte nach den Worten von Museumsdirektor Heinrich Theodor Grütter die dramatische und wechselhafte Geschichte der Familie Krupp.
Die Schau berichtet zudem auch von den Mitarbeitern, die mit Sozialleistungen und Privilegien ausgestattet eine "einzigartige Firmenzugehörigkeit" entwickelten. Zu den wohl eindrucksvollsten Exponaten der Ausstellung zählen sicherlich der Radsatz einer Dampflokomotive - Baureihe 03, ein Schiffspropeller und ein Feldgeschütz. Etwa die Hälfte der gezeigten Ausstellungsstücke stammt aus dem Historischen Archiv Krupp. Anlaß für die Ausstellung ist das 200. Jubiläum der Gründung der Gußstahlfabrik Fried. Krupp am 20. November 1811. Der 200. Geburtstag von Alfred Krupp, dem Sohn des Firmengründers, wird am 26. April begangen.
 
Die Ausstellung ist montags bis sonntags von 10 bis 20 Uhr geöffnet.
 
 
Kunstsammlung NRW zeigt "Fenster-Bilder" in der Kunst 
 
Ausstellung "Fresh Widow. Fenster-Bilder seit Matisse und Duchamp" ist ab Samstag in Düsseldorf zu sehen
 
Düsseldorf - Unter dem Titel "Fresh Widow. Fenster-Bilder seit Matisse und Duchamp" zeigt die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen K20 seit Samstag eine Ausstellung mit Fenster-Motiven in der Kunst. Das Fenster gehöre seit Jahrhunderten zu den besonders beliebten Motiven, erklärte Kuratorin Maria Müller-Schareck bei der Präsentation der bis zum 12. August terminierten Schau.

René Magritte, La lunette d’approche, 1963
 © VG Bild-Kunst, Bonn 2012, Foto: Hickey-
Robertson, Houston
Zu sehen sind 100 Gemälde, Zeichnungen, Objekte, Skulpturen, Fotografien und Projektionen, die von 1912 bis heute entstanden sind. Die Beobachtung, daß der Blick auf ein Bild dem durch ein offenes Fenster gleiche, hatte schon der Renaissance-Gelehrte Leon Battista Alberti im Jahre 1435 gemacht. Er schuf damit nach den Worten der Kuratorin eine Metapher, die Jahrhunderte lang die Vorstellung von einem Bild prägte, das durch die Regeln der Zentralperspektive organisiert ist und - wie das Fenster - einen Ausschnitt, den Teil eines Ganzen sichtbar macht.
Im 20. Jahrhundert dann wurde das Fenster auf Bildern immer häufiger auch isoliert gezeigt, ohne Ausblick in eine Landschaft oder ohne Bezug zu einer Architektur des Innen- oder Außenraums des Fensters. Das Bild vom "Zimmer mit Aussicht" von Henri Matisse markiert laut Müller-Schareck die Schwelle zwischen Innen- und Außenraum. Die Schau zeigt wunderbare Werke wie etwa "Fresh Widow" von Robert Delaunay, dem die Ausstellung auch ihren Namen verdankt. Das Fenster aus grün bemaltem Holz, Glas und Leder entstand 1920.
Im Verlauf der Jahrzehnte erblindete das Fenster in der Kunst oder zersprang sogar, wie bei René Magritte und verweigerte fortan den Blick auf die Welt, um einer neuen Bildwirklichkeit Raum zu geben, betonte die Kuratorin. In Düsseldorf zu sehen ist  etwa das dreiteilige Bild "Fenstergitter" von Gerhard Richter aus dem Jahr 1968, das Bild "Fenetre" von Robert Delaunay von 1912, das Ölgemälde "La lunette d'approche" von René Magritte von 1963 oder "Blind Window No. 1" von Jeff Wall, das im Jahre 2000 entstand. 
 
Die Ausstellung ist dienstags bis freitags von 10 - 18 Uhr, samstags und sonntags von 11 - 18 Uhr sowie jeden 1. Mittwoch/Monat von 10 - 22 Uhr geöffnet.
 
 
Ausstellung "Ein Koffer für die letzte Reise" in Moers
 
Moers - Die von dem bundesweit bekannten Trauerbegleiter Fritz Roth zusammengestellte Ausstellung "Ein Koffer für die letzte Reise" ist bis zum 27. April im Schloßtheater der niederrheinischen Stadt Moers zu sehen. Die Ausstellung findet im Rahmen des aktuellen Spielzeitmottos der Bühne "Hin und weg" statt, mit dem Tod und Sterben thematisiert werden. Roth hat 100 Menschen einen Koffer zugeschickt mit der Bitte, diesen für ihre letzte Reise zu packen. Die Adressaten waren Frauen und Männer, alte und junge, Künstler und Handwerker, Prominente und Nicht-Prominente.
Alle diese Menschen sollten sich besinnen, auf die Endlichkeit jeden Lebens, auf die Auseinandersetzung mit dem eigenen Tod, auf das, was ihnen persönlich wichtig ist. Herausgekommen sind Reisekoffer für den Weg in den Tod, die so vielfältig sind, wie die Menschen und ihre Biografien, ihre Träume und Weltanschauungen. In der Gesamtschau ergeben die Koffer ein berührendes, faszinierendes Bild dessen, was uns wirklich nahe ist – oder dessen Nähe wir uns wirklich wünschen.
Die Ausstellung ist jeweils 1 ½ Stunden vor Vorstellungen im Schloß oder Studio des Theaters und nach Sonntags-Matineen geöffnet, der Eintritt ist frei.
 


Emschertal-Museum würdigt "Sprache in der Kunst"
 
Herne - "Wortgewand - Sprache in der Kunst" lautet der Titel einer Ausstellung, die am Samstag im Emschertal-Museum - Städtische Galerie im Schlosspark - in Herne eröffnet wurde. Die bis zum 20. Mai dauernde Schau ist eine Ausstellung des Westdeutschen Künstlerbundes. An fünf Ausstellungsorten werden jeweils zwanzig künstlerische Positionen zu sehen sein. Da der Mensch seine Wahrnehmung und sein Denken im Rahmen seiner individuellen sprachlichen Möglichkeiten vollziehe, bestimme die Sprche in ganz wesentlicher Weise das Denken, so die Aussteller.
So sei die Sprache in der Kunst der teilnehmenden bildenden Künstler eine beständige Zutat, ein nicht weg zu denkender Bestandteil ihrer Arbeit. Durch die Unterschiedlichkeit der kooperierenden Orte der Schau und dem sich erstrecken den Zeitraum sei das Projekt so konzipiert, daß in den verschiedenen Häusern durchaus unterschiedliche Kunstwerke zu sehen seien, erklärte Museumsleiter Oliver Doetzer-Berweger. Neben den Ausstellungen wird es Lesungen, Aktionen und Performances geben.
 
Die Ausstellung ist dienstags bis freitags von 10 bis 13 sowie von 14 bis 17 Uhr, samstags von 14 bis 17 Uhr und sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. 
 

Redaktion: Frank Becker