Peinlichkeiten statt Pointen

Das Millowitsch-Theater mit „Bauer braucht Sau“

von Frank Becker
Peinlichkeiten statt Pointen
 
Das Millowitsch-Theater mit „Bauer braucht Sau“
 
 
Der Name Millowitsch zieht, auch noch viele Jahre nach dem Tod des einzigartigen und legendären Kölner Theater-Prinzipals Willy Millowitsch (1909-1999). Er war das Maß der Dinge im Volkstheater und ein Riese des liebenswerten Humors. Seit 1996 liegen die Geschicke der traditionsreichen Kölner Bühne in den Händen von dessen Sohn Peter Millowitsch, der als Co-Autor eines kreativen Duos mit Barbara Schöller schon etliche Stücken für sein Theater verfaßt hat und auch für die Komödie „Bauer braucht Sau“ zeichnet. Die wurde am vergangenen Donnerstag im Remscheider Teo Otto Theater gezeigt. Aber: wo Millowitsch draufsteht, ist nicht mehr Willy drin.
 
Völlig sinnfrei

Das mußten auch die nachsichtigsten Freunde der leichten Unterhaltung im restlos ausverkauften Haus feststellen, auch wenn die Hauptfigur in guter alter Tradition Anton heißt und von einem Millowitsch gespielt wird. Des Bauern Anton Oppenheimer (lieblos: Peter Millowitsch) beste Sau Monika ist geplatzt, weil dessen Bruder Ludwig (passabel und Regie: Claus Janzen) sie als Versuchskaninchen für seine Erfindung der nicht ganz funktionierenden Schlankheits-Frikadelle benutzt hat. Die weitere völlig blödsinnige Handlung zu schildern, in der Klara, die Schwester der beiden mit aufgespritzten Lippen (grauenhaft: Heike Schmidt), eine dämliche Frisöse Monika (süß-doof überzogen: Melanie Steffens), eine völlig sinnfrei auftauchende Bank-Angestellte (ebenso sinnfrei: Carmen Heibrock), und ein kaum sinnreicherer Irrer (dilettantisch: Dmitry Alexandrow) herumgeistern, erspart sich der Rezensent mit einem tiefen Seufzer.
 
Nicht komisch

Es ist, auf einen Nenner gebracht, eine Klamotte, nicht mehr und nicht weniger. Nun gut, es gibt auch lustige, sogar gute Klamotten. Willy Millowitsch hat solche Stücke geadelt. Dies hier aber ist eine schlecht, zusammengeschusterte Klamotte, mit einem schlechten Buch, zudem mit äußerst dünn aufgetragenem Humor, dessen billiger Klamauk bis zur Peinlichkeit breitgetreten wird, mit tausendfach abgenutzten, abblätternden Uralt-Kalauern und zu allem Überfluß liebloser Präsentation. Über weite Strecken blieben vernuschelte Dialoge und für die Handlung "wichtige" Radiomeldungen unverständlich, was ja vielleicht gar nicht sooo schlimm war, denn Pointen gab es nicht, und was man als solche anbot, waren überwiegend Plattitüden gezielt unterhalb der Gürtellinie. Nicht komisch. Wer ein solches Stück auf die Bühne bringt, muß sich die Frage gefallen lassen, für wie primitiv er eigentlich das Publikum hält.
 
In den tiefsten Niederungen

Das Ganze bewegte sich konsequent in den tiefsten Niederungen des Humors und beschreibt sich am besten selbst durch Zitate aus dem Stück: „Gier frißt Hirn“ heißt es ziemlich zu Anfang, was sich passend ergänzen läßt: das Stück auch. „Warum lachen die Leute denn?“, fragt Friseuse Monika am Ende des ersten Aktes. Der Rezensent stellte sich die nämliche Frage. Mögliche Erklärung: aus Verzweiflung. Als sich das Ende schließlich gnädig nähert, äußert Josefine Ackermann, die Bankerin (nein wie originell!) „Mein lieber Herr Oppenheimer, hier gibt es aber eine Menge Bekloppte.“ Dieser Einschätzung ist nichts hinzuzufügen.
Als dann der plump provozierte Klatschmarsch am Schluß so gar nicht aufs nur teilamüsierte Publikum überspringen wollte, sah man einen völlig humorlosen Peter Millowitsch mit barschem Gesicht den Abgang forcieren. Eine Ungehörigkeit gegen die Besucher. Wer unter dem Namen Millowitsch Theater macht, muß sich daran messen lassen. Nein, wo Millowitsch draufsteht, ist leider nicht mehr Millowitsch drin.
 
Ein lange nicht vergebenes Prädikat der Musenblätter ist hier dringend fällig: der Musenblattschuß.
 
Informationen auch unter:  www.millowitsch.de