Mein Herz hüpft, denn du bist da.

Jürg Schubiger | Wolf Erlbruch - "Zwei, die sich lieben"

von Frank Becker

© Wolf Erlbruch
Optimistisches über die Liebe
und das ganze Drumherum



Kunst des Küssens

Zwei, die sich liebten, wollten sich küssen,
doch sie wußten nicht, wie man das macht.
So blieb es denn lange beim freundlichen Grüßen.
Als die Münder sich fanden, was wurde gelacht:
So einfach hatten sie sich´s nicht gedacht.


Kann man das zauberhafter, luftiger, liebenswerter sagen? Ging es Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser nicht schon ebenso? Und wie wundervoll war es, wenn endlich der Knoten geplatzt war. Jürg Schubiger sind diese federleichten, ach so wahren Verse zu verdanken, zu denen ihn die heiteren Zeichnungen Wolf Erlbruchs angeregt haben. Daß sie zusammenkamen, zwei die sich verstehen, ist wiederum dem Peter Hammer Verlag zu danken, der mit diesem kleinen Bilderbuch über die Liebe einen ganz großen Wurf getan hat. Bilder und Worte verschmelzen hier zu einer Einheit, einer Liebeserklärung an die Liebe, für die mir einfach keine andere Vokabel einfallen will, als: genial!

Natürlich wissen wir alle, daß die Liebe eine Himmelsmacht ist - ebenso, daß sich findet, was zueinander gehört, mögen die Unterschiede auch noch so groß sein, die Umstände unüberwindbar erscheinen. So ist es wohl. Wolf erlbruch zeigt es zum Verlieben in seinen Bildern, in denen der Fuchs um die Guns der Gans buhlt, Hund und Katz im stillen Einverständnis sind, Dackel und Goldfisch auch Glas und Wasser nicht trennen können und Elch und Fosch von der Lust an der Lust zusammengeführt werden. Jürg Schubiger hat sich kongenial in diese Sujets hinein gefühlt und ihnen Sprache gegeben. Das ist ihm so schön gelungen, daß mir, dem Leser von Text zu Text, von Bild zu Bild das Herz lacht.
Noch ein Beispiel? Aber bitte sehr:

 In fremdem Land

Es waren zwei in fremdem Land
alleine, so alleine.
Der Himmel war hoch, die Erde war tief.
War da nicht jemand, der leise rief?

Es waren zwei in fremdem Land,
die sahen einander bei Nacht.
Der eine war hier, der andere dort.
Die Welt war aus Stein und ausgedorrt.

Es waren zwei in fremdem Land,
die machten sich auf und davon.
Kamen sie bis nach Kensington?
Ich weiß es nicht, ich glaube schon.



Das Büchlein hat nicht mehr als 16 Bild-Text-Kombinationen, doch wird man einfach nicht müde, sie wieder und wieder zu betrachten und zu lesen. Das hat auch zur Folge, daß ich dies herrliche Buch nicht weggeben werde, wie ich es oft und gerne mit gelesenen Büchern tu. Das behalte ich, denn ich liebe es. Und einen Kuß bekommt es obendrein - den Musenkuß nämlich, die Auszeichnung, welche die Musenblätter gelegentlich an besonders schöne Bücher, Bilder und Musik vergeben.

Jürg Schubiger, Wolf Erlbruch – „Zwei, die sich lieben“

© 2012 Peter Hammer Verlag, Gebunden, Hlableinen, 43 Seiten, ISBN-13: 9783779503712
12,- €
 
Jürg Schubiger, geboren 1936, lebt in Zürich und im Tessin. Studium der Germanistik, Psychologie, Philosophie, Promotion zum Dr. phil. Verschiedene Jobs und Berufe, vom Holzarbeiter in Korsika bis zum Werbetexter und Verleger. Ab 1980 psychologischer Berater in eigener Praxis. Jürg Schubiger erhielt zahlreiche Auszeichnungen. 2008 wurde er mit dem "Hans Christian Andersen Author Award" für sein Werk geehrt.
 
Wolf Erlbruch, geboren 1948, ist Professor für das Fach Illustration an der Bergischen Universität GH Wuppertal. Er ist nicht nur einer der eigenwilligsten, sondern auch einer der wichtigsten deutschen Buchkünstler. 2003 erhielt er den Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises und 2006 den Hans Christian Andersen Award for Illustration.

Weitere Informationen: www.peter-hammer-verlag.de