Freiheit

Wuppertaler Literatur Biennale 2012 vom 6.-16. Juni

von Jürgen Kasten

Freiheit

Wuppertaler Literatur Biennale 2012

 
Vom 6. bis 16. Juni 2012 wird die erste Wuppertaler Biennale an unterschiedlichen Veranstaltungsorten in Wuppertal stattfinden. Treffpunkt für alle ist das Literaturcafé in der City-Kirche Wuppertal-Elberfeld, in der auch alle gelesenen Bücher ausliegen werden. Der Kulturbeigeordnete Matthias Nocke eröffnete die Vorstellung des Programms im Trausaal des alten Rathauses Elberfeld mit den prophetischen Worten: „Hier haben schließlich schon viele glückliche Lebensabschnitte begonnen...“.

Die Ankündigungen der 25 Einzelveranstaltungen sprechen jedenfalls dafür. Sie stehen im Jahr nach dem „Arabischen Frühling“ unter dem Motto Freiheit! Das Thema Freiheit sei auch immer mit der Literatur verknüpft, so der Dramatiker Gerold Theobalt, und habe durchaus einen Bezug zur Stadtgeschichte Wuppertals, in der schon früh eine wirtschaftliche Freiheit angestrebt wurde, später fortgeführt durch die literarischen Schriften Friedrich Engels und in der Neuzeit in der engen Verbindung zu Nicaragua. Für Nicaragua u.a. steht auch Hermann Schulz, ehemaliger Verleger (Peter Hammer Verlag), jetzt Schriftsteller und Vorsitzender des SV Bergisches Land. Er ist einer der Initiatoren der Biennale und betreute auch schon den „Literaturtisch“, einen kleinen Vorläufer der Biennale.
In dessen Rahmen, jetzt „Verlegertisch“ genannt, werden Verlagsvertreter, Autoren und der SV NRW vertreten sein. Sie lassen Autoren aus der Region zu Wort kommen, u.a. Michael Zeller, Christiane Gibiec und Karl-Otto Mühl.
 
Als Besonderheit wird Felicitas Hoppe in der JVA Wuppertal (Jugendgefängnis) aus ihrem neuen Roman „Hoppe“ lesen. Diese Veranstaltung kann – naheliegend - nur von den nicht in Freiheit Befindlichen besucht werden, wird aber von WDR 3 übertragen. Unter dem Titel „Die Freiheit nehm´ ich mir“ findet eine Generation-Stage (Wäre es nicht auch ein wenig un-englischer gegangen?, Anm.d. Redakteurs) statt, bei dem es nicht um Poetry Slams geht, wie Jörg Degenkolb-Degerli erklärt, sondern um generationsübergreifende ernste Texte. Vielversprechend sind auch die Lesungen der Vertreter des „Arabischen Frühlings“: Chalid Al-Chamissi liest aus „Im Taxi“. Er gewährt Einblicke in die Zu- und Mißstände des vorrevolutionären Ägyptens.
Die Journalistin und Romanautorin Samar Yazbek hat mit dem „Schrei nach Freiheit“ eine Chronik des Schreckens aus dem Syrien zu Beginn der Proteste verfaßt. Die Deutsche Übersetzung trägt die Schauspielerin und Regisseurin Ingeborg Wolff vor.
Der Iraker Abbas Khider lebt inzwischen in Deutschland. Er liest aus seinem Roman „Die Orangen des Präsidenten“, der 1989 in seiner Heimat spielt. Spannend ist sicherlich auch Christoph Ransmyars „Morbus Kitahara“, eine Fiktion, in der angenommen wird, daß nicht der Marshallplan zum Wiederaufbau Deutschlands nach dem 2. Weltkrieg zur Anwendung kommt, sondern der Morgenthau-Plan, der Deutschland zur Entindustrialisierung und zur Verelendung führen sollte.
Darüber hinaus wird es 50 Autoren-Lesungen an Wuppertaler Schulen geben, szenische Theateraufführungen und vieles mehr.
 
Die Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller setzt einen weiteren Höhepunkt und - „ja, Joachim Gauck haben wir auch angefragt“, lächelt Matthias Nocke, „eine Antwort steht aber noch aus“. Das Projekt wird mit über 80.000 € veranschlagt, die überwiegend von Sponsoren getragen werden. Als Veranstalter fungiert das Kulturbüro der Stadt Wuppertal mit einem Team um Monika Heigermoser. Entwickelt wurde das Konzept von einem starken Literatur-Netzwerk und dem Beirat Ruth Eising, Anne Linsel, Heiner Bontrup, Hermann Schulz und Gerold Theobalt gemeinsam mit dem Kulturbüro.
Die Eröffnungsveranstaltung am 06. Juni 2012, 19.30 Uhr, findet im Mendelssohn-Saal der historischen Stadthalle statt. Eintritt 12/6 €. Dabei kommen Romanausschnitte von Chalid al-Chamissi und Samar Yazbek zu Gehör, Juliane Ledwoch wird lesen, der Orientexperte Dr. Michael Lüders spricht über den historischen Kontext der Rebellion in Arabien und die Auswirkungen auf Europa und das ganze wird von dem Schönbergensemble der Musikhochschule begleitet.
Wir von den Musenblättern wünschen der Veranstaltung ein reges Zuhörerinteresse, auf daß es vielleicht in zwei Jahren eine Fortsetzung gibt.
 
Das umfangreiche Gesamtprogramm ist unter www.wuppertaler-literatur-biennale.de im Internet abrufbar und liegt als Broschüre an vielen Orten aus. Der Vorverkauf hat bereits begonnen, viele Veranstaltungen sind aber auch bei freiem Eintritt zu besuchen.