Lesungen zur Ausstellung „Karl Röhrig“

Das Von der Heydt-Museum Wuppertal lädt ein

von Beate Eickhoff

Mutter mit Kind - Foto © Frank Becker
Lesungen zur Ausstellung
„Karl Röhrig“
Von der Heydt-Museum Wuppertal,
Bürgersaal
 
22., 24. Und 31. Mai, jeweils 18 Uhr
Eintritt frei


Die Ausstellung „Karl Röhrig“ stellt einen der bedeutendsten, wenn auch wenig bekannten Bildhauer vor. Tätig in den 1920er und 30er Jahren, thematisierte Röhrig schon früh die Verblendung des Volkes durch die Politik, nahm Opportunismus und Dummheit seiner Landsleute aufs Korn. Mit seinen Skulpturen und Tagebucheintragungen, die im Verborgenen bleiben mussten, übte er harsche Kritik – sie hätten ihn unweigerlich ins KZ gebracht.
Parallel zu dieser Ausstellung bieten wir eine Reihe mit Lesungen an: Die Tagebuchaufzeichnungen von Friedrich Kellner und Karl Röhrig sowie der authentische Roman von Hans Jürgen Fenske berichten von den Erfahrungen und dem Widerstand Einzelner und der Propagandagläubigkeit der Masse.
Über die Termine der Lesungen möchten wir gerne informieren und freuen uns über eine Veröffentlichung:
 
22. Mai, 18 Uhr
Friedrich Kellner: »Vernebelt, verdunkelt sind alle Hirne«, Tagebücher 1939-1945
Herausgegeben von Sascha Feuchert, Robert Martin Scott Kellner, Erwin Leibfried, Jörg Riecke und Markus Roth
Lesung und Buchpräsentation mit dem Herausgeber Markus Roth
Der Laubacher Justizinspektor Friedrich Kellner wollte der Nachwelt ein Zeugnis ablegen von der gedankenlosen Unterwürfigkeit seiner Zeitgenossen und den hohlen nationalsozialistischen Propagandaphrasen. Von 1939 bis 1945 schrieb er beinahe täglich seine Kritik am NS-Regime nieder und dokumentierte die vielen kleinen und großen Verbrechen der NS-Diktatur.
Kellners akribische Analyse der Tagespresse, die zusammen mit zahlreichen eingeklebten Zeitungsausschnitten einen Großteil der Tagebücher einnimmt, macht diesen Text zu einer einzigartigen Quelle, die eine neue Sicht auf den Alltag im »Dritten Reich« ermöglicht. Darin unterzieht er die gleichgeschalteten Meldungen einer schonungslosen Kritik und verdeutlicht, wie offensichtlich die Lügen der NS-Presse waren.
 
24. Mai, 18 Uhr:
Autorenlesung Hans Jürgen Fenske: „Wie ich meine Jugend überlebte“
Moderation: Dr. Timm Gatter
Ein authentischer Roman: Max Olgart ist 13, als er 1946 vom russischen Militärtribunal zu zehn Jahren Haft wegen angeblich ‚organisiertem Kampf gegen die Sowjetunion‘ verurteilt wird.
Er kommt ins Lager Sachsenhausen bei Berlin, das die russischen Militär-Mächte wie viele KZs als Gulag weiternutzten. Die Leser begleiten Max in die Haft unter grausigen Bedingungen; erfahren in brennender, klarer Sprache vom Ankämpfen gegen das Aufgeben, von einem immer wieder neuen Akt, Mut zu schöpfen.
 
31. Mai, 18 Uhr
Lesung aus den Tagebüchern Karl Röhrigs mit Museumsdirektor und Kurator der

Dr. Finckh - Foto © Frank Becker
Ausstellung „Karl Röhrig“ Dr. Gerhard Finckh
Der „Mann von der Winterhilfe“ aus dem Jahr 1933 ist das bedeutendste Werk des Bildhauers Karl Röhrig. In diesem Werk gelingt es ihm, den Nazispießer zu entlarven: Er zeigt den reichen Mann, der in dem Bewußtsein, sich mit einem kleinen Obulus für das Winterhilfswerk nicht nur eine Anstecknadel, sondern auch einen Heiligenschein und einen Freibrief für seine Börsenspekulationen erkauft zu haben, dickbäuchig und mit Zigarre im Mund einherschreitet. In seinen Tageaufzeichnungen ist von der Ironie wenig zu spüren, vielmehr hält Röhrig hier kurz und pointiert fest, wie sehr er als Künstler unter der politischen Situation leidet.

Weiter gehende Informationen zur Ausstellung → hier in den Musenblättern
Informationen des Von der Heydt-Museums: www.von-der-heydt-museum.de