„Dinlenti“

Türkische Musik für alle - mit Dilara Baskinci

von Frank Becker

Dilara Baskinci - Foto © Frank Becker
„Dinlenti“
 
Türkische Musik für alle
 
Man darf es als einen gelungenen Versuch bezeichnen, einem durchaus gemischten Publikum klassische und populäre Musik des türkischen Kulturraums näher zu bringen und damit einen Brückenschlag zum besseren Verständnis zu schaffen. In dem aufgrund seiner vielfältigen und internationalen kulturellen Aktivitäten über die regionalen Grenzen bekannten und geschätzten Wuppertaler Café ADA hob die Schauspielerin und Sängerin Dilara Baskinci, die, der Name läßt es erraten, türkische Wurzeln hat, ein Projekt aus der Taufe, das genau dieses Ziel hat – und beim „Testlauf“ am Freitag vergangener Woche spielend erreichte.
 
Gemeinsam mit Musikern des „Royal Street Orchestra“ (Armin Alic, E-Bass – Niko Rondelis, Ud – Chris Huber, Violine – Cornelius Thiem, Cello – Christopher Esch, Gitarre – Max Klaas, Percussion) die bereits Erfahrung mit Musik aus dem arabischen Raum mitbrachten, hat Dilara Baskinci ein umfangreiches Programm zusammengestellt, das in seinen drei Sets versucht, das ganze Spektrum der türkischen Musikkultur zu vermitteln:
a. populäre, auch Pop-Musik („…nicht solche, die man aus tiefer gelegten BMW hört…“) mit Roma-Einflüssen der Region Edirne, der Heimat Dilaras
b. klassische höfische Musik und traditionelle bekannte (Volks-)Lieder zum Mitsingen
c. rhythmisch betonte traditionelle Musik, wieder mit starken Roma-Einflüssen, die zum Tanzen auffordert. „Dinlenti“ (Der Abend) war das Programm übertitelt, das mit Liedern über Liebe, Schmerz, Lebensfreude, Heimweh und Leidenschaft die längst vergessene türkische Tavernenkultur- mit Liedern zum Mitsingen, Tanzen und Träumen miteinander verbindet. Dinlenti ist in der türkischen Sprache zugleich ein Begriff der die Worte ‘zuhören’ und ‘innehalten’ verbindet.
 
„Bir Capkin Dilenci“, „Cok Uzaklarda“, „Kürdilihicazkar“, „Uzun Ince Bir Yoldayim“, „Beyoglunda“ – für den unbereisten Mitteleuropäer hört sich das so fremd an wie nur irgendetwas. Erklingt dann aber die Musik und lauscht man ihr entspannt (Dinlenti), nimmt sie unmittelbar gefangen. Da vereinen sich

Foto © Frank Becker
Wehmut, Temperament, Klage, Sehnsucht und Glück vor dem orientalischen Klang der gestrichenen und gezupften Saiten und dem Rhythmus diverser Handtrommeln – durchaus auch dem deutschen Ohr und Gefühl zugänglich, nicht zuletzt durch das warme Timbre und die ausdrucksvolle Interpretation. In Harmonie mit Rahmentrommel und Ud, Cello und Geige nimmt die schöne Sängerin Dilara Baskinci mit auf die Reise in ihre Heimat und bringt ihren Hörern die Kulturwelt näher, der mittlerweile doch recht viele Bürger unseres Landes entstammen. Das läßt man sich gefallen. Sogar Tango wurde adaptiert – das Tanzpaar Carmen Fabian/Cesar Spengler gab Anschauungsunterricht.
 
Der Abend dauerte – hört man – mit allgemeinem Gesang und Tanz bis tief in die Nacht, ein großer Erfolg also, dem ja eventuell weitere Vorstellungen folgen.
Das Royal Street Orchestra hat zudem soeben eine arabisch betonte CD-Produktion abgeschlossen, die Ende August präsentiert wird: „Visable at given temperature“.