Von Bergkamen, Fußwaschungen und wahrem Eisgenuß

Aus dem Tagebuch

von Erwin Grosche

Foto © Frank Becker
Von Bergkamen, Fußwaschungen
und wahrem Eisgenuß


13. Mai: Joggende Rechtsanwälte laufen bei Regen und Kälte und verklagen Gott für jeden Wetterumschwung.
 
15. Mai: Die Füße wäscht man nicht so gerne, weil sie so weit unten sind.
 
16. Mai: Der große Zeh wird jeden Morgen gewaschen. Da kennen wir nichts.
 
17. Mai: Über Bergkamen: Der Ort schien ihm so weltfremd, daß er gleich seinen Handyempfang überprüfte.
 
18. Mai: Neue Verhaltensregeln vom Eisgenußverstärker: 1. Benutze das Eis wie einen Labello-Stift. Streichle damit deine Lippen. Kalte Lippen werden geschmacksunempfindlich? Warte ab. Wiege das Eis in Sicherheit. Gleich werden deine Lippen wieder aufnahmefähig sein für alles Süße und Kalte. Nun schlag zu wie ein Hai. 2. Du kannst das Eis auch wie ein Mikrophon benutzen. Es vor dir halten und singen: „I scream, you scream, everybody wants ice cream. Rock, oh rock my baby roll.“ Aber warum solltest du das machen? Das wäre ja total albern. Du bist ja nicht blöd. Doch mach es. Eis essen ist albern. Stehe dazu. Treib es auf die Spitze. 3. Vielleicht triffst du einen Apfelesser. Einen armen Apfelesser, der in der Zeit, wo du schlemmst, diesen Apfel knacken muß. Laß ihn nicht leiden. Sag ihm: „Was für einen leckeren Apfel du ißt. Der gibt dir Vitamine und du wirst nicht dick.“ Und lächle dann nicht dabei, wenn du weiter an deinem sündigen Eis leckst.



© Erwin Grosche - für die Musenblätter 2012
Redaktion: Frank Becker