Zensur in/im Ronsdorf (2)

Eine Presseerklärung

von Boris Meißner
Gestern berichteten wir über einen Eingriff durch Zensur in die künstlerische Freiheit des Remscheider Fotografen, Objekt- und Aktionskünstlers Boris Meißner. Wir verfolgen die Sache weiter und veröffentlichen heute eine weitere Erklärung Boris Meißners:

Presseerklärung
 
Zensur in/im Ronsdorf
 
Betr.: "Skurrile Gestalten" Barbara Held und Boris Meißner
kirchArt-Ausstellung der Ev.-ref. Gemeinde Wuppertal-Ronsdorf Kurfürstenstr. 13, 42369 Wuppertal-Ronsdorf - im Café Calvin 27.04.-17.06.2012
 
„Im Vorfeld eines Familiengottesdienstes und auf die Reaktion einiger Gemeindeglieder hin, habe ich als Hausherr das Exponat abgehängt“, teilt mir Pfarrer Jochen Denker heute per e-mail mit.
 
Gemeint ist eine Barbie-Assemblage mit dem Titel „KuKluxKlan-Barbie“, die mit weiteren 18 Barbie-Assemblagen seit Beginn der Ausstellung im Café Calvin zu sehen war.
 
Durch einen Zufall erfuhr ich am 20.04. von der ‚temporären’ Abhängung.
 
Dass dieser unerhörte Eingriff -ohne mein Wissen-, ohne jedwede Information- still und heimlich - vorgenommen wurde, veranlasste mich die Präsentation mit dem heutigen Tag, dem 21.05. zu beenden.
 
Nachdem ich vorab über den Unmut einiger Gemeindemitglieder informiert wurde, schlug ich den kirchArt-Organisatoren -schriftlich am 12. Mai- eine öffentliche Diskussion mit den Beteiligten vor.
Zwei Termine konnten nicht organisiert werden, ein dritter wurde mir nicht genannt.
 
Die Barbie-Assemblagen wurden in den vergangenen Jahren in Wuppertal/Hamm/Köln/Solingen in Galerien und Bibliotheken ausgestellt... (Galerie Blickfang, Galerie artclub, Köln).
 
Mir zeigt dieser vorgenommene Eingriff in eine bestehende Ausstellung ein offensichtlich stark gestörtes Verhältnis der Verantwortlichen zur Freiheit der Kunst. Das darf/muss Zensur genannt werden und soll nicht widerspruchslos hingenommen werden.
 
Für skandalös halte ich es, dass eine (vermutete) Minderheit der Gemeindemitglieder diese Zensurmaßnahme provozieren konnte.
 
Zensur kennen wir aus unserer Vergangenheit, aus den USA, der Sowjetunion, aus evangelikalen Kreisen ebenso wie aus fundamentalistischen islamischen Staaten.
 
Gleichermaßen zornig wie betrübt
 
Boris Meißner,
Remscheid, 21. Mai 2012
 
 
PS:  Einen Kommentar zu diesem Geschehen finden Sie im Internet-Kultur-Magazin: www.musenblaetter.de  
 
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Anmerkung der Redaktion: Wie uns zuverlässig bekannt wurde, fand Boris Meißner das in der Tat "temporär" abgehängte Kunst-Objekt "KuKluxKlan-Barbie" am Morgen nach seiner ersten an die Presse versandten Erklärung wieder in die Ausstellung gehängt. Man - wer auch immer war einsichtig zurückgerudert. Eine (Rons)Dorf-Posse.
Herr Meißner hat dennoch, um seinen Protest über den Eingriff in seine künstlerische Freiheit deutlich zu machen, alle seine Objekte aus der Ausstellung entfernt. Eine Erklärung der Evangelischen Kirchengemeinde liegt uns nicht vor.