Zensur in/im Ronsdorf (3)

Eine Stellungnahme des Kirchenverantwortlichen

von Jochen Denker/Red.

© Boris Meißner
Liebe Leser,

möglicherweise haben Sie mit Interesse den Streit um ein aus einer Ausstellung in kirchlichen Räumen in Wuppertal-Ronsdorf abgehängtes Kunstobjekt mit dem Titel "KuKluxKlan-Barbie" (Bild links) verfolgt, über den wir in den vergangenen Tagen an dieser Stelle berichtet haben. Auf unsere Bitte nahm Pfarrer
Dr. Jochen Denker von der Ev. Reformierten Gemeinde Ronsdorf dazu Stellung. Lesen Sie hier die Darstellung dazu aus seiner Sicht :

"Lieber Herr Becker,
 
vielen Dank für Ihre mail und Ihre Rückfrage, auf die ich leider erst jetzt antworten kann.
 
Die Ku-Klux-Klan Barbie habe ich nach Rücksprache mit dem Presbyterium aus Anlass eines Familiengottesdienstes und einer Trauung, die im Foyer des Gemeindehauses einen Sektempfang machte abgehängt.  Was sicherlich "schief gegangen" ist, ist die Kommunikation mit dem
Künstler.
Es muss aber offen gesagt werden, dass das Gemeindehaus unserer Gemeinde keine Galerie ist. Die Aussteller mieten das Haus nicht und wir sind an evtl. Verkäufen nicht beteiligt. Dass wir Hausherrenrecht abgetreten hätten, sehe ich nicht.
Es finden in diesem Haus Gemeindeveranstaltungen, Kindergottesdienste, Beerdigungsnachtreffen, Hochzeitsfeiern etc. statt. Das ist der vorrangige Zweck dieses Hauses.
Es hat eine ausführliche interne Auseinandersetzung mit der Ausstellung gegeben, in der auch die Frage nach der "Freiheit der Kunst" als hohem Gut eine wichtige Rolle gespielt hat. Die Irritationen, die die Ku-Klux-Klan-Barbie bei etlichen ausgelöst hat (wegen des Kruzifixes in der Hose, das die religiösen Gefühle verletzte) hat uns im Endeffekt zu der Entscheidung geführt, dass wir dieses eine Exponat zu den angesprochenen Anlässe abgehangen haben, da wir der Überzeugung waren, dass besonders dieses ein erläuterungsbedürftiges Exponat ist. Wer ins Gemeindehaus kommt,
bekommt aber keine "Führung" und Erläuterung. Diese Entscheidung ist streitbar und umstritten und damit kann ich gut leben.
 
Was ich nicht akzeptieren will ist der nun erfolgte pauschale Rundumschlag mit diffamierenden Parallelen, als sei mein Vorgehen mit nationalsozialistischer Zensur vergleichbar oder entspräche auch nur annähernd den Gewaltexzessen radikalisierter Islamisten im Karikaturenstreit. Wem helfen diese Unterstellungen eigentlich? Was soll mit ihnen erreicht werden? Welche Reflexe werden da bedient?
 
Jede Freiheit ist ein hohes Gut! Keine Freiheit ist eine abstrakte Freiheit, auch nicht die Freiheit der Kunst.
 
Gerne bin ich bereit auch in einer öffentlichen Veranstaltung in Ronsdorf, wenn das gewünscht ist, Stellung zu nehmen. Von besonderem Interesse hierbei ist für mich - nach Klärung der bedauerlich misslungen Kommunikation, deren Ursache sicher auch bei mir liegt - die gewählte Form der Auseinandersetzung (in Mail, Presse und Internet), die ich mit Verlaub "daneben" finde, weil
sie mir nicht mehr das Interesse an wirklicher Verständigung zeigt, sondern in mehr als schlichtem Schubladendenken zu Enden droht.
 
Umso mehr danke ich Ihnen, dass Sie Ihrerseits um eine Stellungnahme von mir gebeten haben.
 
Mit freundlichem Gruß
Jochen Denker"