Kulturexperten plädieren für Fortdauer der Opern-Ehe Düsseldorf/Duisburg

Diskussion im übervollen Theater der Revierstadt

von Andreas Rehnolt
Kulturexperten plädieren für Fortdauer
der Opern-Ehe Düsseldorf/Duisburg
 
Diskussion im beinahe 100 Jahre alten und übervollen Theater der Revierstadt
 
Duisburg/Düsseldorf - Kulturexperten aus Nordrhein-Westfalen haben sich bei einer Informationsveranstaltung im Duisburger Theater für die Fortdauer der seit Jahrzehnten erfolgreichen Opern-Ehe zwischen Düsseldorf und Duisburg ausgesprochen. Im übervollen Theater der Revierstadt, das im Herbst seinen 100.  Geburtstag feiern wird, plädierte der Düsseldorfer Kulturdezernent Hans-Georg Lohe für eine Fortsetzung der Kooperation, die bei einer Aufkündigung durch den Duisburger Stadtrat im Jahr 2014 enden würde.
Duisburg sollte alles dafür tuen, damit die Opern-Ehe weiter bestehen kann, sagte Lohe. Für den Fall, daß sich der Rat der Stadt Duisburg am 25. Juni für ein Ende der Kooperation nach Auslaufen der geltenden Verträge aussprechen sollte, kündigte der Düsseldorfer Kulturdezernent an, in Gesprächen mit anderen Städten "neue Wege für die Optimierung" der Düsseldorfer Rheinoper suchen zu wollen. Gleichzeitig verwies Lohe auf das Bekenntnis des Düsseldorfer Rates, die Rheinoper weiterhin auf hohem Niveau anbieten zu wollen. 

Dieter H. Vogel, der Vorsitzende des Freundeskreises der Deutschen Oper am Rhein, erklärte, daß die von der Stadt Duisburg vorgesehenen Einsparungen im Kulturetat in Höhe von 11 Millionen Euro jährlich "auf Dauer nicht über eine Industrie-Beteiligung zu finanzieren" wären. Er forderte die Verantwortlichen in der Duisburger Politik auf, sich zur Kultur zu bekennen. Christian Esch, Direktor des NRW-Kultursekretariats machte die Unterfinanzierung der Städte für die Geldprobleme verantwortlich. Zugleich warnte er davor, den Ast der Kultur, der noch im Kulturhauptstadtjahr 2010 zu oft beschworen worden sei, zu stutzen.
Durch Kürzungen und Abschaffungen lange bewährter und erfolgreicher Kultur-Kooperationen wird den Städten nach Überzeugung von Esch "Qualität entzogen." Hochwertige Kultur sei für die Bürger einer Stadt notwendig, auch zur Identifikation, betonte der Experte. Frank Peter Zimmermann, einer der bekanntesten Geigenvirtuosen Deutschlands und gebürtiger Duisburger erklärte auf dem Podium, schon sein Vater und Großvater hätten bei den Duisburger Philharmonikern gespielt. "Dieses Orchester, diese Oper, da bin ich mit groß geworden. Ohne diese Oper hier wäre ich nie das geworden, was ich heute bin", bekannte der Musiker unter Tränen.

Zum Auftakt des Informations- und Diskussionsabends hatten rund 200 Duisburger Kinder die Verantwortlichen in der Stadt musikalisch daran erinnert, daß sie ihnen gegenüber seit vielen Jahren die Wichtigkeit des Orchesters, des Theaters und der Oper betont hätten. "Dies war ein Versprechen und Ihr wollt es brechen", sangen die Kinder auf der Bühne des Duisburger Theaters. Außerdem hieß es in dem vielbeklatschten Lied: "Zeigt den Leuten, die regieren, daß sie nichts kapieren." 
Duisburgs Kulturdezernent Karl Janssen erklärte am Donnerstagabend, wenn es nach ihm ginge, müsste der Kulturetat in Duisburg von derzeit 35 Millionen Euro jährlich verdoppelt werden. "Kultur ist die Seele einer Stadt", so Janssen weiter. Er kritisierte unter anderem, daß sich die Stadt nicht schon vor 2 oder 3 Jahren für Kultur stark gemacht habe und daß bei der Diskussionsveranstaltung keiner der zahlreichen Kandidaten für die anstehende Oberbürgermeisterwahl im Theater anwesend war.
Im Vorfeld der Veranstaltung hatte der Kulturdezernent betont, er wolle das Dreispartentheater in der Revierstadt erhalten. Allerdings solle das Theater im Zentrum der Stadt nicht mehr im Eigenbetrieb geführt werden. Es würde weiterhin Schauspiel, Ballett und Oper geben, aber nicht mehr die gewohnten Produktionen, sondern lediglich Gastspielangebote, die preiswerter wären. Das eingesparte Geld will Janssen nach eigenen Worten unter anderem für die Sicherung anderer Kulturangebote in der Stadt nutzen.