Ein glanzvoller Abend mit Schumann, Mozart und Enescu

Das 10. Philharmonische Konzert wurde zum überzeugenden Votum für die Bergischen Symphoniker

von Frank Becker

Ein glanzvoller Abend mit
Schumann, Mozart und Enescu
 


Das 10. Philharmonische Konzert wurde zum
überzeugenden Votum für die Bergischen Symphoniker
 
Remscheid. „Ruhe der Kindheit! Himmlische Ruhe! Wie oft steh´ ich stille vor dir in liebender Betrachtung, und möchte dich denken! (...) Ja! ein glücklich Wesen ist das Kind, solang es nicht in die Chamäleonsfarbe der Menschen getaucht ist. - Es ist ganz was es ist, und darum ist es so schön. Der Zwang des Gesetzes und des Schicksals betastet es nicht! Im Kind ist Freiheit allein. - In ihm ist Frieden! Es ist noch mit sich selber nicht zerfallen. Reichtum ist in ihm; es kennt sein Herz, die Dürftigkeit des Lebens nicht. Es ist unsterblich, denn es weiß vom Tode nichts. Aber das können die Menschen nicht leiden. Das Göttliche muß werden, wie ihrer einer, muß erfahren, daß sie auch da sind, und eh es die Natur aus seinem Paradiese treibt, so schmeicheln und schleppen die Menschen es heraus, auf das Feld des Fluchs, daß es wie sie im Schweiße des Angesichts sich abarbeite. Aber schön ist auch die Zeit des Erwachens, wenn man nur zur Unzeit uns nicht weckt." Das schreibt Friedrich Hölderlin 1797 in seinem „Hyperion“.

Zurück eben dorthin, ins Kinderland führten am vergangenen Mittwoch gefühlvoll die Bergischen Symphoniker, das Gemeinschaftsorchester der Städte Remscheid und Solingen, unter ihrem GMD Peter Kuhn das völlig verzauberte Publikum beim 10. Philharmonischen Konzert, dem letzten der Saison vor restlos ausverkauftem Haus - ein deutliches Votum der Remscheider für ihr von Einsparungsmaßnahmen bedrohtes Orchester. Fünf Stücke Robert Schumanns aus dessen „Album für die Jugend“, W.A. Mozarts Violinkonzert Nr. 4, George Enescus Orchestersuite Nr. 3 „Villageoise“ und der erneut unter Beweis gestellte hohe Rang der Symphoniker machten es möglich. Zierlich und doch erhebend eröffneten die fünf Schumannschen Petitessen den brillanten Abend - blumig, duftig, einfach zauberhaft, Miniaturen von hohem Genußwert. 

Daß die Symphoniker klug zu wirtschaften verstehen, zeigte sich in der Wahl des hervorragenden Solisten für Mozarts Violinkonzert: kein teuerer Gast war eingeladen, man konnte den Platz hochkarätig mit eigenen Kräften besetzen: präsentiert wurde Mihalj Kekenj - er ist 1. Konzertmeister des Orchesters. Trotz einer heftigen Grippe-Erkrankung setzte er mit seiner ergreifenden Interpretation eigene Akzente, berührte, ja wärmte. Sowohl die Tiefe als auch die Heiterkeit der Komposition sprangen als Funke auf die Hörer über, die mit jubelndem Applaus dankten. In die Kerbe einer Pressemeldung der Industrie- und Handelskammer der Bergischen Region zum Bestand des Orchesters schlug Peter Kuhn, der in seiner Einführung zu George Enescus Suite dessen pastorale Szenen als „rückhaltlos üppig und verschwenderisch“ bezeichnete und unter Beifall ergänzte: „Er kennt keine Sparmaßnahmen.“ Die IHK hatte am Mittwoch gemeldet: „Zumindest unsicher sei auch die eingeplante Einsparung durch die Kündigung des Gesellschaftsvertrags der Bergischen Symphoniker. Es sei völlig offen, ob die Stadt den Vertrag einseitig kündigen dürfe.“

Üppig und so kurzweilig wie Peter Kuhns Einführung wurde dann auch die höchst beeindruckende Aufführung der impressionistischen Suite, deren Nähe zu Zeitgenossen wie Ravel und Debussy ebenso ohrenfällig ist wie die sehr deutlichen Hinweise darauf, wo sich einst der große Leonard Bernstein bedient haben mag, als er „On the Town“ komponierte. Stück und Interpretation machten auf mehr von Enescu neugierig und unterstrichen abermals die künstlerische Unersetzlichkeit der Bergischen Symphoniker.