Gewissenhafte Bedienung

Eine dänische Anekdote aus dem Jahr 1950

von ***


Gewissenhafte Bedienung
 
Eine dänische Anekdote aus dem Jahr 1950
 
Das kleine Dänemark besitzt eine geradezu unglaubliche Menge von Privat-Eisenbahnen, die sich zu einem nicht geringen Teil in einem ziemlich antiquierten Zustand befinden, sodaß man eine Fahrt auf diesen kleinen ländlichen Nebenbahnstrecken noch wochenlang in den Knochen verspürt.
Vor einigen Wochen kam ein Landwirt mit einer Kiste Sommeräpfel zu einer Station im westlichen Jütland, deren Privatbahn einen besonderen Ruf für »sanfte Beförderung« genießt. Die Kiste sollte nach Kopenhagen geschickt werden und der Landwirt fragte den diensttuenden Beamten, was das wohl an Fracht kosten würde.
»Einen Augenblick mal«, sagte da der Beamte, der die Kiste in Empfang nahm, »ich glaube nicht, daß die Kiste stabil genug ist, um heil nach Kopenhagen zu kommen, aber das werden wir gleich mal feststellen!«
Und ehe der Besitzer es verhindern konnte, hatte der Beamte die Kiste ergriffen und sie mit einem Bums auf den Boden geworfen.
»So geht es ihr, wenn sie eingeliefert wird«, murmelte er vor sich hin, »und das geschieht, wenn sie in einen Waggon verladen wird!« Wieder ließ der gewissenhafte Mann die Kiste auf den Boden knallen. »Und so geht es jedem Paket, das auf die Fähre, die über den Großen Belt fährt, verladen wird...« Zum dritten Mal landete die Kiste mit einem großen Krach auf dem Steinboden. Aber diese Kraftprobe war zuviel - die Kiste platzte auseinander und die Äpfel rollten munter im Raum umher.
»Das hab’ ich mir doch gleich gedacht«, rief der Beamte begeistert, »die Kiste wäre nie im Leben heil nach Kopenhagen gekommen. Sie können von Glück sagen, daß Sie vorher zu mir gekommen sind, ein anderer hätte sie vielleicht angenommen - und dann wäre die Schweinerei unterwegs passiert!«