Ein Kosmos der Töne

Martin O. - Meister des akustischen Timings

von Frank Becker

Foto © Martin O.

Ein Kosmos der Töne
 
Der Stimmakrobat Martin O. - Meister des akustischen Timings
 
A cappella, na klar - aber wie! Der Schweizer Stimmbandkünstler Martin O. erweitert mit seiner One-Man-Show „Der mit der Stimme tanzt“ neue akustische Horizonte – und öffnet seinen amüsierten Zuhörern die Ohren für gänzlich neue Klangerlebnisse. In seinem Kosmos der Töne verschmelzen Orient und Okzident, Wort und Klang, Geräusch und Geste.
 
In Martin O.s akustischem Gemischtwarenladen bekommt man alles: Pop und Klassik, Gregorianik und Rap, Jodeln und Japanisch, Oper und Ohrwürmer. Solo-Instrumente und ganze Band-Besetzungen läßt er ebenso aufmarschieren wie Meeresrauschen oder das Vogelgezwitscher eines Frühlingsmorgens erklingen. Da kann man für Momente die Augen schließen und einfach an die Illusionen glauben, die er einem schenkt. Schaut man aber auf den agilen, schlanken Mann und hört man seinen humorvollen Erläuterungen zu, erkennt man dahinter die große Kunst der Stimmbandbeherrschung und das Wichtigste: sein perfektes Timing.
Denn davon und vom punktgenauen Einsatz der Loops eines Samplers hängt die Polyphonie seiner kunstvollen Klangwelten ab. Damit produziert Martin O. den „eingeschwyzerten“ Police-Song „Every Breath You Take“, läßt den täglichen Verkehrs-Wahnsinn auf der Autobahn hörbar werden, oder er singt mit sich selbst den vielstimmigen Kanon plus Instrumentalbegleitung „Ein heller Morgen“. Dem bis zum Überdruß im Radio abgenudelten Europe-Hit „The Final Countdown“ gibt Martin O. durch seine City-Slickers-Version und mit einem Kuhglocken-Spiel – er visualisiert das elegant mit den Händen – ein neues Gesicht.
Er „spielt“ Antonio Vivaldis „Winter“ aus den „Vier Jahreszeiten“ ohne Respekt, aber mit viel Witz und neuem Text, er zeigt sich im spielerischen Austausch mit dem Publikum als Spontan-Komponist, Scatter und Doowopper. In einem zauberhaften Opern-Dialog übernehmen ganz einfach die Hände die Rollen der Sänger, er beherrscht Baß und Falsett, und auf der Geige kann er auch kratzen. Das ist dann aber ebenso wie seine etwas peinliche und langatmige Parodie auf die japanische Sprache ein bißchen zu viel.
Hingegen platzende Finanzbläschen und fallende Aktienkurse hörbar und Töne gestisch sichtbar zu machen, Schwyzer- und Berndeutsch gültig neben afrikanische Rhythmen und Klänge zu stellen, hat das Charmante, das Martin O. seinen Erfolg – u.a. den Deutschen Kleinkunstpreis 2012 - beschert und die Herzen öffnet.
 
Weitere Informationen: http://www.martin-o.ch