Eines der schönsten Jazz-Alben wieder auf Vinyl zu haben

Michel Legrand & Miles Davis - "Legrand Jazz"

von Frank Becker
Le grand Jazz
 
Eines der schönsten Jazz-Alben
wieder auf Vinyl zu haben
 
Es war ein seltenes und daher bis heute bemerkenswerten Zusammentreffen zur ganz großen Zeit des Jazz, als der 26-jährige französische Dirigent und Arrangeur Michel Legrand im Juni 1958 beinahe die ganze Elite des US-Jazz in einem New Yorker Studio versammelte und in nur drei Tagen für das Label Columbia die LP „Legrand Jazz“ einspielte. Die Liste der Mitwirkenden spricht für sich: Phil Woods, Gene Quill (Altsaxophon); John Coltrane, Seldon Powell, Ben Webster (Tenorsaxophon); Jerome Richardson (Baritonsaxophon, Baßklarinette); Teo Macero (Baritonsaxophon); Frank Rehak, Bill Byers, Jimmy Cleveland, Ernie Royal, Art Farmer, Donald Byrd, Joe Wilder, Miles Davis (Trompete, Flügelhorn); James Buffington (French horn); Eddie Bert (Posaune); Major Holly (Tuba, Baß); Herbie Mann (Flöte); Betty Glamann (Harfe); Eddie Costa, Don Elliot (Vibraphon); Barry Galbraith (Gitarre); Bill Evans, Nat Pierce, Hank Jones (Klavier); Milt Hinton, Paul Chambers, George Duvivier (Kontrabaß); Kenny Davis, Osie Johnson, Don Lamond (Schlagzeug).

Columbias Künstlerischer Direktor Nat Shapiro nannte es damals eine „experimentelle“ Plattenaufnahme. Das sind teils enorm geschmeidige, durchweg eingängige und rhythmisch mitreißende Arrangements, die vor 54 Jahren den Weg für neue Hörgewohnheiten öffneten. Hört man die 11 Titel auf der 180 g-Vinyl-Neuauflage in DMM von WaxTime heute (ein Bonus aus dem Jahr 1953 wurde zusätzlich in die aufgenommen), ist das seinerzeitige Gefühl des grenzüberschreitenden Versuchs längst eben diesen Hörgewohnheiten gewichen, die der moderne Bigband-Sound Legrands mitgebracht hat. Es gibt natürlich auch hier Lieblingsstücke, zu denen die beiden grandiosen „`Round Midnight“-Versionen mit Miles Davis und der zauberhaft arrangierte „Jitterbug Waltz“ auf der A-Seite und auf der B-Seite „A Night in Tunisia“ gehören, das – hier spielt die Besetzung natürlich eine Rolle – sehr an die beste je eingespielte Aufnahme des Dizzy Gillespie-Titels mit „Saxes Inc.“ erinnert. Ein Bonbon ist auch der Bonus-Titel „In a Mist“, der sich trotz der fünf Jahre Zeitunterschied nahtlos ins Konzept einfügt.
„Legrand Jazz“ ist eines der schönsten Alben dieser Zeit und überhaupt. Wir verneigen uns dankend in Richtung des Labels WaxTime und verleihen der Platte unser Prädikat: den Musenkuß.
 
A-Seite:
1   Wild Man Blues 3:22 (Louis Armstrong-Jelly Roll Morton)
2   Round Midnight 2:59 (Thelonious Monk-Cootie Williams-Bernie Hanighen)
3   The Jitterbug Waltz 5:17 (Fats Waller)
4   Django 4:13 (John Lewis)
5   Nuages 2:23 (Django Reinhardt)
6   Round Midnight 5:47* (Thelonious Monk-Cootie Williams-Bernie Hanighen)
B-Seite
7   Rosetta 7:16 (Earl Hines-William Henri Woode)
8   Don T Get Around Much Anymore 2:34 (Duke Ellington-Sidney Keith Russell)
9   Blue And Sentimental 3:25 (Count Basie-Mack David-Jerry Livingston)
10   Stompin At The Savoy 3:47 (Benny Goodman-Chick Webb-Edgar M. Sampson)
11  A Night In Tunisia 5:53 (Dizzy Gillespie-Frank Paparelli)
12  In A Mist 3:20 (Bix Beiderbecke) *Bonus-Titel, nicht auf der Original-LP (mit Miles Davis (tp), Lorraine Gller (p), Howard Rumsey (b), Max Roach (dr); aufgenimmen am 13. September 1953
 
Weitere Informationen: www.in-akustik.com