Puck, ich hab `n Job für dich!

Eine heitere Nachhilfestunde i.S. „Sommernachtstraum“

von Frank Becker

v.l.: Possemeyer, Neumyer (hinten), Fischmann, Krabbe - Foto: Veranstalter

Puck, ich hab `n Job für dich!
 
Eine heitere Nachhilfestunde i.S. „Sommernachtstraum“
 
 
„Demetrius und Helena
Sind wirklich ein beklopptes Paar“
(sehr frei nach Shakespeare)
 
Wer braucht schon eine große Schauspieltruppe, eine üppige Bühnen- und Kostümausstattung sowie ein erweitertes Kammerorchester, um William Shakespeares Komödie „Ein Sommernachtstraum“ aufzuführen, wenn es auch mit zwei Darstellern, einem Sänger und einem Musiker geht? Eben – dachten sich Sabine Fischmann (Schauspiel, Sopran), Till Krabbe (Schauspiel), Markus Neumeyer (Klavier, Erzähler) und Berthold Possemeyer (Bariton, Origami) – und reduzierten Shakespeares phantastisch-mythologische Liebes- und Waldgeister-Verwechslungskomödie auf eben diese vier Rollen, zwei Stühle, ein paar Laken und Wolldecken. Daß es lustig werden würde, versprach der Untertitel des Programms: „Durchtriebenes Kammermusical nach William Shakespeare“. Man war also vorbereitet.
 
Mit der auch im Kofferraum eines Mittelklassewagens transportablen Ausstattung bescherten die vier am vergangenen Samstagabend im Remscheider Teo Otto Theater einem wenn auch nicht zahlreich erschienenen, doch dankbaren Publikum zwei Stunden kompletten Hirnriß á la Shakespeare. Sie wissen schon: Hermia liebt Lysander und vice versa; Hermias Vater Egeus hätte aber lieber Demetrius zum Schwiegersohn, der von Helena begehrt wird, das aber bei Gott nicht erwidert. Derweil bereitet Herzog Theseus seine Hochzeit mit Hippolyta vor und die Eheleute Oberon und Titania, im Hauptberuf König und Königin der Elfen, streiten sich darüber, ob Titania ihren Gatten mit einem jungen Fant aus Indien betrügt. Puh!
Aber das ist nicht alles: zwischendrin proben die Handwerker Squenz, Zettel, Schnock, Flaut Schnauz und Schlucker ein Theaterstück zur Hochzeit des Herzogs, natürlich im Wald, wo der Kobold Puck im Auftrag Oberons mit Blumenzauber alles durcheinander bringt, falsche Paare zueinander und Oberon zum Wahnsinn. Plötzlich hat Zettel einen Eselskopf, Titania verliebt sich dank des Blumenzaubers stantepede in den Esel, der es ihr ordentlich besorgt und Demetrius setzt Helena zu, die kaum weiß wie ihr geschieht, zumal auch Lysander für sie entflammt und Hermia verstößt.
 
Klar, es löst sich am Ende alles in Wohlgefallen auf und die Liebe siegt. Gesiegt haben auch auf ganzer Linie die vier Künstler, die das mit ungeheurer Spielfreude im schnellen Rollenwechsel und mit viel Ironie und einer witzigen eigenen Textfassung („Demetrius, Demetrius, dein Name klingt wie Zuckerguß“ / „Lysander, Lysander, die kriegen uns nicht auseinander“) von Sabine Fischmann und Till Krabbe bewältigt haben. Sabine Fischmann begeisterte charmant in sämtlichen Frauenrollen, dazu als köstlich grummelnder Puck, Egeus und Handwerker. Ihren beachtlichen Sopran verdankt sie der Schule Possemeyeres, der ihr Gesangslehrer an der Musikhochschule war. Till Krabbe übernahm alle übrigen Männerrollen, Markus Neumeyer erwies sich genreübergreifend als hervorragender klassischer und Jazz-Pianist und ebensolcher Erzähler und Berthold Possemeyer glänzte mit sicherem Bariton und Barock-Liedern von u.a. John Dowland und Thomas Morley, wenn der nicht Blumen und Tauben aus Papier faltete. Ein Genuß.   
Die zwei Stunden Shakespeareschen Gefühlschaos´ vergingen wie im Flug. Das Publikum gab viel Applaus.
 
Weitere Informationen:  www.sabinefischmann.de