Ein Album wie ein Schrei

Christina Lux – „coming home at last“

von Frank Becker

Ein Album wie ein Schrei

Booklet und Jewelcase zeigen Christina Lux nur zweimal mit einem fröhlichen, gelösten Gesicht. Wie in ihren Texten überwiegt auch auf den Fotos der ernste, ja tief verletzte Ton eines Menschen, der seinen Ängsten und Erfahrungen lauscht, sie in bedrückende Worte und Klänge faßt. Was ist im Leben einer Frau geschehen, die so unendlich traurige Lyrik schreibt, in der Kindesmißbrauch, ungestillte Sehnsucht nach Liebe und Mißtrauen gegenüber Gott und den Menschen eine zentrale Rolle einnehmen? Nichtsdestoweniger ist „coming home at last“ ein beeindruckendes, starkes Album, das von der Einheit, die Musik und Texte eingehen, von der Ausdruckskraft der Stimme und dem zurückhaltenden Einsatz der in hoher Qualität vorhandenen Instrumentation lebt.

Zehn Stücke hat Christina Lux geschrieben, die trotz des optimistischen Album-Titels alles andere als Hoffnung spendend sind. Dennoch hört man ihr gerne zu, ihrem stimmungsvollen Spiel auf akustischer und E-Gitarre, ihrer spröden, dennoch vollen Stimme, die stets Zerbrechlichkeit durchklingen läßt. Man kann sich im Klang treiben lassen, wenn man einfach mal nicht auf die Worte achtet, wird aber sogleich zurück in Lux´ harte Wirklichkeit geholt, wenn man den Texten lauscht. „Abuse“, „Man Without A Face“ oder „Endless Fall“ sind zutiefst verstörende Lieder, die sich einprägen, zumal man sie neben allen anderen im Booklet mitlesen kann.

Schade erscheint mir, daß Christina Lux trotz dem notwendigen Blick in Richtung internationaler Markt nicht mehr Texte in deutscher Sprache geschrieben hat. In den beiden einzigen „Abuse“ und dem Schlußtitel „Spät“, die sie in ihrer Mutterprache vorträgt, ist nämlich augenblicklich und spürbar mehr Tiefe zu fühlen. Man lebt eben doch in seiner Sprache, was hier sehr deutlich wird.
 
Christina Lux – „coming home at last“
© + (P) 2006 Prudence, produziert von Christina Lux + Matthias Krauss
 
Christina Lux (voc, g) - Matthias Krauss (p, keys) - Marius Goldhammer (b) - Tommy Baldu (dr) - Heiko Braun (perc) - Joo Kraus (tp)
 
Titel:1.
Coming Home At Last  3:47 - 2. Love Is My Religion  3:45 - 3. Arms Wide Open  6:49 - 4. Abuse  4:46 - 5. It Ain´t Mine  6:15 - 6. Man Without A Face  4:34 - 7. Healing Waters  4:19 - 8. To The World  3:56 - 9. Endless Fall  3:58 - 10. Spät  3:39
Gesamtzeit: 45:49

Weitere Informationen unter: www.christinalux.de - www.bscmusic.com