João Gilberto

Das komplette Frühwerk auf zwei korrespondierenden Alben

von Frank Becker

 

         

 

João Gilberto
The Boss of the Bossa Nova
39 Titel - Gesamtzeit: 1:17:47
 
João Gilberto
The Roots of Bossa Nova
38 Titel – Gesamtzeit:  1:15:52

Die Renaissance der Bossa Nova

Vor mehr als 50 Jahren ging von Brasilien aus eine der größten Neuerungen der Musikgeschichte mit Folgen für alle Genres von E-, U- und Pop-Musik, besonders aber für den Jazz um die Erde: die Bossa Nova, als deren Väter auf dem Boden der Samba die Genies Antonio Carlos "Tom" Jobim (1927-1994) und João Gilberto (*1931) gelten. Aufmerksame Beobachter der Szene registrieren seit ein paar Jahren eine Renaissance dieser einzigartig melodischen und poetischen Musik. Wenn es ein Stil, ein Genre - und begleitend - eine Sprache verdient hat, so eine Wiedergeburt zu erleben, dann die Bossa Nova mit dem sich wie Honig in Ohr und Gemüt einträufelnden brasilianischen Portugiesisch.

Mit dabei ist natürlich einer der Urväter, nämlich
João Gilberto, sanfter Sänger und brillanter Gitarrist, dessen erste drei legendären Alben und ein paar Zugaben jetzt von zwei beinahe deckungsgleichen CD-Zusammenstellungen der Labels Chrome Dreams und Malanga Music neu vorgestellt werden. Das ist in beiden Fällen das pure Schwelgen in Melodien und Erinnerungen. Zwischen 1959 und 1961 wurden die fast 40 Titel aufgenommen, überwiegend in Arrangements von A.C. Jobim und Walter Wanderley (1932-1986), der als Virtuose an der Hammond B3 besondere Akzente der Bossa Nova setzte. "Chega de Saudadé", "O Amor, o sorriso e a Flor" und "João Gilberto" waren die Alben, die damals Herzen und Füße bewegten, denn sie sind zum Träumen ebenso wie zum Tanzen geeignet. Beide hier vorgestellten CDs enthalten, wenn auch in leicht abgewandelter Reihenfolge, die kompletten Titel, ergänzt durch drei Filmmusiken aus "Orfeo do Carnaval".

Autoren dieser 39 längst zu Standards auch im Jazz gewordenen Titel - denken wir nur an die Adaptionen von Stan Getz und Charlie Byrd - sind alle Großen der brasilianischen Musik:
João Gilberto selbst, A.C. Jobim, Vinicius de Moraes, Ary Barroso, Luiz Bonfá, Carlos Lyra u.a.m.. Die für die CDs neu abgemischten Tracks, darunter "Chega de Saudade", "Desafinado", "Samba de Una Nota So", "Bim Bom", "Doralice", "Un Abraco No Bonfa", "O Pato", "Corcovado", "O Barquinho", "Voce e Eu" sind da wie dort von exzellenter Qualität und nehmen sich nichts. Einzig das Booklet von Malanga setzt sich angenehm durch mehr Information, interessante Illustrationen und Lesbarkeit ab. Da ist das von Chrome Dreams eindeutig Zweiter. Musikalisch aber sind beide absolut gleichwertig und ohne Vorbehalt zu empfehlen.

Weitere Informationen. www.in-akustik.com