Eine geballte Ladung

"Für immer Deix" im Karikaturmuseum Krems

von Frank Becker

Eine geballte Ladung
 
Ein Karikaturen-Kabinett für und
von Manfred Deix in Krems
 
Das idyllisch an der Donau gelegene Krems in Niederösterreich ist das Mekka (huch, darf man das heuer überhaupt noch in den Giaur-Mund nehmen?) der Karikatur. Im dortigen Heiligtum der Satire, dem Karikaturmuseum, sammelt sich, was auf dem Sektor der gezeichneten Satire gut - und böse ist. So auch das Werk des grandiosen Manfred Deix, der unserer Gesellschaft ungeniert in den Schritt greift, sie ordentlich in die Fresse haut und für manchen braven Österreicher gleich nach dem Antichrist kommt. Sein Hohn trifft Prominente aus Politik, Wirtschaft  und Showbusiness ebenso wie Christen, Juden, Moslems, Sie, lieber Leser (mich natürlich nicht), Neger und Russen, pubertierende Buben und notgeile Oide, Priester und (andere) Perverse, Fleischhauer und Burschenschafter, Onanisten, Polizisten, Schwarzenegger, Schwule und Lesben - und immer wieder gerne die FPÖ, die ja mit Jörg Haider leider allzu früh eine brillante Haßfigur verloren hat. Das Privileg dazu hat Manfred Deix sich in vielen Jahren erfolgreicher Entlarvung bürgerlicher Verlogenheit und verspießerter Moral erzeichnet.
 
Das Karikaturmuseum Krems feiert seine jüngst eingerichtete Dauerpräsentation von Deix-Werken

© Manfred Deix
aus seiner Hunderte von Originalen umfassende Deix-Sammlung mit einem opulenten Bildband, den dankenswerterweise der Ueberreuter Verlag in sein Programm aufgenommen hat. Auf 224 Seiten finden wir einen Querschnitt aus der in
40 Jahren zum Kulturgut gewordenen Kunst seines bösen Zeichnens. Und auch wenn der Piefke nördlich der österreichischen Grenzen nicht alle karikierten Ostmark-Prominenten kennen wird, genügen die Deixschen Charaktere, um ein Bild nicht nur der Gesellschaft der Alpenrepublik zu bekommen. Gerne beleidigt Deix auch grenzüberschreitend, was ihm auch in Deutschland einen guten Namen verschafft hat.
 
Im vergangenen Dezember wurde Manfred Deix mit dem Sonderpreis des Österreichischen Kabarettpreises 2012 ausgezeichnet: „Seine Karikaturen sind seit über 40 Jahren der Zauberspiegel, in dem Österreich (und der Rest der Welt) seine wahren Befindlichkeiten mit all ihren Abgründen abgebildet sieht: Schonungslos real, brutal, oft grausam – aber immer so schreiend komisch, daß selbst die härtesten Wahrheiten nicht nur zumutbar, sondern tatsächlich annehmbar sind“, begründet die Jury die Ehrung.
Welcher Teufel die Veranstalter allerdings geritten hat, die unglaublich peinliche Hella von S. (es sträubt sich einem die Feder, den Namen auszuschreiben) als Laudatorin einzuladen, muß sich jeder vernünftigen Einsicht entziehen. Vermutlich hat man ihr sogar noch Geld dafür gegeben, ich hoffe Schillinge. Was daraufhin in Manfred Deix´ Werk nun noch fehlt, ist eine Deix-typische zeichnerische Würdigung dieser unsäglich aufdringlichen Person.

 
© Manfred Deix

Manfred Deix  -  „Für immer Deix!“
© 2012 Ueberreuter Verlag, 224 Seiten, Hardcover, mit 205 Abbildungen, Bild-Erläuterungen, Deix-Interview, Kurzbiographie  -  ISBN 978-3-8000-7561-4
€ 26,00


© Manfred Deix



© Manfred Deix


Weitere Informationen:  www.ueberreuter.at  und  www.karikaturmuseum.at 



© Manfred Deix