Der Messwein ist aus

Kitsch und Klamotte bei „Don Camillo und Peppone“

von Frank Becker

© Schuster Thomsen Röhle, Düsseldorf
Der Messwein ist aus
 
Kitsch und Klamotte
bei „Don Camillo und Peppone“
 
Remscheid. Trotz 200 verkaufter Karten wirkte der Saal des Teo Otto Theaters am Sonntagabend beim Gastspiel „Don Camillo und Peppone“ schwach besetzt, viele Interessierte hatten bei Schnee und Eisregen wohl das heimische Pantoffelkino vorgezogen. Eine weise Entscheidung, denn was das Rheinische Landestheater Neuss mit Gerold Theobalts magerer Bühnenfassung von Giovannino Guareschis Erfolgsroman anzubieten hatte, wäre den Weg ohnehin nicht wert gewesen.

Der 1948 erschienene Erstling des italienischen Journalisten Guareschi und seine geniale Verfilmung 1952 durch Julien Duvivier mit Fernandel und Gino Cervi haben Maßstäbe gesetzt, an die sich anzulehnen Epigonen natürlich schwer fallen muß. Da darf man, zumal bei einer Bühnenfassung auch gewisse Abstriche hinnehmen. Hier aber zeigte sich, daß man nicht nur Chuzpe braucht, sondern auch gute Ideen. Die fehlten der insgesamt blutleeren Inszenierung des volkstümlich ideologischen Streits zwischen Kirche und Kommunismus bzw. deren Vertreter Don Camillo (Rainer Scharenberg) und Bürgermeister Peppone (Stefan Schleue).

Überzogener Aktionismus, Klamotte, Lärm bis zur Unverständlichkeit und süßlicher Kitsch machten auf lieblos ausgestatteter Bühne (Michaela Springer) in Jürgen Lingemanns Inszenierung nicht wett, was schon das Skript nicht bot. Guareschis liebenswerte Wärme und sanfte Moral jenseits deftiger Ohrfeigen und revolutionärer/sakraler Kampfgesänge fehlten schlechthin, sollten u.a. durch einen launig-koketten Christus (Henning Strübbe) ersetzt werden, den Theobalt/Lingemann vom Kreuz steigen, im Unterhöschen durch die Szene geistern und – ach wie lustig – den Messwein wegpicheln lassen. Das ist so flach, man könnte es unter jeder Tür durchschieben.

Auch dem zum Amüsement bereiten Zuschauer erstarb durch farblos bleibende Charaktere, spätestens durch die zeitschindende unzumutbare Brüllerei bei einem bühnentechnisch miserabel gelösten Fußballspiel, Signora Cristinas (Hergard Engert) Salbaderei und endgültig ihrem kitschigen Abgang die Lust am Stück. Das hat Guareschi nicht verdient. Was gut war? Das Titelbild des Programmhefts von Schuster Thomsen Röhle, auf dem sich das kommunistische Manifest und die Bibel friedlich aneinander lehnen.
 
Weitere Informationen: www.rlt-neuss.de