Völlig Vergeigt

Das 3-Länder-Theater tat Loriot Gewalt an

von Frank Becker

© Loriot
Völlig Vergeigt
 
Das 3-Länder-Theater
tat Loriot Gewalt an
 
Remscheid. 450 verkaufte Eintrittskarten, das Publikum vereinte alle Generationen. Schließlich stand jüngst im Teo Otto Theater (dem früheren Remscheider Stadttheater) „Das Beste von Loriot“ auf dem Programm. Das zieht. Zwanzig populäre und weniger bekannte Sketche hatte das 3-Länder-Theater aus dem schweizerischen Riehen nahe Basel mitgebracht, zwanzig Gelegenheiten, den feinen Humor Vicco von Bülows, sein Fingerspitzengefühl für das leichte Überziehen alltäglicher Situationen und der kleinen Katastrophen des menschlichen Zusammenlebens zu transportieren.
 
Die Chance wurde gründlich vertan. Was die fünf Darsteller unter Leitung von Dieter Ballmann vom Nudel-Sketch über die Jodelschule und die Kalbshaxe Florida bis hin zur Literaturkritik, den Lottogewinner Erwin Lindemann und an der Opernkasse ablieferten, war völlig unbegabtes, lustlos und lieblos heruntergespieltes Laientheater, womit ich begabten Laien um Himmels willen nicht zu nahe treten möchte. Ich erinnere mich nämlich noch sehr gerne und genau an einen von Klaus G. Hendl inszenierten Loriot-Abend der „Neuen Bühne Remscheid“ mit Anja Kobus, Marion Niemeyer, Melanie Grund (unvergessen), Wolfgang Gerger, Frederik Boshold, Frank Lepperhoff u.v.a.m. im Jahr 2008, der alles hatte, was ein solches Programm haben muß: Witz, Präzision, gute Kostüme, eine ideenreiche Bühne und vor allem blutvolle Schauspieler.
 
Nichts von alledem am Freitagabend. Hier trat eine Truppe an, die den Namen Loriot auf dem Schild führte, ihm jedoch nicht (nur fast in zwei der besten Texte Loriots: „Hermann, was machst Du?“ und der Kleinsparer-Vermündelung) gerecht werden konnte. Nicht nur, daß die Darsteller schrecklich unbegabt und hölzern wirkten, sie hatten zudem weder die Dramaturgie Loriots begriffen, noch die Texte ordentlich gelernt. Das war so peinlich ohne Leben wie die tote Maus in der Zoohandlung, schwerfällig, zäh, ohne Pfiff, mit verpatzten Einsätzen und verhauenen Pointen. Ganz schlimm vergeigt wurde durch lächerlich knödelndes Überziehen die durch Evelyn Hamanns sprachliche Delikatesse unvergessen gewordene Inhaltsangabe „Die zwei Kusinen“ (Sie wissen schon: Lord Hasketh-Fortescue, Priscilla Moldsworth und Nether Eddelthorpe), völlig verpatzt der Nudel-Sketch „Sagen Sie jetzt nichts, Frl. Hildegard“ und nachgerade quälend aufbereitet der Streit um den berühmten Kosakenzipfel. Die Erheiterung des Publikums hielt sich daher in Grenzen, gelacht wurde höflich und pflichtschuldigst, der Applaus fiel bescheiden aus.
 
Daß die viel zu dunkle, ideenlose, beklagenswert häßliche Bühnenausstattung wie mit Versatzstücken vom Sperrmüll wirkte, war dem Zuschauen auch nicht unbedingt zuträglich. Daß die farblose Szene weit weg vom Publikum - die hinteren Reihen sahen vermutlich kaum etwas - und ungeschickt aufgebaut war - ständig sah man Personen dahinter und an den Seiten herumlaufen - sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt.
Und wenn man während der zwei öden Stunden genau hinhörte, war zwischendurch immer wieder ein dumpfes Stöhnen zu vernehmen – es kam wohl aus dem Grab des mißhandelten Loriot. Das hat er nicht verdient.