Magie, Artistik und ein ehrlicher Taschendieb

"Hallo Wien" im Apollo-Varieté Düsseldorf

von Andreas Rehnolt

Spritzige Premiere von "Hallo Wien"
im Apollo-Varieté
 
Die gut zweieinhalbstündige Show
bietet neben einem traumhaften
Zauberer unter anderem auch einen
genialen Taschendieb
 
 
Düsseldorf - Noch vor Beginn des neuen Programms im Düsseldorfer Apollo-Varieté stimmt das Lied "Wien, Wien - nur Du allein ....." auf die bevorstehenden gut zweieinhalb Stunden ein. "Hallo Wien" ist der Titel des Programms, das einmal mehr sehr gut ohne Conférencier auskommt. Im Hintergrund der Bühne ein paar Tische und Stühle, die Wiener Kaffeehaus-Atmosphäre zeigen. Drei schlanke Tänzerinnen in Ballkleidern machen den Auftakt, dann erscheint ein an Mozart erinnernder Oktay Novrouzov im Smoking und mit Taktstock. Was der quirlige Dirigent zu Klängen des Maestro dann auf dem Schlappseil vollführt, ist tollkühn und einfach herrlich anzusehen.
 
Und dann gehts weiter. Die drei Damen vom Roncalli-Ballett tragen diesmal durchsichtige Kleider, die mehr erahnen lassen, als daß sie verdecken. "Das hat dem Apollo bislang oft gefehlt. So ein bißchen schmutzig muß Varieté auch sein", meint eine der Zuschauerinnen am Nebentisch. Was dann kommt, ist echt 'tierisch'. Da präsentiert Darja Golobokih 3 wuschelige Katzen und zwei winzige weiße Hunde mit Knopfaugen, die sie allesamt dressiert hat. Da winden sich die Katzen um den Körper der zierlichen Frau, machen Männchen, rollen sich über den Boden und machen jede Menge Kunststücke.
Wenn dann die beiden Hündchen ebenfalls auf der Artistin spazieren, über die schrägstehenden Katzen springen und am Ende auf dem Zylinderhut ihrer menschlichen Partnerin einen "Handstand" machen, ist das eine weitere Super-Nummer im neuen Programm, das bis Mitte Juli zu sehen sein wird. Konstantin Mouraviev ein alter Bekannter im Apollo, glänzt diesmal im und auf dem Rhönrad, Viktor Minasov hüpft in einem riesigen weißen Ballon über die schöne Bühne, mal verschwindet nur ein Arm oder Bein, mal ist er gänzlich in dem runden Ding verschwunden.
 
"Silver Power" heißt ein Paar, das eine ästhetisch wunderschöne Hand-auf-Hand Nummer vorführt, das Duo Minasov zeigt zahlreiche Kostümwechsel, die so schnell vonstatten gehen, daß die Zuschauer sich nicht einmal die Farben der vorhergegangenen Kleidungsstücke merken können. Und dann gibt es noch zwei weitere geniale Programmpunkte: Da ist der Magier Otto Wessely, der stammt sogar aus Österreich und paßt von daher doppelt gut ins "Hallo Wien". Skurril und mit einem deutlich ausgeprägtem Hang zum bösen Humor sorgt er für Lachsalven. Wenn er etwa die Plastik-Tauben rupft, aus Plüschhasen irgendeine Flüssigkeit ins Publikum spritzt oder sämtliche Zauberutensilien und Nummern von anderen Magiern durch den Kakao zieht, möchte man rufen: Aber bitte mit Sahne. 
 
Das Sahnehäubchen im neuen Varieté-Programm von Apollo ist nicht einfach zu benennen. Zu viele sind diesmal dabei. Auch die drei Tänzerinnen, die grazil mit weißen Pferdchen um die Hüfte einen auf Wiener Hofreitschule machen, zählen dazu. Als dann Charly Borra durch die Publikumsreihen geht und manch einem der Premierengäste Brieftasche, Armbanduhr, Ehering, Handy, Kugelschreiber - ja sogar die Brille von der Nase und die Krawatte vom Hals klaut, da bleibt kein Auge trocken. Auch die Beklauten applaudieren am Ende und lachen sich schlapp, wenn ihnen der Künstler ihre Sachen wieder zurückgibt. Ein Meister aller Taschendiebe, dessen Plauderton jeden Bestohlenen nichts Böses ahnen lässt. Am Ende mag kaum einer der Gäste aufstehen und so endet der Abend fast so wie in jedem gemütlichen Kaffeehaus in der Wiener Altstadt. 
 
Internet: www.apollo-variete.com (Tickets gibt es auch unter der Telefon-Nummer: 0211-8289090)