Keine literarische Erleuchtung

Otto Basil - „Wenn das der Führer wüßte"

von Robert Sernatini

Keine literarische Erleuchtung
 
Hitlers Armeen haben den Krieg gewonnen – und der Irrsinn geht erst richtig los! Otto Basil schrieb mit diesem Roman eine ungeheuerliche Satire auf das Dritte Reich“, heißt es im Klappentext des Milena Verlags – und weiter: „Hitler hat gesiegt, die Atombombe fiel nicht auf Hiroshima, sondern auf London. Das Germanische Weltreich ist errichtet. Lediglich der großasiatische Raum wird von den Japanern beherrscht. Berlin ist die Hauptstadt der Macht, die Hauptstadt Deutschlands und damit der halben Welt. (…) Von Irland bis zum Ural erheben sich die SS-Ordensburgen, die Zuchtmutterklöster, die Walhallen der Ariosophen, die Napolas und Untermenschenlager. Das ist die Kulisse, als Adolf Hitler stirbt und unter ungeheurem Pomp im Kyffhäuser bestattet wird. Sein Nachfolger heißt Ivo Köpfler (Heil Köpfler!).“

Doch die Tage des Dritten Reichs sind gezählt. Im Reich und den annektierten Gebieten regt sich aus dem Untergrund Widerstand gegen das System, Hitler-Anhänger, Wehmacht und SS vermuten, der Führer sei umgebracht worden und bekämpfen die Werwolf-Organisation Köpflers. Der frühere Achsenpartner Japan rüstet gleichzeitig zum Angriff aufs Reichsgebiet. Albin Totila Höllriegl, Parteigenosse, Ostmärker, Pendler und Gyromant, den ein geheimnisvoller Auftrag von seinem Wohnort Heydrich nach Berlin führt, gerät mitten in den nach Köpflers Machtergreifung ausbrechenden Bürgerkrieg und den apokalyptischen sino-japanischen Angriff mit Atombomben. Das Reich zerfällt, die Menschheit löscht sich selber aus. Otto Basil läßt den fast peinlich notgeilen Höllriegel im Chaos des Weltuntergangs diverse völlig unnötige, abstruse fleischliche Abenteuer erleben, einen mystischen Ausflug in den Untergrund unternehmen und von Selbstzweifeln geschüttelt sein.  
 
Basil hat das mit endlosen Nazi-Salbadereien, phantasievollen Konstrukten eines 1965 möglicherweise bestehenden nationalsozialistischen Regimes mit Organisationen und Unterorganisationen und völkischem Schnickschnack ausufernd angefüllt. Er nimmt ohne jede Rücksicht auf erzählerische Stringenz eine Menge Erzählfäden auf, die er dann irgendwann im Getümmel vieler Worte und unglaublicher logischer Brüche wieder verliert. Über interessante Ansätze ist er nicht hinausgekommen.
Diese nun wieder aufgelegte politische Fiktion aus dem Jahr 1966 (damals mag sie Aufsehen erregt haben) liest sich zwar teils recht flüssig, wenn man das Herz hat, etliche der geschwätzigen Seiten zu überspringen, doch es ist ein Buch, auf das man getrost auch verzichten kann. Ich habe mich durch die 384 Seiten gefressen, stets in der Hoffnung, auf eine Pointe zu stoßen oder eine literarische Erleuchtung zu bekommen. Fehlanzeige.
 
Otto Basil - Wenn das der Führer wüßte"
Roman
© 1966/2011 Milena Verlag, 384 Seiten, Broschur, ISBN 978-3-85286-197-5
Mit einem Nachwort von Johann Holzner.
€ 18.90 / SFr 33.80
 
Weitere Informationen: www.milena-verlag.at/