Der Städtebund DIE HANSE

... und wie Herford zum Hansetag (13. bis 16. Juni) kam

Red./Bec.

Wappen der Stadt Herford
Der Städtebund DIE HANSE –
und wie Herford zum Hansetag kam
 
 
Im Jahre 1980 lud die niederländische Stadt Zwolle alle ehemaligen, die dem historischen Hansebund zugehörig gewesenen Hansestädte zum 1. Internationalen Hansetag der Neuzeit ein. Dieser Einladung nach Zwolle folgten ca. 25 ehemalige Hansestädte. Bei diesem Hansetreffen in Zwolle wurde insbesondere die Frage diskutiert, ob es sinnvoll sein könnte, das historische Städtebündnis der Hanse, basierend auf den gemeinsamen geschichtlichen Wurzeln zur Vereinbarung und Durchführung gemeinsamer grenzüberschreitender Aktivitäten wieder zu beleben. Bei den an diesem 1. Hansetreffen in Zwolle teilnehmenden Städten fiel diese Idee auf so fruchtbaren Boden, daß sich 1980 der Städtebund Die Hanse neu gründete.
Von Anbeginn an verstand sich der Hansebund als kommunaler Wegbereiter und –begleiter der Europäischen Einigung und hat diesen Prozeß mit seinen Mitteln auch nachhaltig begleitet.
 
Die internationalen Hansetage
 
Dies geschieht in besonderer Weise mit der Durchführung der Internationalen Hansetage von Jahr zu Jahr wechselnd in einer Mitgliedsstadt des Städtebundes Die Hanse. Bei diesen Hansetagen haben alle Mitgliedsstädte die Möglichkeit, sich mit ihren regionalen Stärken und Besonderheiten einer immer noch zunehmend größer werdenden Besucher- und Gästezahl zu präsentieren. Waren es zunächst im wesentlichen touristische, folkloristische und kulturelle Darbietungen, die in vielfältiger Form die Präsentation der Hansestädte auf den Hansemärkten hoch interessant machten, so ist in letzter Zeit insbesondere auch die Darstellung der wirtschaftlichen Interessen der Hansestädte durch die Veranstaltung von Wirtschaftsforen in das Blickfeld geraten.
 
Projektstudie zu einem Wirtschaftsnetzwerk
 
Auf Initiative und unter Federführung des Hansekontors des Westfälischen Hansebundes in Herford ist unter Beteiligung der Fachhochschule Münster bei den 31. Internationalen Hansetagen in Kaunas/Litauen im Jahr 2011 ein Projekt zur Entwicklung eines Wirtschaftsnetzwerkes zwischen daran interessierten Hansestädten initiiert und ins Leben gerufen worden. Mit dieser Projektstudie soll untersucht werden, ob auf der Grundlage der historischen Hanse auch heute noch ein kommunales Wirtschaftsnetzwerk grenzüberschreitend zwischen den Hansestädten, begleitet durch die jeweils städtischen Wirtschaftförderungseinrichtungen und unter Beteiligung der Industrie- und Handelskammern auf örtlicher Ebene, wiederbelebt werden kann. Die Dauer dieser Studie ist auf 2 Jahre ausgelegt. Die Ergebnisse sollen beim 33. Internationalen Hansetag in Herford vorgestellt werden. An dieser Netzwerkstudie beteiligen sich 26 Hansestädte und von den Hansestädten geprägte Regionen aus 8 Ländern. Das Projekt wird aufmerksam durch die Europäische Union und die überregionale sowie die jeweilige regionale Presse der mitwirkenden Städte/Regionen sowie durch die Fachpresse begleitet.
 
Vernetzung auch von Kunst und Tourismus

Ebenfalls bei den 31. Internationalen Hansetagen in Kaunas wurde unter Federführung der schwedischen Hansestadt Visby/Gotland mit Unterstützung und Begleitung der Europäischen Union mit dem Programm Cultural Route ein Netzwerk für gemeinsame touristische Aktivitäten der Hansestädte gestartet. An diesem touristischen Projekt beteiligen sich 28 Städte aus 12 Ländern. Mit diesen beiden Projektstudien ist damit die wiederbelebte historische Hanse, der Städtebund Die Hanse, auch nachhaltig in das Blickfeld der EU gerückt. Von der niederländischen Hansestadt Doesburg wurde eine die Hansetage begleitende HanseArtWorks Ausstellung ins Leben gerufen, eine Ausstellung mit zeitgenössischer Kunst, gestaltet von Künstlern die in den teilnehmenden Hansestädten wirken. Seit den 27. Internationalen Hansetagen in der Westfälischen Hansestadt Lippstadt begleiten diese zeitgenössischen Kunstausstellungen zu jeweils unterschiedlichen Themen alle bisher nachfolgenden Hansetage.
 
Aufblühende Ost-Kontakte
 
Auch wenn die Mitgliedsstädte des wiederbelebten Städtebundes Die Hanse schon immer die Kontakte auch zu den Hansestädten im Osten Europas – so gut es ging – gepflegt hatten, so wurde dem neu gegründeten Städtebund mit dem Fall des Eisernen Vorhangs ein enormer Schub verliehen. Unvergessen bleibt der im Jahre 1997 in Gdansk (Danzig)/Polen stattgefundene Hansetag, dem wegen der besonderen Bedeutung neben der polnischen Staatsführung gleich drei westliche Präsidenten die Ehre erwiesen: aus Deutschland der damals amtierende Bundespräsident Roman Herzog, als Altbundespräsident Richard von Weizsäcker sowie als Gast aus Amerika Präsident Georg W. Bush. Mit der Osterweiterung des Städtebundes Die Hanse wurde insbesondere auch dem Gesichtspunkt der Zusammenführung unterschiedlicher Nationalitäten, Kulturen und Religionen nachhaltig Rechnung getragen. Durch die Begegnung auf der städtischen Ebene zwischen Menschen der gastgebenden Städte und ungezählten Besuchern und Gästen aus den übrigen teilnehmenden Hansestädten wurde auf den Straßen und Plätzen der Städte grenzüberschreitend in Europa Völkerverständigung für jedermann sichtbar praktiziert und gelebt. Von diesem Geist der Hanse konnte sich bei dem Hansetag in Tartu/Estland im Jahre 2005 auch der Bundespräsident Horst Köhler persönlich überzeugen.
 
Jugendarbeit in der Hanse
 
Ein besonderes Anliegen des Städtebundes Die Hanse ist auch die zukunftsorientierte Einbeziehung der Jugend. Mit dem Hansetag 1998 in Visby/Gotland wurde aus diesem Grunde die youthHansa gegründet. Seit dieser Zeit finden begleitend zu den Internationalen Hansetagen auch Jugendbegegnungen auf der Grundlage der Satzung der youthHansa in den einladenden Städten statt. Auch diese Veranstaltungen der youthHansa sind prägend für die immer weiter voran schreitende Vereinigung Europas. Heute gehören dem Städtebund Die Hanse 181 Städte aus 16 Ländern Europas an. Insgesamt werden damit ca. 21 Mio. Menschen repräsentiert. Damit ist bereits jetzt der Städtebund Die Hanse der weltweit größte grenzüberschreitende, freiwillige Zusammenschluß von Städten. Mitgliedschaft Mitglied in der HANSE kann jede Stadt werden, die der historischen Hanse angehörte, ihr zugewandt war oder in der sich längere Zeit Hanseatische Kontore oder Niederlassungen befanden. Dies muß anhand historischer Dokumente oder Urkunden durch das jeweilige Stadtarchiv belegt werden. Der Antrag auf Aufnahme in DIE HANSE ist schriftlich durch die zuständigen Organe der Stadt/Gemeinde an die Kommission zu richten. Über die Zulassung entscheidet die Delegiertenversammlung auf Vorschlag der Kommission. DIE HANSE erhebt keinen Mitgliedsbeitrag
 
Wie Herford zum Hansetag kam
 
Herford (ProHF). Die Konkurrenz ist groß: Rund 182 Städte in 16 Ländern gehören dem neuen Hansebund an. Doch Herford bekam den Zuschlag für die Ausrichtung des 33. Internationalen Hansetages. Wie ist das passiert?
Manfred Schürkamp, Geschäftsführer des Westfälischen Hansebundes und Mitglied des Präsidiums des internationalen Zusammenschlusses, kennt die Geschichte, die 1999 auf dem Hansetag im holländischen Oldenzaal begann: Der damalige Herford-Repräsentant, Bürgermeister Thomas Gabriel, war so sehr angetan von der Veranstaltung, daß er auf der Delegiertenkonferenz spontan für Herford den Hut in den Ring warf. Der nächst freie Termin war 2013. Und ein Jahr später, auf dem 20. Hansetag in Zwolle bekam die Hansestadt Herford den Zuschlag. „Das war in der großen Kirche, und Königin Beatrix war dabei“, berichtet Schürkamp
Gabriels Vorvorgänger, Dr. Kurt Schober, war einer der Protagonisten für die Gründung des Westfälischen Hansebundes: Am 25. Juni 1983 unterzeichneten Vertreter von 20 früheren Hansestädten in Herford die Gründungsurkunde und bestimmten die Werrestadt zum Sitz des Westfälischen Hansebundes, dem jetzt fast 50 Städte angehören - von Wesel im Westen und Höxter im Osten, von Osnabrück im Norden bis Olpe im Süden.
„Historiker Schober war nach den Berichten von Dr. Gerhard Klippstein erfreut“ erinnert sich Schürkamp: „Der Wirtschaftswissenschaftler und damalige 2. Stellvertretende Bürgermeister hatte das Potential erkannt, als er 1980, bei den 1. Internationalen Hansetagen die Herforder Delegation anführte.
Wer Hanse sagt, meint Hamburg, Bremen und vor allem Lübeck. Doch es waren Kaufleute aus Westfalen, die auf ihren Handelszügen zur Ostsee die Mitte des 12. Jahrhundert gegründete Stadt Lübeck besiedelten. Vom 13. bis 16. Juni wird der Hansevormann, Lübecks Bürgermeister Bernd Sachse, in Herford zu Gast sein. Zurück zu den Wurzeln.

Die 47 Mitgliedsstädte des Westfälischen Hansebundes:
Ahlen, Arnsberg, Attendorn Bad Iburg, Beckum, Borgentreich, Brakel, Breckerfeld, Brilon Coesfeld Dorsten Fürstenau Geseke Haltern am See, Hamm, Haselünne, Hattingen, Herford, Höxter Korbach Lemgo, Lippstadt Marsberg, Medebach, Meschede, Minden, Münster Nieheim Olpe, Osnabrück Paderborn Quakenbrück Recklinghausen, Rheine, Rüthen Schmallenberg, Schwerte, Soest Telgte Unna Warburg, Warendorf, Warstein, Werl, Werne, Wesel, Wipperfürth

 
Die Jugendhanse
 
Herford. Zum 33. Internationalen Hansetag reisen mehr als 50 Jugend-Delegierte aus den Hansestädten an. Seit 1988 nehmen junge Leute zwischen 16 und 25 Jahren an den jährlichen Veranstaltungen der Hanse teil. Mit diesem Engagement sollen die Ideen des Hansebundes in die nächsten Generationen weitergetragen werden. Die Jugendhanse, eine Organisation mit eigener Satzung, Kommission und Sprecher, verfolgt diese Ziele:
den Meinungs- und Erfahrungsaustausch in Jugendfragen fördern, Jugendprojekte zwischen Hansestädten entwickeln, Schulpartnerschaften und Jugendbegegnungen fördern, nicht organisierte Jugendliche und Jugendgruppen zusammenbringen, um das Gemeinschaftsgefühl der Hansestädte und ihrer jungen Einwohner zu stärken.
Zur Persönlichkeitsentwicklung sowie der Stärkung von Toleranz und Respekt werden Kontakte und Aufenthalte im Ausland organisiert, um andere Kulturen kennen zu lernen, die Welt aus der Perspektive der anderen zu sehen, Unterschiede und Gemeinsamkeiten wahrzunehmen, sensibel im Umgang mit Menschen anderer Kulturen und Überzeugungen zu werden, auf diesen Erfahrungen basierend, Toleranz und Respekt weiter auszubilden und natürlich Sprachkenntnisse zu erwerben.
 
3.000 Hanse-Briefmarken in Klappkarten
Ein Beitrag der Deutschen Post
 
Herford. Auch die Deutsche Post unterstützt den 33. Internationalen Hansetag (13. bis 16. Juni): Der Vertriebsmanager Uwe Scholle sowie Niederlassungsleiterin Barbara Lindemann haben Bürgermeister Bruno Wollbrink und Frank Hölscher 3.000 Porto-Cards übergeben. Das sind rote Klappkärtchen, in denen eine Briefmarke mit dem Motiv Hanseschiffchen klebt. „Du bist ja ‘ne Marke“, prangt flott auf dem Deckel.
Wollbrink bedankte sich dafür, daß ein „solch großes Unternehmen wie die Deutsche Post sich für die Stadt Herford und ihr Großereignis engagiert“. Für Uwe Scholle und Barbara Lindemann ist es Sinnbild für die Werte, denen sich auch die Post verpflichtet fühlt: „Netzwerk, Gemeinschaft, Internationalität“.
 
Die 0,58 Cent-Briefmarken mit Hanse-Kärtchen sind für 1 € in der Tourist-Info am Herforder Linnenbauerplatz zu bekommen.
 

Redaktion: Frank Becker