"Café Deutschland"

Immendorff-Ausstellungen in Corvey und Bad Pyrmont

von Andreas Rehnolt

© Schloßmuseum Corvey
Immendorff-Ausstellungen
in Corvey und Bad Pyrmont
 
Die druckgrafischen Werke stammen aus dem
Fundus der Düsseldorfer Galerie Geuer & Breker
 
Corvey/Bad Pyrmont/Düsseldorf - Gemeinsam mit dem niedersächsischen Museum Bad Pyrmont lädt das Schloßmuseum Corvey im NRW-Kreis Höxter ab dem 17. August zu einer Doppelausstellung mit Werken des Künstlers Jörg Immendorff ein. Die opulente Bilderserie "Café Deutschland" machte das einstige "enfant terrible" der Kunstszene mit einem Schlag berühmt. Immendorff (1945-2007), Schüler des Kunstschamanen Joseph Beuys und Professor an der Kunstakademie Düsseldorf, provozierte gern und oft.
Er inszenierte sich mit Vorliebe als Gesamtkunstwerk - mit seinen Arbeiten, im Leben und in seinen Beziehungen, die vor allem in den späteren Jahren immer wieder für Schlagzeilen sorgten, hieß es im Vorfeld der bis zum 3. November zu sehenden Ausstellung. Allen Skandalen zum Trotz avancierte der Maler, Bildhauer, Grafiker und Aktionskünstler zu einem sehr erfolgreichen zugleich einem der prominentesten und Künstler der Gegenwart.  Immendorff, der im Alter von 61 Jahren an der unheilbaren Nervenkrankheit Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) starb, durchlief eine rasante künstlerische Karriere ähnlich einer Achterbahnfahrt – mit schwindelerregenden Höhen und dramatischen Abstürzen. 
 
Im Mittelpunkt stand dabei sein umfangreiches Werk, das den Künstler als Teil der Gesellschaft ebenso in den Vordergrund rückte wie den politisch denkenden Menschen, der sich nicht in seinen Elfenbeinturm zurückziehen, sondern sich mit seiner künstlerischen Kritik zeitlebens einmischen wollte. Das Trauma der deutschen Teilung und die Existenz zweier deutscher Staaten variierte Immendorff in den großformatigen Bildern, die er in den Siebziger Jahren unter dem Titel "Café Deutschland" veröffentlichte. Ein großer Teil des bekannten Zyklus ist nun im Barocksaal, dem Kabinett und in der Galerie der ehemaligen Reichsabtei Corvey exemplarisch zu sehen.

  © Schloßmuseum Corvey
In figurenartigen düsteren Szenen wie auf einer expressionistischen Theaterbühne thematisierte der Künstler den Ost-West-Konflikt anhand von großen Persönlichkeiten samt ihrer jeweiligen Machtsymbole. So entstand eine fiktive Begegnungsstätte der Geschichte, in grellen Farben, dramatisch ausgeleuchtet, surreal und faszinierend zugleich. Bis 1983 wuchs die Bilderserie um 43 Werke an.
Zum niedersächsischen Staatsbad Bad Pyrmont pflegte Immendorff als Kind und Jugendlicher enge Beziehungen. Denn die Ferien verbrachte er dort gern bei seinem Großvater Georg, der als Tierarzt arbeitete. Im Museum im Schloß steht in erster Linie die Künstlerpersönlichkeit im Mittelpunkt. Die druckgrafischen Werke beider Ausstellungen stammen aus dem reichhaltigen Fundus der renommierten Galerie Geuer & Breker in Düsseldorf. Die Ausstellung im Museum Corvey startet am 17. August, die in Bad Pyrmont am 22. August.
 
Die Ausstellung im Museum Corvey ist täglich von 10 bis 18 Uhr, in Bad Pyrmont dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet.