Schmökerstoff (3)

Für den zweiten Teil der Sommerferien empfohlen

von der Musenblätter-Redaktion

Foto © Frank Becker
Schmökerstoff (3)

Urlaubs-Lese-Empfehlungen
der Musenblätter-Redaktion


Für den zweiten Teil der Bilderbuch-Sommerferien dieses Jahres haben wir noch einmal eine bunte, interessante Mischung aus Belletristik und Sachbüchern deutschsprachiger Verlage für unsere Leser zusammengestellt. Leichte, heitere Unterhaltung, ein Ausflug in die Philosophie, einer in die Kunst des Fin de siècle und einer in die jüngere Vergangenheit Berlins sind dabei - vielleicht ja auch etwas für Sie. Wir wünschen Ihnen kurzweilige Lektüre.


Martin Cohen – „99 moralische Zwickmühlen“
Eine unterhaltsame Einführung in die Philosophie des richtigen Handelns
Selber denken macht schlau!
Muß man zu viel erhaltenes Wechselgeld zurückgeben, oder darf man es einfach behalten? Ist es unmoralisch, ein Übel mit einem anderen zu bekämpfen? Ist eine Notlüge verwerflich? Und was würde Immanuel Kant dazu sagen? Martin Cohen stellt in 99 unterhaltsamen Geschichten ernste und vergnügliche ethische Zwickmühlen vor, gibt Denkanstöße, diskutiert mögliche Lösungen und berichtet, zu welchen Schlüssen die großen Philosophen gekommen sind. *)
 
2010 Piper Verlag, 384 Seiten, Kartoniert, Übersetzt von: Thomas Wollermann - ISBN: 978-3-492-26432-7
€ 9,95 [D], € 10,30 [A], sFr 14,90
 
 
Ralf Sotscheck – „Irland, Tückische Insel“ - Critica Diabolis 188
 „Langsam glaube ich es selbst. Meine Freunde behaupten, ich habe ein Händchen des Todes für
elektrische und elektronische Geräte. Es hatte bei mir schon in jungen Jahren angefangen: Als mein Onkel stolz seine neue Spiegelreflexkamera vorführte und ich ein Foto machen wollte, verklemmte sich der Spiegel. Das war der Auftakt, die Missgeschicke zogen sich fortan durch mein Leben. Mein großer Flachbildfernseher zeigt ohne ersichtlichen Grund grünstichige Bilder, so daß mich der Fernsehmechaniker nach dem dritten Hausbesuch bat, seine Visitenkarte zu zerreißen. Als ich in einem schottischen Hotel in der Badewanne saß und Wasser nachlaufen ließ, konnte ich den Hahn nicht mehr abstellen, so daß das Wasser überlief. Und meine Einwegfeuerzeuge geben regelmäßig den Geist auf, obwohl sie noch halb voll sind.“        
Aber diese Unheil bringenden Fähigkeiten beschränken sich nicht nur auf Ralf Sotscheck, vielmehr scheint es sich um eine Eigenart der Iren zu handeln, Katastrophen hervorzurufen und sie gleichzeitig souverän zu überstehen. *)
 
2011 Edition Tiamat, Paperback, 160 Seiten - ISBN: 978-3-89320-157-0
 
 
Sue Townsend – „Die Tagebücher des Adrian Mole. Die schweren Jahre nach 39“
Critica Diabolis 182
Adrian Mole ist mittlerweile 39. Die schweren Jahre beginnen. Seine Kreditkarte ist hoffnungslos
überzogen und Rechnungen kann er auch nicht mehr begleichen. Er lebt nun in einem umgebauten Schweinestall in einer trostlosen Gegend bei Leicestershire, und das in direkter Nachbarschaft zu seinen Eltern George und Pauline. Er bessert sein Haushaltsgeld als Aushilfe in einem Antiquariat auf, aber die Buchhandlung geht pleite. Seine etwas eigenwillige Frau Daisy hasst das Landleben, und Adrian dämmert langsam, daß sich die Leidenschaft aus ihrem Eheleben verfüchtigt hat. Außerdem muß er fünfmal in der Nacht aufs Klo. Dann stellt sich heraus, daß Adrian Prostata-Krebs hat. Seine Mutter schreibt ihre Memoiren über ihre elende Kindheit. Adrians Tochter will sich nicht in eine Schuluniform zwingen lassen, sondern ihr Meerjungfrauenkostüm anziehen. Und da ist natürlich auch wieder Adrians alte Flamme Dr. Pandora Braithwaite. Das ganze Personal läuft wieder zur Höchstform auf und macht Adrian Mole zum erfolgreichsten Chronisten der vergangenen Jahrzehnte.
*)

2011 Edition Tiamat, Klappenbroschur, 384 Seiten, aus dem Englischen von Astrid Finke
- ISBN: 978-3-89320-150-1

 
Jenny Hagen - „Der klei­ne Bold“
Ein Ka­lei­do­skop bun­ter Er­in­ne­run­gen
Ob Jenny Hagen Thea­ter und Aus­stel­lung in der Haupt­stadt be­sucht oder sich an ab­ge­le­ge­ne Orte be­gibt, die nicht ein­mal die Bahn­aus­kunft kennt – stets fin­det sie Be­mer­kens­wer­tes aus Kunst und Kul­tur und spä­tes­tens in ihrer Be­schrei­bung wird dar­aus Aus­er­le­se­nes. Der Leser be­glei­tet sie bei ihren Be­geg­nun­gen mit be­kann­ten Per­sön­lich­kei­ten aus Thea­ter- und Kul­tur­le­ben und lernt die er­staun­li­chen Leis­tun­gen gro­ßer und klei­ner Ta­len­te ken­nen. In Jenny Ha­gens Er­in­ne­rung bleibt vie­les le­ben­dig, was in der schnell­ebi­gen Ge­gen­wart längst ver­ges­sen wäre. Und so ver­mit­telt sie eine ein­fa­che, aber wich­ti­ge Wahr­heit: Es kommt dar­auf an, was der Ein­zel­ne durch seine Wahr­neh­mung und Wert­schät­zung aus dem Ge­leb­ten und Ge­nos­se­nen macht.
Jenny Hagen schreibt seit Kin­der­ta­gen. Das Schrei­ben half das Ge­sangs­stu­di­um am Kon­ser­va­to­ri­um der Stadt Ber­lin zu fi­nan­zie­ren. Ihre Tä­tig­keit als Kon­zert­s­än­ge­rin ließ sich stets gut mit dem Schrei­ben ver­bin­den, und so wie sie die Lied­tex­te ge­stal­te­te, läßt sie auf ein­fühl­sa­me Weise auch Men­schen in ihren zau­ber­haf­ten Ge­schich­ten le­ben­dig wer­den.
*)
 
2011 Haag + Herchen, 194 Sei­ten, Pa­per­back, mit einigen Fotos und Zeichnungen - ISBN: 978-3-89846-646-2
16,- €
 

Günther Anders – „Die Zerstörung unserer Zukunft“
Ein Lesebuch - Herausgegeben von Bernhard Lassahn
„Was alle treffen kann, das betrifft uns alle.“ So warnte der Philosoph Günther Anders vor einem halben Jahrhundert hellsichtig vor der atomaren Katastrophe. Die Ereignisse von Tschernobyl und Fukushima, die Risiken maroder atomarer Anlagen auf der ganzen Welt zeigen uns auf schreckliche Weise, daß wir die Gewalt über unsere eigenen Geschöpfe verlieren – die Maschine den Menschen beherrscht: »Wie verstörte Saurier lungern wir inmitten unserer Geräte herum.« Dieses Lesebuch versammelt das Wichtigste aus Günther Anders' Schriften: Auszüge aus seinem literarisch-philosophischen Hauptwerk ›Die Antiquiertheit des Menschen‹ finden sich darin, alarmierende Texte zur atomaren Bedrohung, Autobiographisches und Fabeln stehen neben Tagebucheinträgen und dem Briefwechsel mit dem Hiroshima-Piloten Claude Eatherly. Und immer wieder warnt Günther Anders uns davor, daß wir auf dem besten Weg sind, unsere eigene Zukunft zu zerstören. *)
 
2011 detebe 24166, 337 Seiten - ISBN 978-3-257-24166-2
10,90 € - im Augenblick nur antiquarisch zu bekommen -
 
 
Zoé Shepard – „Wer sich zuerst bewegt, hat verloren“
Eine Beamtin langweilt sich zu Tode
Drei in einem Büro, und einer arbeitet? Nach acht Jahren Studium auf Frankreichs besten Verwaltungshochschulen tritt die 30-jährige Zoé 2007 hochmotiviert ihren Dienst in einer Stadtverwaltung an. Doch zu ihrer großen Überraschung sind ihre neuen Kollegen vor allem in einem richtig gut: im Nichtstun. Die Tage schleppen sich dahin zwischen Frühstückspausen, Kaffeepausen, Mittagspausen, Geburtstagsfeiern, Geburtstagsnachfeiern, Einständen, Ausständen und einem Schwätzchen an der Kaffeemaschine. Sinnlose Konferenzen, aufwendige und nie gelesene Berichte, Ahnungslosigkeit, Kompetenzmangel, alberne Hierarchiespielchen, Schleimerei … Diejenigen, die am wenigsten tun, sind immer »total gestresst« – aber nie bei der Arbeit anzutreffen. Selten wurde ein Klischee so witzig und unterhaltsam bestätigt: Beamte und Arbeit, das passt einfach nicht zusammen. *)
 
2011 Pendo Verlag, 320 Seiten, Klappenbroschur, übersetzt von: Susanne Reinker - ISBN: 978-3-86612-308-3
€ 16,99 [D], € 17,50 [A], sFr 24,90
 
 
Dr. Michaela Schlögl – „Klimt mit allen fünf Sinnen“
Klimt war nicht nur ein grandioser Maler, sondern auch ein faszinierender Mensch, der die Welt mit allen Sinnen liebte. Mit den Augen: Wie sah der Tabubrecher Klimt die Wirklichkeit? Wie fand er
seine Bildausschnitte? Wer sind die von seinen Zeitgenossen oft als obszön empfundenen Schönen auf seinen Malereien und Zeichnungen? Mit den Ohren: Welche Musik liebte er? Warum saß er im Konzert auf einem von Gustav Mahler ver­mittelten Sitzplatz, von dem aus er nichts sehen und wo man ihn nicht sehen konnte? Wir riechen den Blumenduft seiner Landschaften, schmecken sein geliebtes Schlagobers, das bei keinem Frühstück fehlen durfte. Zitate von Klimt selbst und von seinen Zeitgenossen zum Themenkomplex „Sinnlichkeit“ runden diesen ungewöhnlichen Zugang zum weltberühmten Fin-de-Siècle-Maler aus Wien ab. Keine Biographie, keine kunstgeschichtliche Abhandlung, nicht der Versuch, den Künstler auf eine Alltagsebene „herunterzuholen“, sondern:
Eine auch sinnlich illustrierte Annäherung an einen Maler, der ungern theoretisierte, jedoch klipp und klar formulierte: „… Für uns heißt Künstlerschaft die ideale Gemeinschaft aller Schaffenden und Genießenden“. Ein anregender Band für Klimt-Entdecker und Klimt-Genießer …
*)
 
2012 Styria premium, 160 Seiten, gebunden mit SU, 12,2 x 18,5 cm, durchweg farbig illustriert - ISBN 978-3-222-13380-0
€ 19,99
www.styriabooks.at

*) Verlagstext