Schwitzende Männer

von Erwin Grosche

© Peter Thulke
Schwitzende Männer
 
Auch stark schwitzende Männer können ihren Platz in der Gesellschaft finden. Schweiß kann so nützlich sein. Wer schwitzt, lebt und erregt Aufsehen bei Freund und Feind. Apropos Feind. Bremsen gehören zu den blutsaugenden Insekten. Sie beißen und fügen Schmerzen zu. Sie sehen nicht schön aus und man will sie nicht streicheln. Die Bremse läßt uns an Gott zweifeln, weil wir gegen sie machtlos sind. Wer sich in der Welt aufhält ohne einen natürlichen Feind kann lästig werden. Auch Gott hat Feinde, aber die Bremse? Hier kann der stark schwitzende Mann seine Nützlichkeit beweisen. Sagte man früher, Entschuldigung, es tut mir leid, ich schwitze und stoße mit meinem Anblick ab, bietet sich heute der schwitzende Mann als Begleitung an. Im Sommer können diese Männer ein idealer Umgang sein. In Gegenden, wo Bremsen und Mücken zu Hause sind und sich an menschlichen Duftstoffen orientieren, ist der schwitzende Warmblüter als Ablenkung gefragt. Er bietet sich den weiblichen Bremsen als Fraß an. „Nimm mich, Bremse, und laß die Frau in Ruhe“, sagt der schwitzende Kavalier. Gern umgibt sich die kluge Frau mit einem schwitzenden Partner um ihre Geschlechtsgenossinnen, die blutsaugenden Bremsen, auf Abstand zu halten. Hier wird ein Blutopfer gebracht. Hier wird Einsatz gezeigt. „Entschuldigung“, sagt die Frau zu den schwitzenden Männern, „Entschuldigung, daß ich Euch früher gemieden habe.“
 
 
 
© 2013 Erwin Grosche
Redaktion: Frank Becker
Die Illustration stellte freundlicherweise Peter Thulke zur Verfügung