Als Hase wieder mal nichts wußte

von Martin Hagemeyer

Als Hase wieder mal nichts wußte
 
Herr Hase vermeinte sich zu entsinnen, die Medien hätten kürzlich wieder einmal etwas von einer dieser Tage anstehenden, nein: drohenden Zeitumstellung verlautbart. Vorsichtshalber erkundigte er sich daher bei einer Passantin, ob es denn dann heute wohl nun eine Stunde früher oder später sei. Als normal. „Früher! Sommerzeit!“, herrschte sie ihn an. „Derlei Wissen zählt aber zu den Grundpfeilern unseres freiheitlich-demokratischen Gemeinwesens, Sie Hallodri, Tunichtgut beziehungsweise Element.“ Herr Hase entschuldigte sich.
„Desweiteren könnte ich Ihnen“, fuhr die Dame fort, „sämtliche Zeitumstellungstermine bis 2020 auswendig hersagen: 29. 3. 2014, 25. 3. 2015, 30. 3. 2016...“ Herr Hase war beeindruckt und schamrot.
„Sind Sie wenigstens“, ließ die Dame nicht locker, „über weitere Standards, wie die Details der Schwangerschaft von Kate Middleton informiert?“ „Selbstverständlich!“, trumpfte da Hase auf, denn dies war sein Spezialgebiet. „Die weltbekannte Herzogin, Staatsbürgerin Großbritanniens sowie Schwester von der mit dem Hintern, den sie jetzt alle wollen.“ „Ganz recht“, versetzte die Dame, nun etwas versöhnt. „Aber: Das reicht nicht! Ich sage Ihnen: Es wird ein Mädchen, Geburt ist in der ersten Juliwoche und Einschulung am 31. 8. 2019.“
Dahin war sie, Hases stolz vorgebrachte Weltkenntnis. Verschüchtert wollte er noch Interesse beweisen und fragen, ob wohl auch bereits bekannt sei, wer der Vater ist; doch die Dame hatte sich bereits abgewandt. Im Weggehen rief sie Hase abschließend zu: „Damit das thematisch nicht zuviel wird für Sie, junger Mann: Die Zeit wird 2019 ausnahmsweise um zweieinhalb Stunden zurückgestellt. Damit die Kleine zu Schulbeginn nicht so früh rausmuß. Merken Sie sich das!“ Zerschmettert schritt Hase seines Wegs.
 


© Martin Hagemeyer 2013