„Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies“

Kunstmuseum Mülheim/Ruhr zeigt in einer sehenswerten Ausstellung zahlreiche Facetten aus dem Werk des Malers August Macke

von Andreas Rehnolt

August Macke, Selbstbildnis mit Hut 1909
„Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies“
 
Kunstmuseum Mülheim/Ruhr zeigt in einer sehenswerten Ausstellung
zahlreiche Facetten aus dem Werk des Malers August Macke
 
Von Andreas Rehnolt
 
Mülheim/Ruhr - „Diese raumbildenden Energien der Farbe zu finden, statt sich mit einem toten Helldunkel zufrieden zu geben, das ist unser schönstes Ziel“. Dieses Zitat von August Macke im Jahr seines Todes 1914 steht als Motto über der Ausstellung zum Werk des begnadeten Malers, die unter dem Titel „Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies“ am vergangenen Sonntag im Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr eröffnet wurde. „Wir läuten damit den Reigen der Macke-Ausstellungen anlässlich des 100. Todesjahres von Macke ein“, meinte Museumsleiterin Beate Reese beim Gang durch die bis zum 27. April geplante Schau. Macke war laut Reese „der erste Künstler, der auf den Schlachtfeldern des 1. Weltkriegs fiel“.
 
Die sehenswerte Präsentation mit insgesamt 70 Gemälden, Aquarellen, Zeichnungen und Skizzen zeigt zahlreiche Facetten aus dem Werk Mackes und ist damit als Retrospektive seines Werks zu verstehen. Die ersten Exponate der Ausstellung stammen aus dem Jahr 1903, da war der Künstler erst 16 Jahre alt. Das kleinformatige Ölbild „Flieder“ und die Pastellarbeit „Bogenschütze“ stammen aus dieser frühen Phase. Kurator Michael Kuhlemann hat die Schau in sieben Abteilungen geordnet. Die erste Gruppe der Bilder thematisiert Mackes Auseinandersetzung mit künstlerischen Vorbildern und zeigt, wie er unter dem Eindruck französischer Maler den Symbolismus überwindet und durch seine Begegnung mit Henri Matisse nachhaltig geprägt wurde.
 
Ganz wichtig waren dem Kurator und der Museumsleiterin auch die zahlreichen Porträtdarstellungen in häuslicher Umgebung. So zeichnete Macke in vielen Bildern ein poetisches Bild von seiner Frau Elisabeth, das „alle Facetten von Liebe, Vertrautheit und Intimität umfaßt“, meinte Kuhlemann. Das Ölbild „Mutter mit Kind“ aus dem Jahr 1910 erinnert an Madonnen-Malerei. Im gleichen Jahr malt Macke ein Bild seines ersten Sohnes „„Walter Macke mit dem Häschen“, das Fürsorge und väterliche Zärtlichkeit ausstrahlt. Mehrere Bilder zeigen auch den Garten und das Wohnhaus der Familie in Bonn, wo er mehrere Jahre verbrachte und wo im September im Macke-Haus eine eigene Ausstellung mit dem Titel „Das (verlorene) Paradies“ eröffnet wird.


August Macke, Mit gelber Jacke, 1913
 
Häuslichkeit, Bewahrtsein in der Familie, im Freundeskreis und im Vertrauten waren nach Angaben des Kurators wichtig für den Menschen Macke und fanden dementsprechend Ausdruck in seiner Malerei. Zugleich sehnte sich der 1887 im sauerländischen Meschede geborene Macke auch immer nach der Ferne. Lange vor seinen berühmt gewordenen Tunis-Reisen mit dem Malerfreund Franz Marc malte er unter anderem 1910 das ausgestellte Bild „Lagernde orientalische Reiter“. Daneben hängen in der Abteilung „In der Ferne“ Bilder und Skizzen der Tunis-Reisen wie etwa „Türkisches Café“ oder „Blick in eine Gasse“, die beide im Todesjahr Mackes entstanden.
 

August Macke, Türkisches Café I 1914

Mackes „Sehnsuchtsorte“ waren laut Kuhlemann nicht nur ferne Länder, er stillte seine Sehnsucht nach Ferne unter anderem auch mit Märchen. In der sehenswerten Ausstellung sind auch Aquarelle, die seine Zeit am Tegernsee widerspiegeln. Diese Bilder tragen Namen wie „Uferpromenade“, „Typen aus Tegernsee“ oder auch „Spaziergänger“ und strahlen in klaren, freundlichen Farben. Im Jahr des 1. Weltkrieges, in den Macke als Freiwilliger Soldat zog und in den ersten Wochen in Frankreich viel, entstand auch das Ölbild „Beflaggte Kirche“.
 
Ebenso aus dieser Zeit stammen seine Bilder von Zoobesuchen. Lebensfreude pur spricht auch aus diesen Werken die Titel wie „Bei den Papageien“ oder „Paar bei den Kronenkranichen“ tragen. Schließlich widmet sich die Ausstellung auch den wichtigen Wegbegleitern und Malerfreunden Mackes wie etwa Alexej Jawlensky, Heinrich Campendonk und natürlich Franz Marc, von denen jeweils mehrere Bilder ausgestellt sind. Schön und selten zu sehen auch das Ölgemälde „Jesus im Nachen“, das Macke im Jahr 1911 geschaffen hat. Er malte es nach einem 1854 entstandenen Gemälde des französischen Künstlers Delacroix mit wenigen bestechenden Farben. Die Ausstellung wird nach ihrem Abbau in Mülheim/Ruhr auch in Hannover zu sehen sein.
 

Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet.