Ja wenn...

James Kakalios – „Physik der Superhelden“

von Frank Becker

Physik der Superhelden
(und Hulks Hose)
 
James Kakalios erklärt Physik
- ohne tierischen Ernst.
 
Ja wenn…
 
Physik war mir in der Schule stets ein Graus, wie Mathematik und Chemie. Obwohl, bei der Chemie konnte man wenigstens brodelnde und stinkende Experimente machen. Trotzdem. Auch in Sachen Mathe konnte mir nichts den Umgang mit der Materie versüßen, nicht einmal das Micky-Maus-Sonderheft „Donald und die Mathemagie“, obwohl ich das als Junge einige Male gelesen habe – aber nur wegen Donald Duck. Na und dann die Physik – abermals Formeln, Gesetze, Zahlen. Schrecklich. Ja wenn unser knochentrockener Physiklehrer damals auf dem EvB den Unterricht durch Lebensnähe oder Originalität „gewörzt“ hätte, wie das literarisch in der „Feuerzangenbowle“ der Schnauz (Professor Crey) im Chemie-Unterricht der Babenberger Oberprima tat – vielleicht…
 
Warum mich dann ausgerechnet ein tatsächliches Sachbuch über Physik neugierig machte, ist schnell erklärt: der Autor hat eben genau diesen Weg genommen – auf ein populäres Thema, nämlich die Superkräfte Comic-Figuren der Superhelden von DC und Marvel bezogen, Physik zu erklären. Professor James Kakalios, seit 1988 Dozent für Physik und Astronomie an der Universität von Minnesota und bekennender Comic-Fan, hat sich mit genauester Kenntnis von deren Comic-Episoden Burschen wie u.a. The Flash, Superman und Superboy, Magneto, Spiderman und Ant-Man, Iron-Man, Atom und die X-Men vorgeknöpft, um an deren phänomenalen Eigenschaften und haarsträubenden Auseinandersetzungen mit dem Super-Bösen physikalische Grundsätze und Probleme zu erörtern. Das Paradoxon der Zeitreise, die Durchdringung und Eigenschaften von Materie, Mechanik, Relativität, Energiegesetze und Atomphysik bis hin zur Quantenmechanik und Festkörperphysik dröselt er so auf, erklärt sogar mir (wenigstens in einigen Fällen), was ich bislang aus Prinzip als nicht wissenswert abgelehnt hatte – und weckt dabei das Interesse an mehr Erklärungen. So macht er das mit seinen Studenten, und so klappt es auch mit dem Leser, denn wie Kakalios physikalische Phänomene und kurzweilige Unterhaltung mit hoher Lehr-Kompetenz zu effektiv vermitteltem Wissen verschmilzt ist einfach brillant. Daß er sich dabei auf Köpfe wie Erwin Schrödinger, Isaac Asimov, Isaac Newton und natürlich Albert Einstein beruft, macht die Sache noch um einen Tic seriöser. Denn in der Tat sind seine Berechnungen und Erläuterungen seriös, selbst wenn oder gerade weil sie einige der Comic-Superkräfte belegen und manifestieren.
Aber auch die Superhelden-Irrtümer belegt James Kakalios mit augenzwinkernd wissenschaftlichem Ernst und sehr originell nicht nur im Kapitel „Bizarres“. Hulks Hose ist nur ein Beispiel dafür. Also auch Futter für die Skeptiker. Ein rundum spannendes, höchst unterhaltsames und unauffällig belehrendes Buch, das Schülern, Physik-Studenten, Comic-Fans und eben Skeptikern wie Ihnen und mir dringend ans Herz gelegt gehört. Es verdient die Auszeichnung der Musenblätter: den Musenkuß!
 
James Kakalios – „Physik der Superhelden“
Aus dem Amerikanischen von Doris Gerstner und Christoph Hahn
© 2006/2009 Rogner & Bernhard, 471 Seiten, geb. m. Schutzumschlag, Lesebändchen, einige s/w-Abbildungen – Apparat mit Register, Anmerkungen, Erläuterungen,– ISBN 978-3-95403-057-6
19,90 €
 
Weitere Informationen: www.rogner-bernhard.de