„Es ist unmöglich von Edgar Wallace nicht gefesselt zu sein.“

„Die toten Augen von London“ im TiC-Theater Wuppertal

von Frank Becker

Foto © Martin Mazur
Leichte Kost mit spitzem Schrei
„Die toten Augen von London“
 
Kriminalstück von Florian Battermann und Jan Bodinius
 
 
„Es ist unmöglich von Edgar Wallace nicht gefesselt zu sein.“
(Wilhelm Goldmann Verlag)
 
Regie: Ralf Budde – Bühne: Ilja Enkaschew – Kostüme: Gela Banerjee – Maske: Heike Kehrwisch - Fotos: Martin Mazur
Besetzung: Carsten Müller (Inspector Bill Tanner) – Margarete Rosenbohm (Miss Diana Ward) – Alexander Bangen/Lennard Elsner (Reverend John Dearborn) – Dennis Gottschalk (Flimmer-Fred/Gordon Stuart) – Lars Grube/Ulrich Rattunde (Der blinde Jake/Totengräber) – Andreas Wirth (Dr. Stephen Judd/Richard Porter) – Beril Erogullari (Mrs. Emma Fitzgerald) – Michael Baute/Sabine Henke (Stimmen aus dem Off)
 
Erinnern Sie sich an den klassischen Werbeslogan für die Edgar Wallace-Krimis in der Reihe der roten Goldmann Taschenbücher: „Es ist unmöglich von Edgar Wallace nicht gefesselt zu sein.“? Da war wohl was dran, denn wir haben sie unter der Bettdecke verschlungen, wie sie Ende der 50er, Anfang der 60er für 1,95 DM in die Buchläden kamen. Später haben wir uns ins Kino gemogelt – war waren ja noch nicht alt genug – um die tollen Verfilmungen von Alfred Vohrer (natürlich in schwarz/weiß) zu sehen und uns bei heulenden Hunden, unheimlichen Schritten, Schüssen und Todesschreien im nächtlichen Londoner Nebel ordentlich zu gruseln. Schön war´s. Einer der ersten Wallace-Filme war übrigens 1961 „Die toten Augen von London“ mit Starbesetzung und enormem Personalaufwand.
 
Wenn dann Jahrzehnte später eine kleine aber feine Bühne, das Wuppertaler TiC-Theater, ausgerechnet „Die toten Augen von London“ als Saison-Krimi anbietet, muß man einfach dabei sein. Das dachten am vergangenen Dienstag neben dem Rezensenten viele, und so war die Premiere der Inszenierung von Ralf Budde trotz Streiks der Busfahrer ausverkauft. In zwei äußerst kurzweiligen Stunden und in drei trotz winziger Bühne großen Szenenbildern (Iljas Enkaschew) erzählt das nur sechsköpfige Ensemble (+ zwei Stimmen aus dem Off) die Geschichte mehrerer mysteriöser Morde im Umfeld des Blindenheims in der Blossom Lane, das von dem gerne leise die Szene betretenden Reverend Dearborn (Alexander Bangen) mit Hilfe der blinden Mrs. Fitzgerald (Beril Erogullari) geführt wird.
Der smarte Inspector Tanner von Scotland Yard (elegant, bewährt als Detektiv und mit viel Humor: Carsten Müller) wird mit der Klärung der Morde beauftragt, als Assistentin wird ihm die kluge und hübsche Diana Ward (flott, charmant, souverän: Margarete Rosenbohm) zugeteilt. Das riecht natürlich von Anfang an nach einem Kriminalfall mit Liebesgeschichte. Wird es auch, aber vor die knifflige Lösung haben Wallace und Budde den zwielichtigen Anwalt Stephen Judd (Andreas Wirth), den ausgekochten Ganoven „Flimmer-Fred“ (listig: Dennis Gottschalk) und den geheimnisvollen Würger gestellt. War es der blinde Jake, wie Tanner vermutet (ganz schön unheimlich: Lars Grube), unter dessen Händen Richard Porter, Gordon Stuart und andere verröcheln?


v.l.:Andreas Wirth, Carsten Müller, margarete Rosenbohm - Foto © Martin Mazur 
 
Ralf Budde hat das vor der Original-Filmmusik von Heinz Funk kompakt und pfiffig in 10 kurze Szenen mit flottem Umbau samt Geheimgang gepackt, für wabernde Nebelschwaden, tappende Blindenstöcke und für machen Schrei, der in Mark und Bein fährt gesorgt, mit viel Ironie gewürzt – so z.B. bei Szenenschluß die Bemerkungen des Inspectors quasi mit Blick in die Kamera. Wer, wann und wieso schreit wird hier selbstverständlich nicht verraten. Auch nicht, wer und was nun wirklich hinter der Mordserie steckt. Das sollten Sie sich selber anschauen – und schnell Karten bestellen, denn viele Vorstellungen sind bereits fast ausverkauft. 

Weitere Informationen:  www.tic-theater.de