Galgenberg
Blödem Volke unverständlich treiben wir des Lebens Spiel. Gerade das, was unabwendlich, fruchtet unserm Spott als Ziel. Magst es Kinder-Rache nennen an des Daseins tiefem Ernst; wirst das Leben besser kennen, wenn du uns verstehen lernst. Christian Morgenstern Heute vor 100 Jahren, am 31. März 1914, starb der Dichter der "Galgenlieder", der Vater von Palma Kunkel, des Gingganz, Korfs und Palmstöms. Mondschaf und Huhn, Werwolf und Leu, der Rabe Ralf und das ästhetische Wiesel, das Rehlein und der Zwölf-Elf sind durch seine Schöpfung neben vielen vielen anderen unsterblich geworden. Das lyrische Werk Christian Morgensterns, auch außerhalb seiner grotesken Dichtung, ist unverzichtbarer Teil des deutschen Literatur-Schatzes geworden. Die Auseinandersetzung Morgensterns mit den Widrigkeiten der Bürokratie - denken wir nur an Korfs Schriftwechsel mit der Behörde und an Palmströms fatalen Autounfall - und sein kluger Blick auf die philosophische Tiefe im Kleinen haben Heiterkeit, aber auch einen Gewinn an Weisheit zur Folge. Er hat ein Genre der lyrischen Groteske geschaffen, dem seither viele deutsche Dichter mit stiller Bescheidenheit nachstreben, einige sogar mit Morgenstern-würdigen Dichtungen, beispielhaft seien hier nur Joachim Klinger (im Grupello Verlag), Peter Paul Althaus (im Pendragon Verlag), Pogge van Ranken und Wendelin Überzwerch genannt.
Die Lektüre von Morgensterns Lyrik und der seiner Epigonen macht nachdenklich, heiter und lebensfroh. Jeder auch nur etwas Weise sollte zumindest Morgensterns sämtliche Galgenlieder auf dem Nachttisch haben. Fisches Nachtgesang
Christian Morgenstern
Die Mittagszeitung
Korf erfindet eine Mittagszeitung, welche, wenn man sie gelesen hat, ist man satt. Ganz ohne Zubereitung irgendeiner andern Speise. Jeder auch nur etwas Weise hält das Blatt. Christian Morgenstern
|