Subtile Rache

Die Geschwister Pfister - „Servus Peter – oh là là Mireille“

von Frank Becker

© Geschwister Pfister

Subtile Rache
oder
Heut liegt was in der Luft!
 
 
Die Geschwister Pfister glänzen mit Parodie und Travestie –
und subtiler Rache an Peter Alexander und Mireille Mathieu
 
Mit: Toni Pfister (Tobias Bonn) - Ursli Pfister (Christoph Marti) - Jo Roloff Trio: Jürgen Schäfer (Bass, Gitarre), Immo Hofmann (Schlagzeug), Johannes Roloff (Klavier, Keyboards)
Choreographie: Danny Costello
 
Üblicherweise spielen die Geschwister Pfister ihre grandiosen Show-Programme vor ausverkauften Häusern. Nicht so in Remscheid, wo am Freitagabend bei „Servus Peter – oh là là Mireille“ leider die Hälfte der Sitze im traumschönen Teo Otto Theater frei blieb. Hatten viele geahnt, daß die einst unangefochtenen Lieblinge der TV-Unterhaltung der Deutschen dem genialen Spott, der göttlichen Parodie der Pfisters und ihrer späten Rache preisgegeben würden und flohen dieses Sakrileg? Also das geht ja wirklich nicht, Peter dem Großen und Mireille der Zarten auf die Füße zu treten! Und ob das geht!
Immerhin dreihundert waren gekommen, um sich diesen Riesenspaß anzusehen, und mit dem unerhörtem Talent der Akteure, Witz und Charme, mit bestechenden Stimmen, feiner Choreographie, perfekter Live-Musik und unzähligen herrlichen Kostümen wurde es ein fulminanter Erfolg.
 
Toni Pfister (Tobias Bonn) schlüpfte in Rolle und Haut Peter Alexanders, Ursli Pfister (Christoph Marti) übernahm Mireille Mathieu sowie Überraschungsgäste, und das Jo Roloff Trio steuerte die Musik bei. In gut zwei Stunden und köstlich kitschiger Kulisse zeigten und parodierten sie mit einem tollen Programm voller Schlager-Ohrwürmer, was früher an den Samstagabenden bis zu 38 Millionen Zuschauer an die  Fernsehschirme lockte, und das, obwohl Peter Alexander die Moderation hatte, ein ordentlicher Schlagersänger und Operetten-Buffo zwar, selber sogar ein passabler Parodist, doch der wohl flachste Komiker und einer der schlechtesten Schauspieler seiner Zeit.
Toni Pfister hat Alexanders forcierte Fröhlichkeit, die geschniegelte Selbstgefälligkeit, die platten Clownerien des Traums aller Schwiegermütter, Gestik, Mimik und Körpersprache genau studiert und stellte einen optisch wie motorisch bis zum schelmischen Zeigefinger und flatternden Lidschlag eineiigen Zwilling im Smoking auf die Bühne, bzw. setzte ihn schräg auf einen Barhocker. „Heut liegt was in der Luft“, die verlogene Romantik von „Die kleine Kneipe“, „Ich zähle täglich meine Sorgen“, alberner „Badewannentango“, Rössl-Medley im weißen Kellner-Jackett - alles 1:1 P.A..
Ursli gab der aufgesetzten Zierlichkeit der Mathieu inklusive Schütteln der elastischen Fön-Frisur, gerolltem „R“ und langgezogenem „A“ hinreißend und in kostbar biederen Kleidern Gestalt. Das Publikum vergoß Lachtränen bei „Taratating Taratatong“ und „Akropolis adieu“, bei Heintjes (Ursli) ungelenkem „Wenn du noch eine Mutter hast“ und Roy Blacks (Ursli) gehauchtem „Du bist nicht allen“. Aber auch Toni hatte noch einen Gast im Repertoire: die nicht allein durch ihre einzigartigen Brillen und unmöglichen Garderoben in Erinnerung gebliebene Anneliese Rothenberger, die wie Ingeborg Hallstein gelegentlich vom Sopran-Olymp in Peter Alexanders Shows hinabstieg. Ihr/sein Rührstück „Peterle“stand für alle fürchterlichen Fernsehqualen der 70er Jahre.
 
Bilanz: Minutenlanger stehender Applaus für eine perfekte Show in der typisch nachempfundenen Stimmung damaliger Live-Sendungen, lohnte  Künstler und enormen Aufwand, drei Zugaben, darunter das grandiose Duett „Geh!“, das noch einmal das verlogene Gehabe aufnahm, als Rausschmeißer die von Ursli/Mireille intonierte „Loreley“ - und ein restlos begeistertes Publikum.  
 
Weitere Informationen:  www.geschwister-pfister.de