Ist das Kunst, oder kann das weg?
Shakespeares hirnrissige Verwechslungskomödie
„Was ihr wollt“
in einer hinreißenden Inszenierung von Karin Neuhäuser
Deutsch von Thomas Brasch Inszenierung: Karin Neuhäuser - Bühne: Gralf-Edzard Habben - Kostüme: Tina Kloempken - Musik: Matthias Flake - Fotos: A.Köhring
Besetzung: Narr: Volker Roos - Orsino: Albert Bork - Viola: Theresa Rose – Kapitän Antonio: Rupert J. Seidl - Sir Toby Rülps: Fabio Menendez - Sir Andrew Bleichenwang: Klaus Herzog - Olivia: Simone Thoma - Maria: Gabriella Weber - Malvolio: Steffen Reuber - Sebastian: Marco Leibnitz – Am Klavier: Matthias Flake
Karin Neuhäuser fand im Shakespeare-Jubeljahr mit ihrer kräftig gestrichenen Inszenierung die denkbar beste Lösung für die höchst komplizierte
Zufälle aber auch…
Schon beim Versuch einer griffigen Inhaltsangabe sträubt sich im Grunde die Feder: Das sich in enger Verbundenheit zugetane Zwillings-Geschwisterpaar Viola und Sebastian geht mit einem Schiff unter, jeder glaubt den anderen ertrunken. Viola (Theresa Rose) wird an den Stand Illyriens gespült, verdingt sich in männlicher Verkleidung (keiner weiß, warum) als Cesario beim Herzog Orsino (Albert Bork) und verliebt sich stantepede in ihn. Der wiederum wirbt voller Sehnsucht, doch vergebens um Gräfin Olivia (vielseitig: Simone Thoma), die sich ihrerseits in den als Liebesboten eingesetzten vermeintlichen Cesario verliebt. Ihr versoffener Onkel Sir Toby Rülps (derb: Fabio Menendez) will sie mit dem völlig verblödeten Sir Andrew Bleichenwang (urkomisch: Klaus Herzog) verkuppeln, unterstützt vom schrillen Kammerkätzchen Maria (Gabriella Weber). Mit von der Partie sind noch ein großartig entspannter Narr (Volker Roos als heimlicher Star) und Haushofmeister Malvolio (wundervoll: Steffen Reuber), der heimlich für Olivia schwärmt. Aber Auch Violas Bruder Sebastian (Marco Leibnitz) wurde gerettet, gelangt mit Hilfe eines gutmütigen Kapitäns (Rupert J. Seidl) - raten Sie mal wohin: Richtig, ebenfalls nach Illyrien. Was für ein Zufall. Er und Viola werden in der Folge multipel miteinander verwechselt, schließlich kriegt Viola ihren bekehrten Orsino und Sebastian seine Olivia. All´s well that ends well...
Der Narr auf der Mauerkrone
Komödiantische Höhepunkte
Einige der vielen Höhepunkte des Abends wurden Olivias grandios plakative Verführungsversuche als liebestolle Gräfin und Steffen Reuber in der dankbaren Rolle des düpierten Malvolio. Komödiantische Kabinett-Stücke seine Brief- und seine Strumpf-Szene - ein gehemmter Stenz von ungelenker Leidenschaft, bricht er durch eine vermeintliche Einladung zum Tête-a-tête mit allen Regeln, macht sich zum Narren in kanariengelben Strümpfen und läßt mehr mitleiden denn über ihn lachen. Tragische Komik mit Tiefgang. Köstlich auch die Punsch-Wortspiele, die Thomas Brasch für Bleichenwang und Rülps erfunden hat.
Angemessener kann man Shakespeare nicht aufführen. So, genau so möchte man die schwer verdaulichen Shakespeare-Komödien sehen Matthias Flake am Klavier und diverse Gesangseinlagen machten die Sache rund. Tosender Applaus, anhaltende Bravi und glückliche Gesichter im „punschlos glücklichen“ Publikum legten davon Zeugnis ab. Gleichzeitig hat Karin Neuhäuser es geschafft zu zeigen, wie weh unerwiderte Liebe tut – dankenswert weit über Shakespeares Intention hinaus.
Weitere Informationen: www.theater-an-der-ruhr.de
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