All you need is LOVE

Beatles-Tanzabend des Salzburg Balletts

von Frank Becker

Beatles Tanzabend – Sam Chung, Marian Meszaros, Alexander Korobko, Josef Vesely und Asher Smith © Christina Canaval

All you need is LOVE
 
Umjubelter Beatles-Tanzabend des Salzburg Balletts


Idee und Choreographie: Peter Breuer - Choreographische Assistenz/Ballettmeister: Alexander Korobko - Kostüme: Katja Schindowski – Dramaturgie: Andreas Gergen – Lichtdesign: Eduard Stipsits – Kostümbetreuung: Brigitte Gassner, Marie Waltl – Technik: Robert Kofler- Fotos: Christina Canaval
Mit: Cristina Uta , Kristina Kantsel, Erico Abe, Anna Yanschuk, Anastasia Bertinshaw, Flavia Samper, Kathrine Watson, Asher Smith, Vladislav Koltsov, Marian Meszaros, Josef Vesely, Herick Moreira, Joseph Flavian de Mesquita Junior, Iure de Castro, Yoshito Kinoshita    
 

Es war am vergangenen Samstagabend im Remscheider Teo Otto Theater zu spüren, daß die Pop-Songs, die das geniale Gespann John Lennon/Paul McCartney in den 60er Jahren für die legendären Beatles geschrieben hat und die für fast ein Jahrzehnt die Hitparaden der Welt dominierten, noch immer in aller Ohren und Herzen sind – nicht nur bei den einstigen 60er Blumenkindern, die heute die „Oldies“ der sind. Ein Querschnitt der Generationen, vielfach auch Eltern mit jugendlichen Kindern, hatte sich erwartungsvoll im Theater eingefunden, um ein Wiederhören mit den unsterblichen Hits zu feiern und deren tänzerische Umsetzung durch das Salzburg Ballett zu erleben.
 
Peter Breuer, einst weltweit gefeierter Solotänzer, später als Choreograph u.a. an der Bayerischen Staatsoper und der Staatsoper Berlin erfolgreich, leitet heute als Direktor die Geschicke des Salzburg Balletts, für das er diesen phantastischen „Beatles Tanzabend“ choreographiert hat. Er nennt ihn ein „biographisches Handlungsballett“, wenn auch vorderhand eine biographische oder popgeschichtliche Chronologie nicht erkennbar ist. Der anspruchsvollen Aufgabe, aus dem gewaltigen Œuvre der Beatles eine repräsentative Essenz zu filtern und sie in textgetreu getanzte, witzig-originelle Bilder umzusetzen, wurde Breuer mit seiner hochmotivierten Truppe eindrucksvoll gerecht. Zugleich hob seine Choreographie die Musik von Lennon/McCartney auf eine Stufe mit Ballettmusiken Leonard Bernsteins, Peter Tschaikowskys oder Leo Delibes´.


Beatles Tanzabend – March of the Meanies - Foto © Christina Canaval/Landestheater Salzburg
 
Es wurde eine hinreißend bunte „Magical Mistery“ Tour zurück ins „Yesterday“, mit Stationen bei in der „Penny Lane“, bei den „Strawberry Fields“ und mit „Back in the U.S.S.R.“ in Moskau – stets im Spiel mit den meterhohen Buchstaben L-O-V-E. So fröhlich, wie die drei Herren und zwei langbeinigen Damen mit Krakowiak, Stechschritt und lustigen Uniformen die UdSSR personifizierten, hätte man sie damals im Kalten Krieg gerne gesehen und sähe man heute gerne Wladimir Putins neues Zarenreich. Die Tour besuchte „Rocky Racoon“ (der korrekt kollabierte), „Dear Prudence“, „Michelle“ und „Hey Jude“. Insgesamt 30 Stücke aus allen Schaffensphasen der Beatles wurden aufgeführt, von den Anfängen mit „Help!“! und „A Hard Day´s Night“ (kraftvoll hitzig von der Riege muskulöser schöner Männer getanzt) der Flowerpower-Romantik der „Penny Lane“ (mit den Damen in Mary Quant-Kleidern vor der Projektion der Carnaby Street), der Mystifizierung der „Piggies“ bis zur Pop-Revolution in „Why Don´t We Do It In The Road“ und der Mission Lennons in „The Ballad of John and Yoko“.
 

Beatles Tanzabend - Hard Day´s Night - Foto © Christina Canaval/Landestheater Salzburg

Das glänzende Ensemble aus 7 Damen und 8 Herren zeigte, was klassisches Ballett kann, setzte Hebung, Sprung, Spitze, Spin und Rotation in Perfektion ein. Herausragend die Soli und Pas de deux der kraft- und blutvoll geschmeidigen Kristina Kantsel in „I´m So Tired“ und „Michelle“, das exquisite Solo von Vladimir Koltsov im „Yer Blues“, die verzaubernde pure Poesie Erico Abes und Marian Meszaros´ in „Julia“. Ein Bonbon in Strawinsky-Qualität, weil rhythmisch in der Nähe seines „Sacre du printemps“ wurde der einzige „fremde“ Titel „March of The Meanies“, den Beatles-Arrangeur George Martin für die LP „Yellow Submarine“ komponiert hatte. Ein kraftvoller „Ausreißer“ in mitreißendem Maschinenrhythmus vom Ensemble getanzt. Josef Vesely entführte mit Kathrine Watson versponnen zum „Fool On The Hill“, einer traum-haften Nummer. Einer der vielen Höhepunkte auch die psychedelisch glimmernde Umsetzung des stets unter Drogenverdacht gestandenen „Lucy In The Sky With Diamonds“. Gelungen. Der Zauber sprang aufs Publikum über, das in zwei Stunden guter Laune, herrlichen Bildern und den O-Tönen der Beatles schwelgte. Als Finale rundete ein Medley bis dahin „vernachlässigter“ Titel den mit frenetischem Beifall, zahllosen Vorhängen und stehenden Ovationen gefeierten Abend. Der Beatles Tanzabend des Salzburg Balletts bekommt unsere Auszeichnung: den Musenkuß.
 
Weitere Informationen:  www.salzburger-landestheater.at