Kochmüller hat sub sigillo verlauten lassen (2)

Über die neue Barmer und Viersener Schule

von Christian Oelemann

Sub sigillo (2)
 
Wenn also heute von dubiosen Subjekten der von vornherein zum Mißglücken verurteilte Versuch unternommen werde, zwischen Mailburger (ehemals Faxburger) und Kochmüller (ehemals Kochmüller) ein Intrigengerüst zu installieren, so falle Lächerlichkeit allenfalls auf die Installateure ab, nicht aber auf Mailburger und Kochmüller. Daran ändere auch der Literaturstreit nichts, der die Freundschaft zwischen Mailburger und Kochmüller im Anschluß an die Peterson-Evans-Debatte gedeckelt habe, nachgerade nach Mailburgers Veröffentlichung der von Wolfgang Borchert zunächst 1947 ersterfundenen Erzählung „An diesem Dienstag“, bei welchem es sich freilich nicht im Besonderen, wie böse Zungen behaupten, um den 11.September 2001 (ein Dienstag) handele sondern um irgendeinen. Daß Mailburger mit dem Neuverfassen eines wenige Seiten langen Erzählwerks literarische Meriten eingeheimst habe, sei für Kochmüller kein Griff in die Speichen gewesen, so Kochmüller zur Kochmüllerin wörtlich, kein retardierendes Moment, so er. Ihm, Kochmüller, sei es vollkommen einsichtig, daß Mailburger gar nicht über ausreichend Zeit verfüge, Werke wie „Der Butt“ oder „Die Insel des zweiten Gesichts“ in der beschriebenen Weise neu zu schreiben, geschweige „Joseph und seine Brüder“, den im übrigen er (Kochmüller) selbst im nächsten Jahr zur Veröffentlichung bringen werde. Er wisse um Mailburgers zahlreiche Beratertätigkeiten benebst einem nicht zu unterschätzenden Globalauftrag zu Traumdeutungen aller Art. Darüber hinaus sei Mailburger, so Kochmüller zu seiner Frau, ein vielgeladener Seminarleiter und beherrsche die Sparten Rhetorik, Desillusionisierung und Zeitmanagement aus dem Effeff. Wer so häufig wie Mailburger die Zeit anderer manage, habe naturgemäß keine solche, um Werke zu verfassen, die über 80 Buchseiten hinausgingen.
Mailburgers Engagement für Kürzestprosa sei eine durchaus folgerichtige, betrachte man sich Mailburger als Gesamterscheinung. Um Mailburger als Gesamterscheinung betrachten und vor allen Dingen begreifen zu können, setze es allerdings eine Geistesschärfe voraus, die eine alles umfassende Denkweise zugrunde lege. Eine solche alles umfassende Denkweise sei bei den meisten Subjekten (d.i. Arschlöcher) nicht vorzufinden, geschweige Geistesschärfe. Beleg dafür sei eine Pressemitteilung vom 22. Oktober, derzufolge Mailburger ein umjubeltes Erotikseminar im Oberbergischen abgehalten habe, umjubelt von den Teilnehmern und vor allen Dingen Teilnehmerinnen, so die Meldung beinahe wörtlich, die ihn, Kochmüller, der Länge nach habe gelächterhalbe hinschlagen lassen. Während allenthalben von Mailburgers Erfolg als Erotiktrainer die Rede gewesen sei und auch Mailer nicht umhin habe können, für die Verbreitung dieser, wie ihm, Kochmüller, sofort eingeleuchtet habenden, Fehl- Informierung zu sorgen, so daß Mailburger urplötzlich nicht nur als der strahlende Autor der Geschichte „An diesem Dienstag“ sondern vor allem als Lustprofessor thematisiert die Runde durch gesamtdeutsche Kantinen machte, sei ihm, Kochmüller, sofort vor Augen gewesen, um was für einen gravierenden, wenn auch komischen Lapsus es sich seitens der Zeitung gehandelt habe, als er den Namen des Berichtverfassers vor die Lupe genommen: Adriaan van Leverkun, ein Niederländer also, der deutschen Sprache wie alle Niederländer nicht vollständig mächtig, das sei keine rassistische sondern eine faktische Feststellung. Im Niederländischen, das sei bekannt, gebe es keine Hs hinter einem R, nicht einmal beim Rhythmus, und nur einem Niederländer sei es darob verzeihlich, die Kunst der Rede mit „Retorik“ zu übersetzen, und da die Textverarbeitungsprogramme der gesamtdeutschen Tageszeitungen allesamt microsoftverseucht seien und über die groteskesten Autokorrekturmechanismen verfügen, habe Microsoft aus Leverkuns „Retorikseminar“ in seinem stupiden Automatismus ein „Erotikseminar“ gemacht, vorbei an allen gegenlesenden Redakteuren. Zu diesem Zeitpunkt habe Mailburger jedoch in der Schweiz urlaubshalber Aufenthalt gehabt und die Verheerung seines (Mailburgers) Rufs darob nicht angefochten.

Zuletzt sei Kochmüller von Mailburger (Weihnachten) ins Licht gesetzt worden, daß er, Kochmüller, einem Irrtum unterläge und in Rede gestanden habendes Seminar, das von Adriaan van Leverkun mit euphorischen Plattitüden gelobt worden sei, habe tatsächlich unter dem Thema „Erotik in der freien Rede – warum Männer nie weghören und Frauen gut einpacken können“ gestanden, und van Leverkun sei mitnichten ein niederländischer Rezensent sondern in Wirklichkeit kein anderer als Hans Meiser, der sich nach seinen Fiaski im gesamtdeutschen Kommerzfernsehen ein neues Standbein bei der Presse suche, nunmehr sogar gefunden habe, mit dem mir bekannten Alias.


© Christian Oelemann