Verzeihen (und entschuldigen) fällt so leicht...

... wenn man diesen Film gesehen hat

von Frank Becker

Ich könnte Bäume ausreißen –
Bonsai-Bäume!
 
Ist es denn so schwer, sich im Bewußtsein der eigenen Schuld und Verantwortlichkeit bei Freunden, Familienangehörigen, Kollegen, vielleicht auch bei Fremden für Fehler und Versäumnisse zu entschuldigen? Scheint so. Man erlebt es selten. Doch Erwin Grosches einzigartiger Entschuldigungs-Film, der seit seiner völlig ausverkauften und umjubelten Premiere im Paderborner Cineplex der Verkaufsschlager in der Paderborner Buchhandlung Linnemann ist, die exklusiv die DVD vertreibt, öffnet die Tore für alle, die es bisher nicht konnten. Und er öffnet gelegentlich auch die Schleusen für das eine oder andere heimliche Tränchen. Denn der Film, so skurril er zunächst wirkt, rührt an.

Erwin Grosche hat eine kuriose und doch allgemeingültige Geschichte um das ganz offenbar allgemeine Problem geschrieben und sie mit viel Liebe und wunderbaren Kollegen sowie einer Vielzahl liebenswerter Laien in die Tat, will sagen, in diesen einzigartigen Film umgesetzt, den man irgendwo zwischen Schamoni und Kaurismäki verorten kann. Da entschuldigen sich vor der pittoresken Kulisse der an sich schon liebenswerten Domsardt Alte und Junge, Kinder und Hundebesitzer, Bäcker und Busfahrerinnen, Rundfunkmoderatoren, Radfahrer, sogar Auftragsmörder, der Herr beim Hund und der bemehlte Konditor bei allen Naschkatzen - und unendlich viele Paderborner für die kleinen und großen Versäumnisse, die sie belasten. Doch es scheint allen gar nicht schwer zu fallen. Ist doch schön, in einer ostwestfälischen erzkatholischen Stadt soviel offen Bußfertigkeit ohne 10 Ave Maria und 10 Vaterunser zu finden. Das ist besser als Beichte, wenn auch die katholische Kirche diese Konkurrenz nicht unbedingt mögen wird. Aber dafür entschuldigen wir und Erwin Grosche uns nicht. Denn ich glaube ganz ehrlich, daß man auch ohne den himmlischen Segen damit fertig werden kann, wenn man nur ehrlich ist. Obwohl: in einer kurzen Filmsequenz taucht ein geheimnisvoller Fremder mit langem weißem Bart und verborgenen Augen auf, der vielleicht mit seinem nahezu göttlich-weisen Schmunzeln die Sache auf höherer Warte gut heißt…

 
Was andere über den Film schrieben, sehen Sie hier:

Verzeih - Der große Entschuldigungsfilm - Die Kritiken:


„SURREALER HUMOR AUS OSTWESTFALEN. Das wissen wir seit Langem: Erwin Grosche ist einer der ganz Großen in der Welt von  Scherz, Satire, Ironie und tieferer Bedeutung, die sein ostwestfälischer Landsmann Grabbe einst beschwor. Jetzt erzählt er uns allen Ernstes die Geschichte von dem totkranken Herrn Willschneider (das ist er selbst), der zwei Killer engagiert, um das eigene Leben zu verkürzen. Vorher aber möchte er sich noch einmal bei allen, die er jemals gekränkt haben könnte, entschuldigen. That's it. Angesiedelt und verortet ist diese schrille Story im frommen Pandämonium von Paderborn, der Stadt, in der Grosche seit vielen Jahren lustvoll zu Hause ist. Sublim seziert er in dieser Moritat die Rituale unser aller Beschwichtigungskultur. Das Ergebnis ist ein sehr spezieller westfälischer Dadaismus mit schönsten Anklängen an Karl-Valentin'sche Sprachanarchien. Da wird Vertrautes plötzlich fremd und erscheint Fremdes auf schräge Art vertraut. Hohes Suchtpotential. Lange nicht mehr so gelacht. Paderborn: Paderborner Bilderdienst 2014. DVD. 52 Min.  12 Euro + Porto. Kaufkontakt: KULTURBÜRO, Am Wasserberg  3,  53343 Wachtberg kb@kulturbuero.info : WESTFALENSPIEGEL, Volker Jakob, JUNI 2014 oder kaufen in der: BUCHHANDLUNG LINNENAMNN Westernstraße 31, 33098 Paderborn, Telefon 05251 28550, service@linnemann-buecher.de


EIN ECHTER GROSCHE. Neuer "Entschuldigungsfilm" läuft erstmalig in Bad Driburg. Dieser Film ist wieder ein echter Grosche. Ein Film mit einem leisen, nahezu unnachahmlichen Humor. Ein Film, der das Verhalten der so verhalten reagierenden "Paderbörnschen" so genial nachzeichnet, dass man sich für Augenblicke an Genies wie Karl Valentin oder Heinrich Zille erinnert fühlt. Somit an Künstler, die dem Volk aufs Maul, auf die Hände, auf den Bauch und ins Herz schauten, und denen es gelang, das Gesehene und Gehörte auf eine skurrile Art und Weise nachzuahmen oder nachzuzeichnen. Der Film ist übrigens demnächst in Brakel zu sehen und auch als DVD zu erwerben. Zu empfehlen ist er allemal, denn wer möchte bei den derzeitigen Fernsehprogrammen nicht einfach einmal abschalten und ganz vergnügt und still in sich hineinlachen. 07.05.2014, NW-Bad Driburg, Josef Köhne


LIEBESERKLÄRUNG AN PADERBORN. „Wann dürfen ein Baby und ein Hund ins Kino? Wenn sie bedeutende Rollen in einem Film spielen und zu Erwin Grosche gehören. So geschehen am Mittwochabend, als der Paderborner Schriftsteller und Kabarettist sein jüngstes Werk »Verzeih!« im Cineplex präsentierte. Der Saal ist rappelvoll, das Publikum erst gespannt und dann begeistert.  »Wir wollten mal einen Film machen, den man im Kino zeigen kann«, erklärt der vielseitig Talentierte seinen ungewohnten Auftritt im größten Saal des Multiplex. »Keinen Blockbuster«, fügt er noch schmunzelnd hinzu, und das Publikum lacht, weil es Erwin Grosche kennt und weiß, dass seine skurrilen Filmgeschichten eher für Leute sind, die Paderborn mögen und Sinn für Schräges haben. So ist es auch bei »Verzeih » Es geht um etwas, das manchmal sehr schwer ist, doch wer es schafft, fühlt sich nachher zumeist leicht: es geht ums aufrichtige Entschuldigen. Und Grosche wäre nicht Grosche, wenn es ihm nicht gelänge, die moralische Last des Themas mit Witz und Poesie abzufangen.“ Andrea Pistorius, „Westfälisches Volksblatt“ 28.2.2014

KULTURSZENE FEIERT SCHRÄGE GROSCHESKE. „Grosche macht, was er wie kaum ein anderer kann. Er erweist sich als Maestro der stillen Momente, des Verharrens. Eins erreichen aber alle Akteure gemeinsam im Team. Der Film macht einfach Spaß. So wird es genüsslich ausgekostet das Personal immer wieder in fades Backwerk beißen zu lassen - schmecken doch in ganz Paderborn die Torte und die Nussecken mies. Wer Grosche kennt, weiß: Bei Kuchen hört der Spaß auf. „Wenn ein Kuchen nicht schmeckt, zweifelt man an Gott“, ist der konsequente Ausspruch...“ Holger Kosbab, Neue Westfälische, 28.2.2014