Von Karussells, Spaziergängen und Salons

Wuppertaler Literatur Biennale 2014

von Jürgen Kasten

Wolf Chr. von Wedel-Parlow und das "Karussell"-Redaktionsteam - v.l.: Sibyl Quinke, Wedel, Friederike Zelesko, Marianne Ullmann Dorothea Renckhoff -  Foto © J. Kasten

Von Karussells, Spaziergängen und Salons
 
Wuppertaler Literatur Biennale 2014
Unterwegs nach Europa
 
Es wäre ja keine Wuppertaler Literatur Biennale, wenn nicht die Wuppertaler Literaten aktiv mitgestalten würden. Das taten sie in mehreren Veranstaltungen. Eine kleine Rückschau:
Am 24. Mai drehte sich zunächst das „Karussell“ in den Räumen der Buchhandlung Köndgen. Die 3. Ausgabe der „Bergische Zeitschrift für Literatur“ vereint lokale Prosa und Lyrik mit den Beiträgen der Preisträger des Literaturwettbewerbes auf stattliche 148 Seiten im DIN A 4 Format. Die Zeitschrift, wie auch die Präsentation wurden in den Musenblättern bereits ausführlich vorgestellt.

Deshalb springen wir hier wieder vom Karussell ab und spazieren durch den Skulpturenpark Waldfrieden, um uns auf die Suche nach Europa zu machen, denn „irgendwo muß Europa doch sein!“.
Unter diesem Titel inszenierte Ulrich Land mit Poeten seiner Wahl am 25. Mai eine abwechslungsreiche Europareflektion von ernst bis lustig, von ganz jung bis ziemlich alt. Die gerade 20 Jahre alt gewordene Poetry Slammerin Lisa Schöyen betrachtete ergreifend „Europa von Fern“. Ihre frei vorgetragene Anklage („warum wir wütend sind“) gegen ein verknöchertes Europa der Schranken, Mauern und Feindschaften, in dem die Jugend sich nicht wiederfindet, machte betroffen und riß das Publikum zu Beifallsstürmen hin. Wolf Christian von Wedel-Parlow, Vertreter der alten Schule, näherte sich der Geburtsstunde Europas mythologisch indem er die Sage um Zeus und Europa aufgriff: „Die Unermüdliche. Ode an Europa“.


v.l.: Lisa Schöyen, Wolf Christian von Wedel-Parlo, Ulrich Land, André Poloczek, Dieter Jandt, Hermann Schulz, Hans-Werner Otto, Mitch Heinrich - Foto © Jürgen Kasten

Ulrich Land nahm sich des gleichen Themas an. Mit seiner ihm eigenen Sprach- und Wortspielerei wurden die Zuhörer auf einen wilden Ritt der jungen Europa auf dem Rücken Zeus, in Gestalt eines Stiers, mitgenommen.
Mitch Heinrichs Lautpoesie war wie immer ein garantierter Lacherfolg. Mit vollem Körpereinsatz präsentierte er seine bekannten „Spechtvariationen“ in der Europaversion und nannte das Ganze „Europapperlapapp“. Der Spaziergang erstreckte sich über drei Stationen, an denen noch Andre Poloczek, Dieter Jandt, Hermann Schulz und Hans Werner Otto lasen. Ein vergnüglicher Nachmittag, der im angrenzenden Café zusammen mit den Autoren ausklang.


Julia Wolff - Foto © Jürgen Kasten
Verlassen wir das leuchtende Grün des Skulpturenparks und begeben uns auf das Parkett des „Salon Europa“. Auch dort, im katholischen Stadthaus, wurde der
Stier bei den Hörnern gepackt. Christine Hummel moderierte und stellte die GEDOK vor, ein Zusammenschluß europäischer Künstlerinnen mit 2800 Mitgliedern, die interdisziplinär arbeiten. An diesem Abend des 26. Mai (Fortsetzung am 28. Mai) wurden Autorinnen präsentiert, die korrespondierende Texte zu Werken bildender Künstlerinnen schufen und umgekehrt. Alle Kunstschaffenden waren anwesend und äußerten sich zur Form ihrer Zusammenarbeit. Etwa Angelika Zöllner, mit deren Text „Zeus und Europa“ der Abend begann:

 „...und als sich wandelt der Gott in die himmlische Weiße des Stiers
 da zeigt sich Europa gerührt - sie besteigt seinen schimmernden Rücken...“

Dazu das verschwommen, wie verpixelt wirkende Gemälde „Europa“ von Helga von Berg-Hader. Bei näherem Betrachten wird sichtbar, das es
 
Helga von Berg-Hader, Europa - Foto © Jürgen Kasten
aus 3.800 Einzelbildern besteht.
Weitere Korrespondenzen: Safeta Obhodjas Text „Ein Weg aus freien Stücken“ zu der Fotoinstallation „Ayla“ von Petra Göbel, „Wurzeln I – IV“ von Lavinia Korte zu der Installation „Die Wurzeln des Lebens“ von Vassiliki Karampataki und Marianne Ullmanns Geschichte „Die Begegnung“ zu dem Gemälde „Bogen schlagen“ von Brigitte Beier.
Diese und weitere Texte der Autorinnen wurden von der Schauspielerin Julia Wolff gelesen. Dazu bravourös gespielte Barockmusik des Gitarrenduos WeimerSisters (Katharina Weimer, Theresia Hoang), die unter anderem Jean-Philippe Rameau boten - eine kongeniale Abrundung des Abends.
 
Zwölf starke Frauen – ein Genußabend. Und es geht weiter. Wie immer: Karten und Programm unter www.wuppertaler-literatur-biennale.de



Die WeimerSisters - Foto © Jürgen Kasten

Redaktion: Frank Becker