Walzer vom Leben
Ich spiele soeben Den Walzer vom Leben
Weiß nicht mehr genau
Was das ist
Ich lache und weine
Weiß nur das eine
Weiß nicht mehr genau
Was das ist
Die Tanten in Xanten Und ihre Trabanten
Reden höchst simultan
Die Geistesverwirrten
In Bedburg und Birten
Ziehn introvertiert ihre Bahn
Als Mond in den Kneipen Ertrinken zu müssen
Liegt keineswegs weit ab vom Weg
Als Pferd zwischen Sonsbeck
Und Kalkar zu leben
Ist auch ein beliebter Beleg
Ich spinne und übe Ich hasse und liebe
Weiß nicht mehr genau
Was das ist
Ich tanze und spiele
Denke und fühle
Weiß nicht mehr genau
Was das ist
Der Herzog von Wesel Zieht seinen Esel
Alleine über den Sand
Der Lieblingseleve
Der Fürstin von Kleve
Hat bis heute den Schwan nicht gekannt
In Schenkenschanz und Auf den Feldern vor Geldern
Schleicht morgens der Nebel an Land
In Walsum und Hamborn
Stehn Väter und Söhne
Und stecken den Rhein nachts in Brand
Ich esse und trinke Rufe und winke
Weiß nicht mehr genau
Was das ist
Ich hör von Begriffen
Von Tricks und von Kniffen
Weiß nicht mehr genau
Was das ist
Mit Schiffermütze Und halblanger Jacke
Die Tasche mit Schnaps unterm Arm
So geht man in Homberg
Über die Brücke
Und hofft daß Gott sich erbarm
Das Wetter schlägt um Und wir geben uns Mühe
Die Oma sieht gar nicht gut aus
Die Katzen und Hunde
Und Schafe und Kühe
Die nehmen wir all mit ins Haus
Ich klage und schreie Bin still und verzeihe
Weiß nicht mehr genau
Was das ist
Ich rede und schreibe
Gehe und bleibe
Weiß nicht mehr genau
Was das ist
Den geistigen Menschen Als Nabel zu küren
Welch Unsinn und schöner Betrug
Das Alter nun
An den Baumrinden spüren
Ist endlich Selbstwert genug
Ei darum erklingt ja Musik auf der Erden
Aus Tollwut und Trübsinn gemacht
Damit uns wenn wir
Dann weniger werden
Das Herz nicht erfriert wenn es lacht
Genommen gegeben Gegeben genommen
Das ist der uralte Kreis
Vergehen verkommen
Verkommen vergehen
Ist alles was ich genau weiß
Ich spielte soeben Den Walzer vom Leben
Versuche zu schweben
Und weiter zu leben
Versuche zu leben
Und weiter zu schweben
Soeben zu leben
Soeben soeben
Soeben
Hanns Dieter Hüsch © Chris Rasche-Hüsch
Veröffentlichung aus "Dasa schwarze Schaf vom Niederrhein" in den Musenblättern mit freundlicher Genehmigung
Die Zeichnung stellte freundlicherweise Jürgen Pankarz zur Verfügung. |