„Der Anfang vom Ende“

... als böses Omen fürs angeschlagene Schauspielhaus Düsseldorf

von Andreas Rehnolt

„Der Anfang vom Ende“
 
... als böses Omen fürs angeschlagene
Schauspielhaus Düsseldorf
 
Düsseldorf - Die irische Traum-Komödie von Sean O'Casey geriet im traditionsreichen Haus am Gustaf-Gründgens-Platz ohne erkennbare Regie-Einfälle zum müden und langweiligen Bauerntheater
 
Der Titel der irischen Traum-Komödie „Der Anfang vom Ende“ von Sean O'Casey hat sich in seiner Düsseldorfer Fassung mehr als böses Omen denn als Publikumsmagnet entpuppt. Während im Spielzeitheft noch am Premierenabend (1. Juni) von 1 Stunde und 45 Minuten ohne Pause die Rede ist, fand das Dreipersonenstück in der viel zu hektischen Inszenierung des Schauspieler-Regisseurs Michael Abendroth Gott sei Dank schon nach knappen 65 Minuten ein Ende. Und die dauerten im fast vollbesetzten Großen Haus der traditionsreichen Spielstätte gefühlte drei Stunden.
Rund 700 Zuschauer, überwiegend Angehörige der Silver-Generation, waren erschienen. So viele, wie kaum zu einer Premiere der letzten Monate. Noch im Foyer freuten sich viele frühere Theater-Abonnenten über den „frischen Wind“, den der neueste Interimsintendant Günther Beelitz ins Haus am Gustaf-Gründgens-Platz bringen würde. „Der hat früher tolles Theater hier gemacht, das wird jetzt alles anders werden“, meinten nicht wenige der Premierenbesucher - wohlgemerkt bevor der samtrote Vorhang sich hob.
Das Bühnenbild von Paul Lerchbaumer ist bäuerlich, passend zum Stück, in dem es doch darum geht, daß ein Bauern-Ehepaar über den Wert der Hausarbeit streitet und für einen Tag die Arbeitsplätze tauscht. Sie (Marianne Hoika) geht die Wiese mähen. Er (Wolf Aniol) greift zur Küchenschürze und stürzt sich auf die Hausarbeit. Der Blick durch die geöffnete Küchentür im Bühnenbild von Paul Lerchbaumer gibt den Blick frei auf draußen hängende Wäsche und einen blau-weißen Himmel. Durch die Tür kommt der Freund des Bauern, Barry (Winfried Küppers). Damit stehen drei altgediente und erfahrene Schauspieler auf der Bühne, die eigentlich immer noch Gutes oder zumindest wirklich Lustiges erwarten lassen.
 
Doch was dann folgt, ist mehr plattes Boulevard-Theater als Schauspielkunst. Das Trio spielt leidenschaftslos, rustikal bis tölpelhaft. Da wird mit Tellern jongliert, da werden Glühbirnen artistisch ausgetauscht, da fliegen die Kartoffeln für das Schwein durch die Wohnküche, die Uhr wird demoliert, weil man sie überdreht. Genauso überdreht, hektisch und so, als wollten sie das Stück so schnell wie möglich hinter sich bringen, agieren die Schauspieler. 
Barry schneidet sich fast zwei Finger an der Rasierklinge seines Freundes ab, der schlägt sich den Kopf blutig, als er dem Schwein die Kartoffeln bringen will. Auf der Suche nach etwas Kühlendem verwandelt Barry die gute Stube der Bauersleute in eine Kriegslandschaft, bei der kaum etwas heil bleibt. Doch das alles kommt viel zu schnell, ist viel zu übertrieben und vorhersehbar. Klamotte statt Komödie bei der sich Heiteres und Skurriles ja im positivsten Fall entwickeln kann. Doch in Düsseldorf steht schon nach 15 Minuten das Chaos fest.
 
Zwischendrin ein paar Lacher, nicht wirklich viele. Nicht wenige im Publikum folgen der Vorstellung mit geschlossenen Augen, viele schauen auffallend häufig auf die Uhr oder zu den Ausgängen. Als dann nach knapp 65 Minuten Schluß ist, will Beifall nicht wirklich aufkommen. Eher Goodwill-Klatschen, dazwischen auch etliche Buh-Rufe. Beim Verlassen des Theatersaals hört der Rezensent zahlreiche Stoßseufzer, etliche böse Worte. Zudem gibt's viel Kopfschütteln und das Foyer leert sich am Premierenabend mehr als schnell. Eine Premierenfeier - obwohl geplant - findet nicht statt.
 „Der Anfang vom Ende“ hat sich nicht als Wunderwaffe gegen den Zuschauerschwund in Düsseldorf erwiesen. Dafür war die Inszenierung deutlich zu stumpf. Die zweite Vorstellung nach der Premiere sahen angeblich nur noch 90 Zuschauer, von denen die Hälfte den Theatersaal weit vor dem Ende recht schnell wieder verlassen haben soll.
 
 
Redaktion: Frank Becker