Gesänge des afrikanischen Regenwaldes

„Ndima“ aus der Republik Kongo beim Klangkosmos Weltmusik

von Frank Becker

Foto © Frank Becker

Gesänge des Regenwaldes
 
„Ndima“ aus der Republik Kongo beim Klangkosmos Weltmusik
 
 
Sie kommen tatsächlich für ihre Auftritte aus dem fernen Regenwald des nördlichen Kongo (Brazaville), die Musiker und Sängerinnen der Gruppe „Ndima“ aus der Minderheit der Pygmäen der Republik Kongo. Keine Profis oder hauptberufliche Musiker sind sie – in ihrem normalen Alltag
arbeiten die Angehörigen des Stammes der Aka auf dem Feld, in leibeigener Abhängigkeit von den Bantu, die 98% der Bevölkerung dort stellen. Die in ganz Zentralafrika verstreut lebenden Pygmäen gehören zu einer schwindenden Minderheit, und mit ihnen geht ihre kulturelle Überlieferung verloren. Um die traditionellen Lieder und Tänze zu bewahren, wurde „Ndima“ gegründet.
 
Es gibt natürlich keine notierten Kompositionen oder schriftlichen Text-Überlieferungen – was die Aka singen, wie sie auf der sechssaitigen Harfenzither Mondoumein (mit Angelschnur bespannt), dem einsaitigen Mundbogen Mbela, der einfachen Rohrflöte, den grob geschnitzten Baumtrommeln Ndoumou spielen und wie sie tanzen ist von Generation zu Generation weitergereicht worden. Die bis heute gepflegten archaischen Lieder und Tänze, die Arbeit und Jagd, Haushalt, Ernte und Feste begleitet haben und noch begleiten, klingen in der Polyphonie und dem Registerwechsel der kräftigen Naturstimmen auch für das europäische Ohr anziehend. Unterlegt von versetzten, dem Flamenco nicht unähnlichen Klatsch-Rhythmen sind sie in ihrer Einfachheit doch raffiniert und sprangen beim gut besuchten Auftritt im Remscheider Teo Otto Theater spürbar aufs Publikum über.
Die elementare Lebensfreude, die Naturverbundenheit der Waldbewohner – denn „Ndima“ steht für Wald – wird auch in den rhythmischen Schreittänzen spürbar. Berührend sind die zarten Töne der Mbela, die über eine mit einem Stab angeschlagene Saite aus Baumrinde und die Mundhöhle als Resonanzkörper erzeugt werden – ähnlich dem weltweit verbreiteten Prinzip der Maultrommel.
 
Und dennoch, ein ganz klein wenig beschleicht den Betrachter das Gefühl, man raube den Sängerinnen / Tänzerinnen und den Musikern mit der Präsentation auf einer europäischen Theaterbühne in der Manier Hagenbeckscher „Völkerschauen“ der kolonialen Kaiserzeit einen Teil ihrer Natürlichkeit. Denn der Sprung vom Regenwald in die europäische Zivilisation muß für sie ein Kulturschock sein.

Das Ensemble: Angelique Manongo, Henriette Potolo, Nadège Motambo (Gesang, Tanz) - Dopo Koudzedze (Ndoumou) - Michel Kossi (Mbela, Ndoumou, Kunde, Mondoumein, Tanz) - Olivier Maniale (Gesang, Ndoumou, Kunde, Mobio) - Sorel Eta (Gesang, Tanz, künstl. Leitung)
 

Die Mondoumein der Aka - Foto © Frank Becker



Die Mbela der Aka - Foto © Frank Becker


Weitere Informationen: 
www.klangkosmos-nrw.de