Was Alexander übrig ließ

Alireza Shapur Shabazi - „Persepolis“ Die altpersische Residenzstadt

von Friederike Hagemeyer

Was Alexander übrig ließ

Die altpersische Residenzstadt Persepolis

 
Warum Alexander der Große 330 v.Chr. die prachtvollen Palastanlagen von Persepolis niederbrennen ließ, wird wohl auf Dauer „im Dunkel der Geschichte“ (S. 11) verborgen bleiben. Als der makedonische König später sah, was er angerichtet hatte, soll er Reue gezeigt haben  -  so berichtet die Legende.
 
Die Achämenidenherrschaft
 
Mitte des 6. Jahrhunderts v.Chr. erringt Kyros, der Große, einen entscheidenden Sieg über die Meder; nur wenig später nimmt er Babylon ein. Der Grundstein für die Achämeniden-Dynastie und für das Großpersische Reich ist gelegt, das unter Dareios I. (522 – 486 v.Chr.), seine größte Ausdehnung erreicht. Es erstreckt sich von Kleinasien bis an den Indus, vom Kaukasus bis nach Ägypten.
Im Süden des heutigen Iran in der Provinz Fars, dem Stammland der Perser, gründet Kyros seine neue Residenz „Parsa“ (griech. „Persepolis“) und baut sie zu einer der glanzvollsten Städte der Antike aus. Für den Palast werden wertvollste Materialien verwendet, z.B. schwarzer Marmor und viel Gold. Unter Dareios I., seinen Söhnen und Enkeln geht der Ausbau weiter; es entstehen monumentale Säulenhallen, zu denen pompöse Treppen hinaufführen, deren Wände sind großflächig mit Reliefs verziert. Unter den Dargestellten sind Diener, Soldaten und Repräsentanten unterworfener Länder, aber keine einzige Frau. An den Eingangstoren befinden sich große Tafeln, die in drei Sprachen, Altpersisch, Elamisch und Babylonisch, von den Taten der Herrscher berichten. Das Besondere, für alle drei Sprachen wird dieselbe Schrift benutzt - die Keilschrift.
Persepolis ist vor allem geistiges und religiöses Zentrum, administrative Aufgaben werden hier nicht wahrgenommen. Wohl deshalb erhielten Ausländer keinen Zutritt, und möglicherweise taucht der Name Persepolis auch deshalb bis zu Alexander dem Großen kaum in griechischen Quellen auf.
Zweihundert Jahre lang existiert diese reiche, prächtige Stadt bis sie 330 v.Chr. von makedonischen Soldaten geplündert und in Schutt und Asche gelegt wird. Persepolis wird sich von dieser Katastrophe nie wieder erholen, von der einst so bedeutenden Stadt bleiben nur Ruinen.
 
Die Ruinen von Persepolis
 
Das Ende von Persepolis bedeutet auch das Ende der Achämeniden-Herrschaft. Sprache und Schrift geraten in Vergessenheit, und es dauert nur wenige Generationen bis sich auch niemand mehr an den Namen dieser einst so berühmten Stadt erinnert.
Ende des 17. Jahrhunderts besuchen die ersten europäischen Forschungsreisenden die Ruinen und berichten davon. Erst weitere ca. 150 Jahre später beginnen systematische Ausgrabungen, von 1931 – 1939 graben deutsche Archäologen in Persepolis. Seit 1939 wird der Ort von iranischen Archäologen erforscht. Heute gehört Persepolis zum UNESCO Weltkulturerbe.
 
Umfassende Beschreibung der Bauwerke
 
In seinem Buch „Persepolis – die altpersische Residenzstadt“, erschienen 2013 bei Philipp von Zabern, nimmt der Archäologe und Chefausgräber Alireza Shapur Shabazi (1942 – 2005) den Leser mit zu den Herrschersitzen, Königsgräbern und Kunstschätzen der antiken Palastanlage, die sich auf 125.000 qm auf einem natürlichen Felssporn erhebt. Er erläutert die ursprüngliche Funktion der Gebäude, insbesondere den eindrucksvollen Audienzpalast, die riesige Apadana. Wunderbare Fotos und anschauliche Rekonstruktionen ergänzen die Texte. Leider enthält der Band keine Karten oder Lagepläne, so daß die Orientierung manchmal schwer fällt. Dennoch ist dem Verlag ein schönes, anregendes Buch gelungen, das allein schon durch sein Bildmaterial zum Blättern und Schmökern einlädt. Der Leser erhält eine Vorstellung von dem vormals so glanzvollen Persepolis, der Stadt, die zum Inbegriff altpersischer Geschichte und Kultur wurde.
 
Alireza Shapur Shabazi - „Persepolis“ Die altpersische Residenzstadt
© 2013 Verlag Philipp von Zabern, 224 S., 176 farb. und 13 s/w Abb. 21 X 23 cm, geb. ISBN 978-3-8053-4678-8
Lizenzausgabe für die WBG (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Darmstadt
ISBN: 978-3-534-26198-7
29,99 €
 
Weitere Informationen: www.zabern.de/