Goldig!
Lappan Art legt, um den Sommer anspruchsvoll zu gestalten, mit einem edel aufgemachten Premium-Band eine Auswahl der ebenso bestürzend schönen wie beunruhigenden Bilder- und Alptraum-Welten des Malers, Cartoonisten, Satirikers und Kunstkritikers Rudi Hurzlmeier vor. Als „Meister der komischen Kunst“ gefeiert und der Malerei vergangener Epochen deutlich verpflichtet, kann der 1952 geborene Künstler auf ein nicht nur von der Zahl her beeindruckendes Œuvre schauen. Wir dürfen in „Meisterwerke der goldigen Periode“ mitschauen und treffen neben dem ungeheuren Reichtum an originärem Schaffen auf grandiose Adaptionen und Persiflagen berühmter Gemälde, auf die Auseinandersetzung mit Zeitgenossen und delikate Skizzen.
Hurzlmeiers Werk, in das er in einem eloquent ironischen Vorwort höchstselbst einführt, weist ihn als einen Seelenverwandten des von den Musenblättern in ihren frühen Jahren intensiv und ausgiebig vorgestellten Eugen Egner aus. Wie jener tänzelt Hurzlmeier virtuos zwischen Tiefsinn und Nonsens, zwischen großer Malerei und hintersinnigem Cartoon. Beide sehen sich in der Nachfolge des großen Robert Crumb, was Wunder, daß Hurzlmeiers „Thanksgiving“ deftig mit Crumbs Motiven spielt. Das Spiel mit Bekanntem findet sich auch in der Titelgestaltung, bei der Hurzlmeier sich in „Little Mermaid“ Francois Bouchers „Ruhendem Mädchen“ (Abb. links) annimmt, während das Gemälde „Lesereise“ die Adaption der Lady-Godiva-Legende von John Collier bis Kirsi Salonen aufgreift und „Sunset Boulevard“ eine Verneigung vor der Romantik Caspar David Friedrichs ist. Mit Arno Schmidt teilt er die Liebe zu Karl May und dem „edlen Wilden“. Der Beispiele weitere finden sich im Buch und im Gesamtwerk.
Zwar gibt Rudi Hurzlmeier in seinem Vorwort einige Hinweise auf die Symbolik seiner beliebtesten Sujets, doch bleiben Gurken und Kolibris, Lurche und Leus, Kürbisse und Möpse, Pferde und Affen, Berge, Nandus und Mohren weiterhin kryptisch. Erfreulich Hurzlmeiers deutliche Hingabe zur Erotik. Mit allen Attributen der Weiblichkeit in schwellender Üppigkeit ausgestattete Akte schier auffordernden Charakters und gelegentlich – beinahe verschämt – erscheinende männliche Geschlechtsteile sowie phallische Objekte lassen daran kaum einen Zweifel aufkommen. Doch auch der rasch hingeworfene Strich seiner Skizzenbücher sei dem Betrachter dieses lohnenden Bandes ans Herz gelegt, denn er zeigt wie das große Gemälde das unerhörte Können des Künstlers.
Zweimal bereits wurde er mit dem Deutschen Karikaturenpreis ausgezeichnet und mit dem Sondermann-Preis für Komische Kunst der Frankfurter Buchmesse. Rudi Hurzlmeier hat für sein ergötzliches Werk, das wir Ihnen hier nur in Auszügen vorstellen können, auch unsere Auszeichnung redlich verdient, die ihm hiermit verliehen wird: den Musenkuß.
Rudi Hurzlmeier – „Meisterwerke der goldigen Periode“
© 2014 Lappan Verlag, 96 farbige Seiten, gebunden, Fadenheftung, 22,6 cm x 27,7 cm, mit einem Vorwort des Künstlers
ISBN: 978-3-8303-3372-2 20,- €
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