Greve empfiehlt Altona Einige Hinweise zur 350-Jahrfeier der Stadt Altona bei Hamburg Mit wie wenig Bildern und Gegenständen kommt man aus, um 350 Jahre Stadtgeschichte zu beschreiben? Wieviele Buchseiten braucht es, um 350 Jahre Altona hinreichend zu schildern? Und was würde ich selber als Motiv wählen, um meinen eigenen Stadtteil für eine kurze „Empfehlung“ zu bebildern? Schwierig, schwierig. Zur Not unser White-House-Rathaus, weil es so angenehm frei von understatement ist: Wenn schon Behörde und Bezirkspolitik, dann doch bitte gediegen und großartig in Grün gebettet - mit dem Urstromtal der Elbe als Horizontlinie.
Hamburger sein bedeutet, die Elbe zu mögen - um wieviel mehr gilt das für die Stadt in der Stadt, für Altona, das sich quasi ab Fischmarkt Kilometer um Kilometer am Nordufer der Elbe dahinzieht: Da steckt eine ganze Menge Heimat in so einem Fluß. Ich empfehle ihnen, sich das Bild selber zu machen. Möglichst an diesem Wochenende. Aus Anlaß des Jubiläums nehmen wir Altonaer eine gewisse Zahl von zusätzlichen Besuchern in Kauf, wenngleich wir für das stromseitige Laufen, Sitzen, Gucken, Trinken, Essen, Grillen eigentlich keine Verstärkung brauchen. Das kriegen wir normalerweise ganz gut alleine hin.
Um sich für das Erleben zu wappnen und um Dinge zu sehen, die sich selbst durch verschärftes Maulaffenpfeilhalten nicht mehr erschließen ließen, weil es sie gar nicht mehr gibt, empfehle ich die Anfang der Woche eröffnete Ausstellung im Altonaer Museum. Das Haus in der Ansicht wäre für mich - und sicher etliche andere - ebenfalls ein aussagekräftiges Altona-Motiv. Ja, nehmen wir es doch ruhig mal – dann haben wir mit allem, was sich hinter der Fassade verbirgt, auch gleich das ganze Thema im Sack: „Was ist Altona“? Gute Frage! Die Unmöglichkeit einer richtigen Antwort wird schon dadurch angedeutet, daß alleine drei Plakatmotive für die Ausstellung werben. Aber um das umfangreiche Terrain schon vorab oder hernach behaglich und gründlich zu erledigen, ist ein Buch nach wie vor eine gute Wahl.
Nicht nur der Bezirk Altona, sondern auch die Museumslandschaft erstreckt sich elbabwärts und zwei Perlen liegen im großzügigsten Park Hamburgs und sollten zumindest von außen genossen werden: Das alte Jenischhaus und das immer noch moderne Barlachhaus, in dem gerade heute eine Impressionismus-Ausstellung ausläuft. Da muß ich jetzt schnell hin.
Dem ganzen Festrubel um den Bahnhof und an der Elbe (mittendrin eines der unendlich vielen Sportevents, mit der die Stadt seit einigen Jahren geschlagen ist - diesmal Cyclassics, aber wer kann das noch auseinanderhalten), werde ich mich aber entziehen und das Nahe suchen: Dänemark.
Ich wünsche Ihnen einen angenehmen, anregenden und überschaubaren Aufenthalt.
Holmer Stahncke – „Altona, Geschichte einer Stadt“
2014 Eller & Richter, 384 Seiten, gebunden, 136 Abbildungen - ISBN 978-3-8319-0560-7
€ 19,95 [D] / € 20,40 [A]
Ganz andere Informationen: ein vertiefender Text zu „Neue Mitte Altona“ von Andreas Greve 2012 - www.musenblaetter.de
Redaktion: Frank Becker |