Hörtip: James Joyce

Ein Portrait des Künstlers als junger Mannn

von Judith von Rauchhaupt

James Joyce
Ein Portrait des Künstlers als junger Mannn
 
Aus dem Frühwerk des irischen Sprachmagiers
ist jetzt ein Hörbuch entstanden, das aufhorchen läßt.
Joyce‘ komplexes Spiel mit Sprache wirkt hier federleicht.
 
Der erste Roman des einflußreichsten Schöpfers der literarischen Moderne A Portrait of the Artist as a Young Manist 1916 in New York erschienen und war der Wegbereiter für das spätere Monumentalwerk Ulysses. Hier taucht bereits Joyce´ literarisches Alter Ego Stephen Dedalus auf, der mit seinem jungen Leben, seiner Sexualität, seiner Moral, mit Kirche und Politik hadert. In fünf Kapiteln erzählt, erfragt und durchleidet er die Stationen seiner Kindheit, Jugend und Adoleszenz bis hin zu den ersten Schreibversuchen und zum Aufbruch in ein selbstbestimmtes Leben weg von Irland. Joyce lenkt dabei die Aufmerksamkeit des Lesers oder Hörers auf die Sprache selbst und setzt schon jenen „stream of conciousness“ genannten Bewußtseinsstrom ein, der als seine besondere Kunst des inneren Monologs in die Literaturgeschichte eingegangen ist. Darin liegt genau die Chance für ein Hörbuch und die Herausforderung für den Interpreten. Der erfahrene Bühnenschauspieler Simen Rühaak läuft in diesen inneren Monologen, die er mit den verschiedenen Sprachzuständen wie dem der Jugend, der Erwachsenheit und der Abgeklärtheit moduliert, zu Hochformen auf. Mit kunstvollen Wortpausen und einer Art des Sprechgesangs gestaltet er das nahezu halluzinierende Nachempfinden der Welt des Stephen Dedalus lautmalerisch, als füllten die Worte allein die verschiedenen Klangräume des Hörbuchs mit Bildern. So leicht und fast beschwingt von der Musik der Sprache hat man Joyce´ Wortgewalt noch nicht erfahren.
 
James Joyce, ein Portrait des Künstlers als junger Mann, ungekürzte Lesung,
Sprecher: Simen Rühaak
Der Hörverlag 2014, 10 CD, Laufzeit ca. 11:21 Stunden
34,99 Euro
 
Weitere Informationen:  www.randomhouse.de/Hoerbuch/