Tosca triumphiert
In Wuppertal präsentierte Stefano Poda
mit Mirjam Tola eine überragende „Tosca“
„Tosca“. Melodramma von Giacomo Puccini.
Libretto von Guiseppe Giacosa und Luigi Illica.
Musikalische Leitung: Toshiyuki Kamioka - Inszenierung, Bühne, Kostüme, Licht: Stefano Poda - Künstlerische Assistenz Inszenierung, Bühne, Kostüme, Licht: Paolo Giani Cei - Chorleitung: Jens Bingert - Fotos: Uwe Stratmann
Besetzung: Floria Tosca (Mirjam Tola) – Mario Caravadossi (Xavier Moreno) – Baron Scarpia (Mikolaj Zalasinski) – Priester (Dieter Goffing) – Angelotti (Greg Ryerson) – Spoletta (Johannes Grau) – Sciarrone (Jan Szurgot) – Kerkermeister (Jochen Bauer) – Hirtenjunge (Lucas Northrup)
Chor der Wuppertaler Bühnen; Statisterie; Sinfonieorchester Wuppertal
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Puccinis „Tosca“ ist schwer zu fassen. Denn die Entwicklung der Titelheldin im Verlauf der Handlung ist atemberaubend. In gut zwei Stunden verwandelt sich eine launische Diva in eine furchtlose Kämpferin, die über ihren Gegenspieler Scarpia triumphiert – den tyrannischen Polizeichef von Rom, der ihren Geliebten Caravadossi mit dem Tode bedroht. In Stefano Podas „Tosca“-Inszenierung, die vergangenen Freitag die erste Wuppertaler Spielzeit unter Opernintendant Toshiyuki Kamioka eröffnete, deuteten Kostümwechsel subtil Toscas Wandlung an. So erschien Sopranistin Mirjam Tola zunächst unnahbar in ihrem strengen schwarzen Kostüm. Ihr riesiger Hut, hinter dem sie sich verbarg, fiel erst bei der Liebesszene mit Tenor Xavier Moreno. In einem weiten blutroten Mantel trat sie Mikolaj Zalasinski alias Scarpia entgegen. Aus Rot wurde Weiß, als Tosca nach Caravadossis Hinrichtung dem eigenen Tod entgegenblickte. Überzeugende Aktualisierung
Stefano Boda, der in Wuppertal neben Regie auch für Bühne, Kostüme und Licht verantwortlich zeichnet, zeigte sich als Meister der Reduktion. Schwarz, rot und weiß – viel mehr Farben brauchte der Italiener nicht, um „Tosca“ ein stimmiges Outfit zu geben. Der dunkelste Farbton dominierte allerdings das Geschehen. Schwarz gekleidet waren nicht nur Scarpia und seine Helfer, die an eine faschistische Miliz denken ließen. In Schwarz war auch die Bühne gehalten – etwa das riesige gekippte Kreuz, das im ersten Akt die Blicke der Zuschauer auf sich zog. Die Kardinalsprozession mit golden schimmernden Kreuzen – dargestellt vom Opernchor – brachte zwar zusätzlich Farbe ins Spiel, steigerte aber noch das Gespenstische der Szenerie. Die allgemeine Düsterkeit kontrastierte lebhaft mit der farbenprächtigen Musik, die Dirigent Kamioka und das Sinfonieorchester Wuppertal gekonnt herausarbeiteten. Indem die Inszenierung Puccinis Lyrismus, der selbst nach Caravadossis Folterung und Scarpias Ermordung wiederkehrte, auf die finstersten Erfahrungen der Moderne bezog, gelang ihr eine überzeugende Aktualisierung des Stoffes. (Auch wenn Regisseur Poda im Programmheft diesen Begriff nicht auf seine „Tosca“ beziehen wollte.)
Spitzenleistung des Ensembles
So wie Tosca triumphierte am Ende auch Mirjam Tola. Glaubhaft stellte sie die Entwicklung ihres Bühnencharakters dar und war allen vokalen Herausforderungen gewachsen. Perfekt intoniert und vorgetragen, glich Toscas Arie „Vissi d’arte“ (Ich lebte nur für die Kunst) fast einem persönlichen Bekenntnis und erntete spontanen Jubel. Auf ebenbürtig hohem Niveau agierte Tolas Duettpartner Xavier Moreno. Seine lyrischen Qualitäten konnten sich in Caravadossis Abschiedsarie „E lucevan le stelle“ voll und ganz entfalten. Mikolaj Zalasinski zeigte große Gestaltungskraft und gab einen Bösewicht erster Güte. In der Rolle von Scarpias Gefolgsleuten lieferten auch Johannes Grau und Jan Szurgut Spitzenleistungen ab. Das ganze Ensemble wurde vom Wuppertaler Publikum begeistert gefeiert.
Weitere Informationen unter: www.wuppertaler-buehnen.de
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