Klüngel-Kunst

von Konrad Beikircher

Foto © Frank Becker
Klüngel-Kunst
 
Tja, dä Bayer, singe Maut-Dickkopp un singe Amigos! Tz, tz tz! Gemessen an der Hohen Schule des Klüngelns ist das Schauspiel, das der Bayer uns bietet, quasi Steinzeit. Er geht mit seinen Freunderln, den Spezis oder Amigos, um, wie mit der Kuh: mit groben Griffeln wird gemolken, was das Euter (sprich: Portemonnaie) hält! Das ‘zwick’t und schmerzt, und deshalb fliegt auch immer wieder alles auf. Und auf alle noch so peinlichen Fragen reagiert er mit der bayerischen Verneinung: „Herr ……., haben Sie Geld angenommen...?“. „Net direkt!!“. Haben Sie vielleicht Ihre Verwandtschaft irjendswo lukrativ ongerjebrach?“ „Nöö, net wirklich – und falls doch, noch knapp bevor et verboten wurd.“ Einfallslos. Wenn ich dagegen die Hohe Schule des kölschen Klüngels betrachte...!
Der kölsche Klüngel ist der atemberaubende Seiltanz zwischen Interessen-Ausgleich und Erpressung. Und es gibt da ein paar Regeln:
1. Dat bliev unger uns!
2. Do hammer all jet von!
3. Wenn Du nit wills: ich kann och anders!
4. Dat klapp! Un wenn nit, krieje mir et an et Klappen!
5. Dä Dingens weiß Bescheid!
6. Dä Dingens bruch nit Bescheid ze wisse!
7. Dä Dingens soll sich ens janz bedeckt hale, dä hät           jo domols och...!
8. Dä Dingens es bei uns em Vürstand, dat kriejen ich         demm schon beijeboge!
9. Hand drop!
10.Dat lööf!
Und wenn man diese Regeln beherzigt, klapp et! Siehe z.B. Müll oder Mülheimer Brücke, ein klassisches Beispiel Adenauerscher Klüngelei. Natürlich gab es damals billigere Angebote, aber ebends nicht aus Köln!
 
Der Rheinländer hat erkannt: „Wer die Finger überall drin hat, kann keine Faust mehr ballen“ (Dieter Hildebrandt). Deshalb beteiligt er am Klüngel möglichst alle, dann klapp et un keiner lööf ussem Ruder. So gesehen ist Klüngel Demokratie à la Köln. Quasi!
 
In diesem Sinne
Ihr
Konrad Beikircher
 
 

©  2014 Konrad Beikircher für die Musenblätter
Redaktion: Frank Becker