Uraufführung des Theaterstücks „Die letzte Soiree“ von Arna Aley
über den jüdischen Kunsthändler Alfred Flechtheim Inszenierung: Meinhard Zanger - Bühne & Kostüme: Darko Petrovic - Fotos: Kyoung Jae Cho
Mitwirkende: Florian Bender | Luan Gummich | Sven Heiß | Monika Hess-Zanger | Claudia Kainberger | Bernd Reheuser | Manfred Sasse | Sabrina vor der Sielhorst
Nach der Uraufführung am 6./7. September zur Eröffnung der neuen Spielstätte des Münsteraner Wolfgang Borchert Theaters wird die Inszenierung von Meinhard Zanger vom 30. September bis 3.Oktober als Gastspiel en suite im Düsseldorfer Schauspielhaus zu sehen sein.
Die Inszenierung war der Einstieg für die neue Spielstätte am Stadthafen Münster. Die Berliner Autorin Arna Aley hatte im Auftrag des Theaters das 90-minütige Stück über Flechtheim (1878-1937) geschrieben.
Der 1878 als Sohn eines jüdischen Getreidehändlers in Münster geborene Flechtheim gilt bis heute als der einflußreichste Galerist der Weimarer Republik. Sein Ruf als intimer Kenner vor allem der französischen Avantgarde-Szene hält bis heute an. Zudem war er nicht nur ein Liebhaber von Kunst, sondern wußte oft schon Jahre vor einem späteren Erfolg eines Künstlers, daß dieser sich bei Sammlern und Museen würde durchsetzen können. Am 9. Oktober 1913 eröffnete er in Düsseldorf seine erste Galerie. Später eröffnete er weltweit anerkannte Galerien auch in Berlin sowie zeitweilig in Köln und Frankfurt, die später von den Nationalsozialisten liquidiert oder von früheren Teilhabern fortgeführt wurden.
Einige Bilder konnte Flechtheim - er flüchtete 1933 vor den Nazis über die Schweiz und Paris nach London - ins Ausland transferieren. Flechtheim starb im 1937 verarmt im Londoner Exil. Als seine in Deutschland gebliebene Ehefrau sich 1941 in Berlin das Leben nahm, um einer Deportation in ein Vernichtungslager zu entgehen, wurden die dort verbliebenen Kunstwerke vom NS-Regime beschlagnahmt oder gelten als verschollen. Auch seine Privatsammlung, zu der zahlreiche Werke von Pablo Picasso, Juan Gris oder Fernand Léger gehörten, hatte sich ab 1933 unter der Nazi-Verfolgung aufgelöst. Das dokumentarisch-fiktionale Stück beginnt mit der Rückkehr Flechtheims aus dem Himmel im Jahre 1941 zu seiner Frau Betty Goldschmidt und schildert rückblickend auf dokumentarische Texte und auf Texte aus Flechtheims Tagebuch das Leben des Kunstexperten.
Das Thema ist für das Wolfgang Borchert Theater in Münster kein Zufall, denn die Bühne zog nach 15 Jahren Domizil in der Alten Molkerei nun in neue Räume im Flechtheim-Speicher. Der ehemalige Getreidespeicher gehörte ursprünglich der Familie Flechtheim und wurde zu einem Büro-, Praxis- und Kulturquartier umgebaut. In dem Gebäude findet das Wolfgang Borchert Theater nach Ansicht seines Intendanten Meinhard Zanger vom Wochenende bessere Voraussetzungen für den Theaterbetrieb als in der alten Spielstätte.
Die Zahl der Zuschauerplätze erhöhte sich von vormals 100 auf nunmehr 146, zudem sind die neuen Räumlichkeiten barrierefrei und mit moderner Lichttechnik ausgestattet. Ein Foyer mit Theatercafé ermöglicht zudem weitere Angebote, wie etwa ein „Philosophisches Café“ sowie Musik- und Literaturveranstaltungen. Das 1956 gegründete Wolfgang Borchert Theater ist eines der ältesten Privattheater Deutschlands. Intendant Meinhard Zanger war in den letzten Jahren mit Klassikerinszenierungen und zeitgenössischen Stücken erfolgreich. In der Spielzeit 2013/14 besuchten 29.263 Zuschauer die 287 Vorstellungen, das entspricht einer Auslastung von 98,2 Prozent.
Weitere Informationen: www.wolfgang-borchert-theater.de - www.schauspielhaus-duesseldorf.de
Redaktion: Frank Becker |