Wagner für Wagner-Hasser

Ein Kompendium harscher Urteile

zusammengestellt von Frank Becker

Richard Wagner

Stimmen zum Tristan

Für unsere schwachen Nerven und Ohren ungenießbar. Der Gesang besteht nur in heulenden, schrillen Tönen; sie brüllen, wüten, toben und werden dazu von einem Orchester mit den kunstvollsten Dissonanzen begleitet: Pauken, Trompeten, Zimbeln und noch andere neuerfundene Instrumente steigern sich zu wahrer Raserei. Mit diesen drei Auführungen wird wohl Tristan und Isolde sich ins Privatleben zurückziehen müssen.
Josefine von Kaulbach (1863)

...eine Oper voll wiehernder Lüsternheit, Unzucht und Ehebruch als Totenfeier...
Sigl in "Bayrisches Vaterland"

Zu gierig verschlang er den Schopenhauer,
Doch sein Magen ist ein schlechter Verdauer,
Nun kommt der Tristan dem Ohr
Wie ein philosophisches Rülpsen vor.
Oskar Blumenthal (1885)

Nächsten Freitag soll der Ehebruch mit Pauken und Trompeten, mit vollständiger Zukunftsmusik übers Hof- und Nationaltheater ziehen. Viele sind freilich so frei, zu sagen, es sei weder höflich noch national, den Bruch des sechsten Gebotes mit Glanz und Glorie zu verherrlichen, und andere wollen deshalb wissen, daß der Wahnsinn auf seinem natürlichen Schauplatz, auf den Ramersdorfer Lüften (Platz des Münchner Irrenhauses) aufgeführt werde.
Münchner Volksbote (1865)

...die Instrumentaldemagogie seines "Leitmotives" mit Pauken und Blech von Streichern so lange gefiedelt, bis es auch dem Unmusikalischsten im Schädel dröhnte; sein "versenktes" Orchester, aus dem er die Beifallsstürme dirigierte (durch vorgedruckte Programmvorschriften für seine Weihfestspielgemeinde) - eine Diktatur nach Noten, die Nietzsche vorausgewarnt hatte.
Walter Mehring, "Die verlorene Bibliothek",Viertes Kapitel (1964)