Greve empfiehlt Geld (oder zumindest Mäzene)

bzw.: Kunst als Gewerbe im DesignXport und das Museum für Kunst und Gewerbe mit der Ausstellung „Fette Beute - Reichtum zeigen“

von Andreas Greve

Foto © Arne Weychardt
Greve empfiehlt Geld
(oder zumindest Mäzene)

bzw.:
Kunst als Gewerbe im DesignXport
und
das
Museum für Kunst und Gewerbe mit der Ausstellung
„Fette Beute - Reichtum zeigen“
 
Angewandter Reichtum
 
Kunst braucht Geld. Keine Frage. Wenn man so richtig schön viel Geld hat, wie die mir unverwandten Greves, läßt sich prächtig mäzenieren. Ganze Universitätsflügel haut man dann raus oder 30 Millionen Aushubfinanzierung für die damals knapp angedachte Elbphilharmonie. Aber schon mit bescheidenen 25 000 Euro läßt sich recht viel Glamour lostreten, etwa wenn der Hannelore-Greve-Literaturpreis an Nobelpreisträgerin Herta Müller vergeben (da paßt das Wort mal, denn es gäbe sicherlich Künstlerkonten auf denen nicht schon so viele schwedische Nobel-Kronen wohnen) wird. Das bedeutet dann Großer Festsaal im Rathaus der Freien und Hansestadt und artige Rede vom Bürgermeister und anderen - bis alle fast im Schlaf Hannelore-Greve-Literatur-Preis sagen können. Sogar Herta Müller dankte der „lieben, verehrten“ Hannelore Greve – hielt dann aber eine völlig von Anlaß und Ort gelöste frei Rede – ja schon fast eine Art hermetischen Monolog - zum Thema Exil und endete in der Forderung nach einem Exilmuseum. Danach gab es Häppchen für alle.
 
Angewandte Kunst
 
Bei der Verleihung des von Senat und Bürgerschaft spendierten Karl-Schneider-Preises (25.000) für angewandte Kunst gab es Garnelen auf Belugalinsen mit einem Pesto, das den weiten Weg in das menschenleere Neubaugebiet am Rande der Hafencity vollauf rechtfertigte. Außerdem sprach hier die Kultursenatorin Barbara Kisseler, die stets weiß, wovon sie spricht, wo und vor wem – sie hatte dann auch keine Schwierigkeiten, danach die Mutter des einen (Rocket) der traditionell anonym auftretenden Preisträger direkt anzusprechen. Rührenderweise gab es sogar ein Gruppenbild: Vermummte Trendsetter mit stolzer Mutter aus der Grafschaft Bentheim. Und ich ohne Kamera!
 
75 Plakate der Preisgekrönten Shootingstars Rocket & Wink hingen an der Wand – ACHTUNG, HIER KOMMT DIE EMPFEHLUNG – der nagelneuen Location Designxport: Ein toller Raum. Ein großer Raum. Ein wahnsinnig großer Raum! Mit einer vorzüglichen Bücherwand zum Thema Design im ersten Stock. Die Hafencity hat hier wohl nicht mit günstigen Konditionen gegeizt. Trockenwohnen auf höchstem ästhetischen Niveau. Ich halte den Ort für einen der besuchenswertesten im Neubau-Segment der umstrittenen Hafencity.
Rund 14.000 Designer arbeiten angeblich in Hamburg. Designxport versteht sich als ihr Anlaufhafen.
 
Reichtum im Museum zeigen
 
Satte 42.000 Millionäre leben in der Elbmetropole, die damit einen deutschen und europäischen Rekord hält. (Jeder Designer könnte sich also drei Mäzene halten). Diesen Satz über die „hohe Reichen-Dichte“ hatte ich bereits hingeschrieben, als ihn die Kultursenatorin einige Zeit später leicht variiert in ihre Eröffnungsrede im MKG-Museum flocht. (Sie nahm mir das Wort aus dem Mund. Nun gut.) Traditionell zeigt man in Hamburg seinen Reichtum nicht so sehr oder so penetrant wie andernorts. Da ist es hilfreich Anschauung aus anderen Quellen in Anspruch zu nehmen – und das tut das einfallsreiche Museum für Kunst und Gewerbe bis nach Weihnachten mit „Fette Beute – Reichtum zeigen“. Ich leistete mir an dem Abend einen wirklich guten Photographen: Rainer Spitzenberger aus München. Den möchte ich abschließend ebenfalls empfehlen. Dafür hat er im Gegenzug das Photo gestiftet – semimäzenatisch quasi.